Experten für deutlich niedrigere Ausreisetest-Grenzwerte

In Bezirken, in denen Ausreisetests durchgeführt werden, wird das tägliche Wachstum der 7-Tage-Inzidenz im Schnitt um sechs Prozent gebremst, wie Komplexitätsforscher um Peter Klimek in einem neuen „Policy Brief“ berechnen.

Um eine Niedriginzidenzstrategie in Österreich zu fahren, empfehlen die Fachleute daher, die Inzidenzgrenzwerte für regionale Ausreisetests von aktuell 400 auf 100 und darunter zu senken.

Von den vorgeschriebenen Tests bei der Reise aus einem Bezirk mit sehr hohem Infektionsgeschehen profitieren auch die angrenzenden Gegenden: Dort lässt sich der Analyse der Komplexitätsforscher Klimek, Stefan Thurner und Georg Heiler zufolge die Zunahme der 7-Tage-Inzidenz immerhin um drei Prozent täglich drücken.

Senke man den Grenzwert für die vierwöchigen lokalen Maßnahmen längerfristig auf eine Inzidenz von 100, sei damit zu rechnen, dass bundesweit dann nur noch um die 50 neu infizierte Personen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner und Woche zu verzeichnen wären, schrieben sie in dem nun veröffentlichten Papier. Würden Ausreisetests gar schon ab einer Inzidenz von 25 verlangt, ließe sich ein österreichweiter Wert von zehn erreichen.

Wien bei Modellrechnungen nicht berücksichtigt

Aufgrund der Tatsache, dass Ausreisetests für die Bundeshauptstadt nur äußerst schwer umzusetzen wären, wurde Wien in den Modellrechnungen nicht berücksichtigt. Die Simulationen zeigen, dass die zweite Welle im Herbst nicht verhindert worden wäre, sich allerdings deutlich abgeflacht hätte, wenn für die Ausreise aus Bezirken mit einem Grenzwert von 25 und darüber derartige Nachweise verlangt worden wären.

Die Annahmen der Forscher basieren auf Analysen der Situation in jenen 14 politischen Bezirken bzw. Hochinzidenzgemeinen, in denen Ausreisetests bisher verordnet wurden (Stand: 6. April). Auch durch verminderte Mobilität und Kontakthäufigkeit „versandet“ eine Welle unter diesen Bedingungen rascher. Obwohl die messbaren Effekte von Fall zu Fall erheblich divergierten, sei die Wirkung positiv.