Neue Details zu Firtasch-Wirecard-Verbindung

Nach dem Bilanzskandal rund um den Zahlungsdienstleister Wirecard rückt nun auch die gleichnamige Bank ins Interesse der Aufarbeitung. Auch die Geschäftsbeziehungen der Bank mit dem ukrainischen Oligarchen Dmitri Firtasch sind ins Visier der Ermittler geraten. Die deutsche Geldwäschemeldestelle untersuchte die Verbindung, Details dazu liefern nun auch eine Recherche von ORF und „profil“.

Gegen Firtasch wird in den USA wegen Bestechung und Geldwäsche ermittelt, Österreich verweigert aber seine Auslieferung. Damit führt Firtasch sein weitverzweigtes Firmenimperium seit 2014 von Wien aus.

Unterlagen zeigen Warnung an Marsalek

Anfang 2019 kam eine Geschäfsverbindung zwischen Firtasch und der Wirecard Bank in München zustande, offenbar auf Wunsch des heute flüchtigen Vorstands Jan Marsalek. Aus internen E-Mails, die dem Rechercheverbund vorliegen, gehe hervor, dass Marsalek intern vor einer Zusammenarbeit mit Firtasch gewarnt wurde. Es bestehe das Risiko, Verstöße gegen die Krim-Sanktionen zu riskieren.

Firtasch und die Wirecard-Bank

Deutsche Ermittler haben Geschäftsbeziehungen der insolventen deutschen Wirecard-Bank mit dem ukrainischen Oligarchen Dmitri Firtasch untersucht, dessen Auslieferung an die USA von Österreich verweigert wird und der daher in Wien festsitzt.

Trotzdem dockten 15 Firmen aus Firtaschs Firmengruppe bei der Wirecard-Bank an. Mündlich wurden offenbar Kontoführungsgebühren über 2,5 Millionen Euro vereinbart – das ist 40-mal mehr als üblich. Wenig später soll eine türkische Consulting-Firma eine Vermittlungsprovision von knapp 1,5 Millionen Euro von Wirecard erhalten haben. Sie soll den Kontakt zur Firmengruppe von Firtasch hergestellt haben.

Meldung an Ermittler nach Wirecard-Implosion

Nach Auffliegen des Wirecard-Skandals geriet die Geschäftsbeziehung der Wirecard Bank mit Firtasch ins Visier der Ermittler. Zuvor hatte die Wirecard Bank eine Geldwäscheverdachtsmeldung gegen Firtasch bei der Financial Intelligence Unit (FIU) in Köln erstattet. Die FIU übermittelte in der Folge im September 2020 einen Analysebericht an das Bayerische Landeskriminalamt.

In einer Anzeige an das Bayerische Landeskriminalamt, die dem ORF und „profil“ vorliegt, stellt die deutsche Geldwäschestelle fest, dass bei einer stichprobenartigen Kontenanalyse überwiegend Transaktionen innerhalb der Firtasch-Gruppe festgestellt wurden. Von Durchlaufcharakter ist die Rede, aufgrund dessen nicht eindeutig nachvollziehbar sei, wie die Gelder erwirtschaftet wurden. Man gehe davon aus, dass Vermögensgegenstände in Zusammenhang mit einer Straftat stehen könnten, heißt es in dem Schreiben.

Firtaschs Team weist Vorwürfe zurück

Gegenüber „profil“ und dem ORF erklärten die Medienberater von Firtasch: „Herr Firtasch weist jegliche Behauptungen von Fehlverhalten oder illegalen Aktivitäten kategorisch zurück.“ Firtaschs Anwälten seien keine aktuellen Ermittlungen in Zusammenhang mit Geldwäsche bekannt. Die „neuerlichen Angriffe gegen Herrn Firtasch“ seien aber keine Überraschung, da „es klare Anzeichen dafür gibt, dass die Kampagne gegen Herrn Firtasch eindeutig politisch motiviert“ sei.