Wieder Razzien und Festnahmen in Türkei

Im Zusammenhang mit dem Putschversuch in der Türkei vor rund fünf Jahren haben Behörden Razzien gegen Militärs durchgeführt und die Festnahme von 532 Verdächtigen angeordnet.

Ihnen würden Verbindungen zum in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen vorgeworfen, den die türkische Führung für den gescheiterten Putsch verantwortlich macht, berichtete heute die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Hochrangige Militärs betroffen

Die Gülen-Bewegung, einst mit Präsident Reccep Tayyip Erdogan verbündet, gilt in der Türkei als Terrororganisation. Staatsanwälte in den Metropolen Istanbul und Izmir hätten den Einsatz in 62 Provinzen den Landes angeordnet. Bei 459 Gesuchten handle es sich um aktive, teils hochrangige Militärangehörige. Auch ehemalige Militärschüler seien unter den Verdächtigen.

Seit dem Umsturzversuch im Juli 2016 wurden in der Türkei Zehntausende Menschen verhaftet und mehr als 100.000 Staatsbedienstete entlassen. Allein rund 21.000 Mitarbeiter der Streitkräfte wurden nach offiziellen Angaben des Dienstes enthoben.

Prozess gegen türkischen Oppositionsführer Demirtas

Unterdessen startet heute im Zusammenhang mit den Kobane-Protesten von 2014 in Ankara ein Prozess gegen den inhaftierten Oppositionsführer Selahattin Demirtas und 107 weitere Angeklagte. In der mehr als 3.000 Seiten langen Anklageschrift werden den prokurdischen Beschuldigten nach Anwaltsangaben unter anderem „Zerstörung der Einheit des Staates und Integrität des Landes“ und 37-mal Totschlag vorgeworfen.