EU erhöht Druck auf tschechischen Regierungschef

Die EU-Kommission hat im Streit über mutmaßliche Interessenkonflikte des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babis den Druck erhöht. Nachdem Empfehlungen für Kontrollen seit 2019 nicht umgesetzt wurden, veröffentlichte die Brüsseler Behörde einen Bericht von EU-Rechnungsprüfern, der mit dem Regierungschef hart ins Gericht geht.

Angesichts der verstrichenen Zeit und des hohen öffentlichen Interesses habe sich die Kommission entschieden, den Bericht zu veröffentlichen, hieß es heute auf Nachfrage der dpa. Der Bericht wurde gestern veröffentlicht.

Zahlungen an Babis-Holding

Hintergrund sind Zahlungen an die von Babis gegründete Agrofert-Holding. Er hatte sie an einen Treuhandfonds übertragen, damit sie weiter von Subventionen profitieren konnte, nachdem er Regierungschef geworden war. Babis ist seit Ende 2017 Ministerpräsident. Im Jahr 2018 erhielt die Holding EU-Gelder in Höhe von insgesamt rund 70 Millionen Euro. Die EU-Kommission betonte, dass seit Ende 2018 keine Zahlungen mehr für Projekte geleistet wurden, die von Rechnungsprüfungen betroffen seien.

Aus dem Bericht geht hervor, dass Babis „der Gründer und einzige Nutznießer dieser Treuhandfonds“ sowie von Interessenkonflikten betroffen sei. In einer ersten Reaktion sagte Babis der Agentur CTK, es handle sich um eine „manipulierte Prüfung“, die von der Opposition ausgelöst worden sei. Die Vorwürfe hatte er stets zurückgewiesen. Beobachter in Prag erwarten, dass die Sache letztlich vor dem Europäischen Gerichtshof landet.