CSU-Chef Markus Söder
APA/dpa/Peter Kneffel
Deutsche Kanzlerfrage

Söder macht Weg für Laschet frei

Lange hat es gedauert, nun ist es entschieden: Die Union aus CDU und CSU geht mit Armin Laschet als Kanzlerkandidat ins Rennen. Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte am Dienstag seinen Rückzug. Laschets Kür war ein tagelang öffentlich ausgetragener Machtkampf vorausgegangen – ohne Not, wie sich zeigte.

Söder trat Dienstagmittag vor die Kameras und lenkte ein: „Die Würfel sind gefallen“, so Söder. Laschet werde der Kanzlerkandidat der deutschen Union. Er bedankte sich für den Zuspruch, doch es sei „für mich klar: Es gibt Verantwortung für das Land, aber auch eine Verantwortung für die Union.“ Jetzt komme es darauf an, die Reihen zu schließen. „Nur eine geschlossene Union kann am Ende erfolgreich sein.“ Insofern biete er nun der CDU seine Unterstützung an.

CSU-Generalsekretär Markus Blume bezeichnete Söder als den „Kandidaten der Herzen“. Aber in der Demokratie, gerade in der innerparteilichen Demokratie entschieden Mehrheiten. Schon zuvor hatte es unter der Hand aus Kreisen der CSU geheißen, Söder werde dieses Mal das Votum des CDU-Bundesvorstands akzeptieren.

Das Gremium der großen Schwesterpartei CDU hatte in der Nacht auf Dienstag nach mehr als sechsstündiger kontroverser Diskussion mit 77,5 Prozent für Laschet als Kanzlerkandidaten der Union gestimmt. Es war bereits das zweite Votum für Laschet, der als CDU-Chef auch das Vorgriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur hat. Laschet war erst im Jänner an die CDU-Spitze gewählt worden.

Laschet kandidiert für die Union als Kanzler

CSU-Chef Markus Söder zieht sich zurück und überlässt damit Armin Laschet, für den sich die CDU zuvor ausgesprochen hatte, die Kanzlerkandidatur der Union. Laschet geht gegen Olaf Scholz von der SPD und Anna-Lena Baerbock von den Grünen ins Rennen um die Nachfolge von Angela Merkel.

Söder auf Schlingerkurs

Söder hatte beim ersten Votum in den Parteigremien gesagt, er wolle sich der Entscheidung beugen, wollte dann aber doch nicht zurückziehen. Für ihn sprachen seine weit besseren Umfragewerte und die Annahme, die Parteibasen beider Schwesterparteien stünden hinter ihm.

Söders Kurs zog einen tagelang auf offener Bühne ausgetragenen Kampf um die Kandidatur nach sich, der erst mit Söders Statement am Dienstag ein Ende fand. Via Twitter kamen Glückwünsche der noch amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an ihren Parteichef Laschet: „Ich freue mich auf die kommenden Monate unserer Zusammenarbeit“, wurde Merkel zitiert.

Start in Wahlkampf unter schlechten Vorzeichen

Nun tritt Laschet als Merkels Nachfolger an der Spitze der CDU auch als Kandidat in ihre Fußstapfen. Zwischen seiner Absicht anzutreten und dem tatsächlichen Beschluss aber bleibt durch den Machtkampf viel verbrannte Erde in der Union übrig. Das Duell der beiden Ministerpräsidenten beschädigte schon vor Beginn des eigentlichen Wahlkampfs das Image Laschets als Krisenmanager, weil er in Summe neun Tage brauchte, eine Entscheidung herbeizuführen. Die Tatsache, dass sich CDU-Stimmen für Söder ausgesprochen haben, trägt zudem nicht zur Geschlossenheit der Union bei.

Harmonie bei Grünen

Die Grünen zeigten sich besorgt ob des langen Machtkampfs in der Union. CDU und CSU hätten sich einen „unglaublichen Schaden zugefügt und sich zerfleischt“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) im Deutschlandfunk. Die „große Zerrissenheit“ der Union sei besorgniserregend. Damit werde die Union „noch lange zu kämpfen haben“. Die Grünen hatten ihre Kanzlerkandidatin Annalena Berbock bereits am Montag gekürt. Trotz der Doppelspitze mit Robert Habeck fiel hier die Entscheidung harmonisch und geschlossen.