Ein Mann mit Schutzkleidung bittet eine Person in eine Impfstation
APA/Robert Jaeger
Mehr Impfstoff

Bundesländer für neue Lieferungen gerüstet

Durch die vorgezogene Impfstofflieferung von Biontech und Pfizer tritt nun der von der Politik viel gepriesene „Impfturbo“ in Kraft. Ein Rundruf von ORF.at zeigt, wie gut die Bundesländer auf die höheren Impfstofflieferungen vorbereitet sind, wo geimpft wird und wie es um die Impfbereitschaft in Österreich bestellt ist.

Insgesamt sind hierzulande bereits rund 20 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft, etwas weniger als die Hälfte davon sind vollimmunisiert. Sollten sich die Impfstofflieferungen stabilisieren, wird sich diese Zahl in den kommenden Wochen voraussichtlich um einiges erhöhen. Ab 26. April sollen nach und nach die Impfdosen von Biontech und Pfizer in Österreich eintreffen.

Konkret sollen im April noch 100.000 Dosen, im Mai 300.000 und im Juni 600.000 Dosen kommen. Je nach tatsächlicher Impfstofflage könnte also bald österreichweit die dritte Phase des nationalen Impfplans beginnen. Konkret heißt das, dass bei „großflächiger Impfstoffverfügbarkeit“ die „breite Impfung der Bevölkerung“ ermöglicht werden kann.

„Planen von Woche zu Woche“

Aus dem Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) heißt es dazu: „Wenn wir unerwartet viel Impfstoff haben, könnte es im Extremfall auch sein, dass wir die Anmeldungen im Laufe des Mai komplett aufmachen.“ Wenn der Impfstoff hingegen deutlich unter den Erwartungen zurückbleibe, werde man sich weiterhin entlang des Alters orientieren. Realistisch sei ein „Szenario in der Mitte“.

Aus der Steiermark heißt es dazu: „In der Kalenderwoche 18/19 (Anfang bis Mitte Mai, Anm.) wurden zusätzliche Impfdosen angekündigt, aber es gibt noch keine Zusage für die Bundesländer.“ Der Kärntner CoV-Sprecher Gerd Kurath meint dazu: „Aufgrund der unsicheren Liefermengen planen wir von Woche zu Woche.“

Wien: Impfen in Betrieben?

Möglich wäre in Wien auch, dass im Mai einzelne Berufsgruppen priorisiert werden. „Wenn genug Impfstoff da ist, sind Betriebsimpfungen denkbar“, heißt es aus dem Büro. Vergangenen Monat wurden gemeinsam mit der Wirtschaftskammer alle in Wien ansässigen Betriebe mit der Bitte kontaktiert, die Beschäftigten nach Expositionsgrad zu kategorisieren.

Während geplant ist, kleinere Betriebe in Impfstraßen zu schicken, könnten größere mit eigenen Betriebsärzten und -ärztinnen Impfstoffe geliefert bekommen. Unterdessen fordert die Wiener Ärztekammer, dass jüngere Menschen „raschest“ gegen das Coronavirus geimpft werden – mehr dazu in wien.ORF.at.

Länder könnten mehr impfen, als sie geliefert bekommen

Die vorgezogenen Lieferungen von Biontech und Pfizer bedeuten für Wien nur etwa 1.000 Impfungen mehr pro Tag. Insgesamt rechnet man mit rund 15.000 Dosen am Tag. Durch die breite Impfinfrastruktur mit Impfboxen, Impfzentren sowie Arztpraxen könnten aber schon jetzt 40.000 Impfungen jeden Tag gestemmt werden, betont man gegenüber ORF.at.

Aus Vorarlberg heißt es: „Die Abläufe sind eingespielt und wir wären in der Lage, mehr zu verimpfen, als wir derzeit geliefert bekommen.“ Hier verweist man auf die fünf Impfstraßen und die über 400 Ärzte und Ärztinnen, die sich dazu bereiterklärt haben, zu impfen. Bis Ende Mai sind rund 69.000 Erstimpfungen und ca. 38.000 Zweitimpfungen geplant.

Impfstraße in Graz
APA/Ingrid Konrberger
Arztpraxen, Impfboxen, Impfzentren oder Impfstraßen – die Bundesländer fühlen sich für die höheren Lieferungen gut gewappnet

Rund 5.000 Impfungen wären täglich im Burgenland möglich. Hier „ist man von Beginn an darauf vorbereitet, möglichst alle impfwilligen Personen zu impfen, sofern die nötigen Impfstoffmengen vorhanden sind.“ In dem östlichen Bundesland gebe bereits sieben Impf- und Testzentren, zu denen noch drei hinzukommen sollen. Auch werde in 95 Ordinationen geimpft.

Salzburg sei ebenso bereit für größere Impfstofflieferungen: „Wir können bis zu 50.000 Menschen pro Wochen immunisieren“, heißt es da. Derzeit wird noch in Impfstraßen und Impfpraxen geimpft, sobald genug Impfstoff verfügbar ist, auch in den Betrieben. Und weiter: „Die Logistik ist so vorbereitet, dass wir jederzeit bei Bedarf weitere Impfstraßen im Bundesland errichten können.“

Ausbau von Impfstandorten geplant

Gleiches gilt in Tirol, das über ein „engmaschiges Netz an Impforten in den Bezirkskrankenhäusern, Impfstellen bei den ÖGK-Ambulanzen beziehungsweise Außenstellen in den Bezirken sowie die Impfstation in der Messe Innsbruck“ verfüge. Darüber hinaus werden bereits Impfungen bei über 600 niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen angeboten. Impfungen in neun weiteren Impfzentren sollen „demnächst“ starten, angedacht sind zudem betriebliche Impfstraßen, so das Land gegenüber ORF.at.

Auch in der Steiermark sieht man sich „gut aufgestellt“. Neben den rund 1.000 Impfordinationen gebe es auch 22 Impfstraßen. Durch Erweiterung der Öffnungszeiten etwa auch am Wochenende sowie durch zusätzliche Impfspuren sei hier eine hohe Flexibilität gegeben. Ähnliches verlautet Kärnten: „Wir sind gut darauf vorbereitet.“ Die Kapazitäten, sowohl was die Impfstraßen als auch das Personal betreffe, werden ausgeweitet. Zusätzlich werden die niedergelassenen Ärzte impfen. Diese fordern jedoch mehr Impfstoff – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

In Niederösterreich wurden wegen der erwarteten höheren Lieferungen bereits die neuen Impfzentren, je eines pro Bezirk, diese Woche in Betrieb genommen – „um bis zu 100.000 Impfungen pro Woche verabreichen zu können“, wie es seitens der niederösterreichischen Impfkoordination heißt. In den Impfzentren wird die größte Menge verimpft – zusätzlich wird aber auch im niedergelassenen Bereich sowie zukünftig in Betrieben geimpft werden.

Oberösterreich baut angesichts der wohl stabileren Lieferungen seine Impfinfrastruktur indes weiter aus. Die derzeit 18 Impfstandorte sollen um vier weitere in Bad Ischl, Garsten, Engerwitzdorf und Kremsmünster ergänzt werden – mehr dazu in ooe.ORF.at. „Geplant sind im Vollausbau bis zu 36 öffentliche Impfstandorte, an denen insgesamt pro Tag bis zu 20.000 Impfungen stattfinden können“, heißt es aus dem Krisenstab des Landes gegenüber ORF.at.

Keine Wahlmöglichkeit bei Impfstoffen

Immer wieder kommt es aber auch vor, dass Personen sich für eine Impfung anmelden, den Termin dann aber nicht wahrnehmen. In Wien seien das zwischen acht und zehn Prozent der Termine – zum Zug kommen dann Personen auf der Warteliste. In Oberösterreich appelliert man, den Termin nicht einfach ausfallen zu lassen, sondern zu stornieren, sodass er weitergegeben werden kann. Auch in Tirol werden freigewordene Termine umgehend an andere Personen vergeben. So können alle verfügbaren Impfstoffe derzeit umgehend verimpft werden.

Eine Wiederanmeldung ist aber in allen Bundesländern möglich. Im Burgenland wird man sogar bis zu dreimal zur Impfung „eingeladen“. Wer aber in der Steiermark zweimal der Impfung fernbleibt, wird bis auf Weiteres auf „Hold“ gestellt, also pausiert. Und wer in Salzburg einen Termin absagt, bekommt vier Wochen später erneut einen Termin vorgeschlagen.

Doch: Auch bei diesem gibt es „keine Wahlmöglichkeit, was den Impfstoff betrifft“, heißt es seitens des Landes. Gerade der Impfstoff von AstraZeneca brauche „sehr viel begleitende Information“. Dennoch verimpfe man nach wie vor sämtliche Dosen, „die wir in Salzburg erhalten“. In Kärnten betont man ebenso, dass sich niemand den Impfstoff aussuchen könne.

Ein Mann bekommt eine Covid-Impfung
APA/Georg Hochmuth
Die Impfbereitschaft der in Österreich lebenden Menschen ist derzeit hoch – damit das so bleibt, sind Kampagnen geplant

Hohe Impfbereitschaft in ganz Österreich

Prinzipiell scheint die Impfbereitschaft in Österreich derzeit sehr hoch zu sein. Auch in Oberösterreich: „Das zeigt sich auch daran, dass es keine Probleme gibt, alle Impfstoffe zu verabreichen“, so Michael Gstöttenmayr vom Krisenstab.

In der Steiermark ist man sich ebenso zufrieden. Hier gebe es inklusive der bereits erfolgten Impfungen eine Anmelde- und Impfquote von ca. 55 Prozent. Ziel sei eine Steigerung auf 70 Prozent. Doch auch hier ist man positiv gestimmt: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass mit Fortdauer der Impfkampagne die Impfbereitschaft auch zunimmt“, so Martin Gsellmann vom Land Steiermark.

Nachfrage höher als das Angebot

Auch beim Land Salzburg würden täglich von Personen, „die wissen möchten, wann sie ihre Impfung erhalten“, Anfragen eingehen. Seit rund zwei Monaten laufe hier eine „Informationsoffensive“ rund um das Thema Impfungen. Ähnlich auch in Tirol. Hier sei die Nachfrage noch „weit größer“ als das Angebot der verfügbaren Impfstoffe.

Um die Impfbereitschaft auch in Zukunft hochzuhalten beziehungsweise gegebenenfalls zu erhöhen, sind bundesweit Kampagnen geplant. Im Burgenland werde die Motivation der Bevölkerung, zur Impfung zu gehen, bereits durch „regelmäßige und gezielte Information über das Impfangebot und den Impffortschritt“ gestärkt. Scheinbar mit Erfolg: Mehr als die Hälfte der impffähigen Bevölkerung habe sich bereits für eine Schutzimpfung vorgemerkt.

In Vorarlberg startete die Impfkampagne Anfang April. Hier heißt es: „Wir werden nicht müde, bei jeder Gelegenheit zu erwähnen, dass sich alle anmelden sollen, weil sie relativ rasch mit einem Impftermin rechnen können. Insbesondere die Personen über 50-Jahre bekommen quasi umgehend einen Termin.“ Mit dem nächsten Schub werde in Vorarlberg gerechnet, wenn der „Grüne Pass“ tatsächlich kommt – die Eintrittskarte für Genese, Getestete und eben auch Geimpfte.