Schon wieder haben heuer viele Obst- und Weinbauern Frostschäden an ihren Pflanzenkulturen zu beklagen. Und: Auch die Merkregel „Winterreifen von Oktober bis Ostern“ hätte in der letzten Zeit viele aufs Glatteis geführt – noch Mitte April gab es Schneeschauer bis ins Wiener Stadtgebiet, und in etwas höheren Lagen sogar richtig winterliche Verhältnisse.
Das Empfinden vieler, dass der Frühling heuer nicht und nicht in die Gänge kommen will, können die Meteorologen und Klimatologinnen des Landes auch mit Zahlen bestätigen: Nachdem ausnahmslos alle Jahreszeiten der vergangenen Jahre wärmer waren als im Klimamittel, ist der Frühling 2021 auf dem besten Weg, als erste zu kühle Jahreszeit seit acht Jahren in die Klimabücher einzugehen. Derzeit liegt die Abweichung bei durchaus beachtlichen minus 0,8 Grad Celsius.
Kälte prinzipiell nicht ungewöhnlich
Andererseits, so die Experten und Expertinnen, seien Kaltlufteinbrüche mit Schnee bis unter 800 Meter für April nicht ungewöhnlich. Auch mit frostigen Nächten wäre in dieser Zeit im Jahr durchaus zu rechnen. Das Besondere heuer sei, dass es der Schnee sogar bis ins Flachland schaffte. Zudem gab es in vielen Regionen gleich eine ganze Serie von Frostnächten – Kälterekorde inklusive: So wurden auf dem Grazer Flughafen am 8. des Monats minus 7,0 Grad Celsius gemessen, in Bad Mitterndorf am Tag darauf sogar minus 11,8 Grad Celsius.
Um einen bestimmten Zeitraum, einen Monat, eine Jahreszeit oder ein Jahr, klimatologisch einordnen zu können, wird dieser mit den vergangenen 30 Jahren verglichen – derzeit mit dem Bereich von 1981 bis 2010. Vergleicht man ihn mit 1991 bis 2010, ist er aktuell um zwei Grad zu kalt. Zieht man eine frühere Klimaperiode zum Vergleich heran, etwa jene von 1961 bis 1990, waren die Temperaturen um 1,6 Grad zu tief.
„Subjektiv kommt uns der April noch extremer vor“
„Subjektiv kommt uns der April 2021 wohl noch extremer vor, da der April in den letzten Jahren fast immer zu warm, dazu oft sehr trocken und sonnig war“, heißt es seitens der ORF-Wetterredaktion. So lagen im April 2018 die Temperaturen beispielsweise um 5,6 Grad über dem Schnitt von 1961 bis 1990, „er war also um rund 6,5 Grad wärmer als heuer, was wirklich außergewöhnlich ist“. Insofern fühle sich der tatsächlich zu kalte April 2021 „für viele von uns extrem kalt an, da wir nach 17 zu warmen Aprilmonaten eine ganz andere Erwartungshaltung haben“.
Die durch die Klimakrise bedingte Erwärmung bewirkte bisher unter anderem, dass Obstbäume derzeit im Durchschnitt zehn Tage früher zu blühen beginnen als noch vor 30 Jahren. Ob in Zukunft noch häufiger mit Frostschäden, etwa an Obst- und Weinkulturen, gerechnet werden muss, ist laut Wissenschaftlern noch nicht eindeutig feststellbar. Ungewöhnlich sei allerdings, dass in der Landwirtschaft heuer bereits zum zweiten Mal hintereinander große Ausfälle zu beklagen sind. Ein Trend lasse sich daraus aber (noch) nicht ableiten.
Was die „Wechselhaftigkeit“ des Wetters betrifft, also Sonne, Wolken, Regen-, Schnee- und Graupelschauer binnen weniger Stunden, so war der heurige April ganz normal, denn schließlich ist der April dafür ja sprichwörtlich bekannt, dass „er macht, was er will“.