Die montenegrinische Adria-Stadt Kotor
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Konnex zu Mord in Wien

Schlag gegen Mafia-Clan in Montenegro

Die Polizei in Montenegro hat am Mittwoch den mutmaßlichen Boss einer einflussreichen Mafia-Gruppe festgenommen. Der Mann gilt als Kopf des Kavac-Clans aus der Küstenstadt Kotor, der sich seit Jahren eine Fehde mit einem anderen Drogenring liefert. Der Konflikt zwischen dem Kavac-Clan und dem Skaljari-Clan führte zu Gewalt und Morden in mehreren europäischen Städten – auch in Wien.

Am 21. Dezember 2018 war ein 32-jähriger Mann vor einem bekannten Lokal in der Wiener Innenstadt erschossen worden, ein damals 23-jähriger Begleiter des Mannes überlebte nur durch großes Glück und wurde schwer verletzt. Ein dritter Mann blieb unverletzt. Die beiden Opfer wurden dem Kavac-Clan zugerechnet, auch in ihren Familien soll es enge Verbindungen zur organisierten Kriminalität geben. Das Mordopfer war laut Medienberichten erst kurz zuvor in Montenegro aus der Haft entlassen worden.

Der Schütze hatte die beiden Männer am helllichten Tag und im Vorweihnachtstrubel vor dem Lokal abgepasst, erschossen und war dann geflüchtet. Bis heute gibt es keine Spur, weder Zeugenaussagen noch Bilder aus Überwachungskameras brachten Erkenntnisse. Auch das Wiener Landeskriminalamt kam zu dem Schluss, dass der Mörder im Auftrag der montenegrinischen Mafia gehandelt haben soll. Der 23-jährige Überlebende kehrte nach seinem Spitalsaufenthalt nach Serbien zurück, wo er inhaftiert wurde.

Ein Polizist hinter einer Absperrung in der Wiener Figlmüller-Passage
APA/AFP/Joe Klamar
Der Mordanschlag am helllichten Tag hatte für Schock in Wien gesorgt

Verschwundenes Kokain löste Bandenkrieg aus

Als Hintergrund wird die Feindschaft zwischen den beiden Clans aus Kotor vermutet: Der Kavac-Clan führt seit Jahren einen regelrechten Krieg mit dem ebenfalls nach einer Siedlung in Kotor benannten Skaljari-Clan. Die eine Bande soll der anderen Ende 2014 rund 200 Kilo Kokain gestohlen haben, das in einer Wohnung im spanischen Valencia gebunkert war.

Blutige Abrechnungen waren die Folge – zuerst in Valencia, danach in Montenegro, in Serbien und in Athen. In der griechischen Hauptstadt soll dabei einer der Anführer des Skaljari-Clans ermordet worden seien. Mindestens 41 Personen sind seither eines gewaltsamen Todes gestorben – etwa durch Schusswaffenangriffe oder Autobomben, teils mitten in der Hauptstadt Podgorica, teils in Gefängnissen.

Nun bestätigte die montenegrinische Polizei am Mittwoch die Festnahme des 58-jährigen mutmaßlichen Clan-Chefs, dessen Leibwächter und weiteren Verdächtigen. Laut Medienberichten werden ihm schwere Verbrechen vorgeworfen, darunter auch die Organisation einer illegalen Vereinigung, welche auch Morde begangen haben soll. Ihm drohen bis zu 40 Jahre Haft. Der 58-Jährige war bereits 2018 in Prag verhaftet und nach Montenegro ausgeliefert worden. Allerdings wurde er 2019 gegen eine Kaution von 500.000 Euro entlassen.

Knotenpunkt für Drogenschmuggel

Montenegros Vizepremiers Dritan Abazovic ortete in der Festnahme den größten Polizeierfolg seit zehn Jahren. Man werde das Land nicht der Mafia überlassen, so der Politiker. Der gerade einmal 620.000 Einwohnerinnen und Einwohner große Westbalkan-Staat kämpft allerdings bereits seit Jahrzehnten mit der organisierten Kriminalität und gilt seit den 90er Jahren als Knotenpunkt für den Zigaretten- und Drogenschmuggel. Auch Politik und Behörden wurden immer wieder der Verwicklungen verdächtigt.

Dem kleinen Staat wurde von Brüssel der EU-Beitritt in Aussicht gestellt – allerdings müssen zuvor Korruption und organisierte Kriminalität bekämpft werden. Angesichts dessen und des wichtigen Tourismus in dem Mittelmeer-Staat sagte die Regierung zuletzt verstärkten Einsatz im Kampf gegen die organisierte Kriminalität zu.