Zeman warnt im Streit mit Moskau vor Hysterie

Nach einer Woche Schweigen hat sich Tschechiens Präsident Milos Zeman zum Streit seines Landes mit Russland geäußert. In einer TV-Rede warnte der 76-Jährige gestern vor „jeder Form von Hysterie“. Zuvor hatte die Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babis russische Geheimdienstagenten für Explosionen in einem Munitionslager vor mehr als sechs Jahren verantwortlich gemacht. Zeman sprach von einem „Verdacht“ und plädierte dafür, weitere Polizeiermittlungen abzuwarten.

Zwei Ermittlungshypothesen

Bei dem Zwischenfall in Vrbetice im Osten Tschechiens waren zwei Menschen gestorben. Zeman zählte zwei Ermittlungshypothesen auf: Entweder erhärte sich der Verdacht gegen Russland oder es stelle sich heraus, dass es sich um einen Unfall beim unsachgemäßen Umgang mit Munition gehandelt habe. „Ich hoffe, dass wir die Wahrheit erfahren werden“, sagte der Präsident. Er schloss auch nicht aus, dass die Affäre in Wirklichkeit ein „Geheimdienstspiel mit ernsten Folgen für unser innenpolitisches Leben“ gewesen sein könnte.

Moskau fordert von Prag Entschuldigung

Zemans Aussagen belegten, „dass Prag keine wirklichen Grundlagen und Beweise hatte, um Anschuldigungen gegen Russland zu erheben“, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses der Duma, Leonid Sluzki, der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Tschechien solle sich bei Russland entschuldigen.

Gegenseitige Ausweisung von Diplomaten ausgelöst

Der Kreml bestreitet die Vorwürfe der Prager Regierung vehement. Prag und Moskau wiesen gegenseitig Diplomaten aus. Zeman wird als russlandfreundlich eingeschätzt. Im November 2017 hatte ihn sein Kollege Wladimir Putin in Sotschi empfangen. Oppositionspolitiker kritisierten, dass Zeman in seiner Rede die Arbeit der Geheimdienste in Zweifel gezogen und Desinformation betrieben habe.

Zeman steht seit März 2013 an der Spitze seines Landes. Als Präsident hat er zwar fast nur repräsentative Aufgaben, gilt aber als wichtiger Meinungsmacher in dem NATO- und EU-Mitgliedsstaat.