Empörung über Indiens Twitter-Zensur

Die indische Regierung will Tweets, die Kritik am Umgang mit der CoV-Pandemie äußern, unterbinden. Die Inhalte könnten irreführend sein und Panik auslösen, argumentierte ein Regierungsvertreter. Die Empörung darüber wächst. Gegenüber Reuters bestätigte eine Sprecherin von Twitter, dass einige Tweets zu diesem Thema zurückgehalten worden seien. Anfragen der Regierung würden nach den Regeln von Twitter und der lokalen Gesetzgebung geprüft.

„Wenn festgestellt wird, dass der Inhalt in einer bestimmten Gerichtsbarkeit illegal ist, aber nicht gegen die Twitter-Regeln verstößt, können wir den Zugriff auf den Inhalt nur in Indien zurückhalten“, sagte Twitter. Die Regierung habe eine Notverordnung zur Zensur der Tweets erlassen, teilte Twitter auf Lumen mit, einer Datenbank an der Harvard University, die weltweite Regierungsverfügungen zu Onlineinhalten verfolgt, berichtete BBC.

Twitter hat mehr als 17 Millionen Nutzer und Nutzerinnen in Indien. Kritiker und Kritikerinnen sprechen von einer Unterdrückung der Rede- und Meinungsfreiheit. Die Gruppe Internet Freedom Foundation vermisst einen „Mangel an Transparenz“. Ein Twitter-Nutzer warf der Regierung vor, dass es „einfacher ist, Tweets zu löschen, als die Sauerstoffversorgung sicherzustellen“.

Hilfszusagen aus dem Ausland

Indien ist von der Pandemie hart getroffen. Das Gesundheitssystem droht zusammenzubrechen. Viele Krankenhäuser kämpfen mit einem Sauerstoffmangel und Medikamentenknappheit. Seit Tagen liegen die täglichen Neuinfektionsfälle in dem 1,37-Milliarden-Einwohner-Land bei über 350.000.

Indien erhielt Hilfsangebote aus aller Welt. Die USA sagten dem Land die Lieferung von Rohmaterialien für die Produktion des AstraZeneca-Impfstoffs, von Medikamenten, Beatmungsgeräten und Schnelltests zu, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Auch aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland und sogar vom Erzfeind Pakistan kamen konkrete Hilfszusagen.

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B.1.617 bisher nicht in Österreich nachgewiesen

Mitverantwortlich für die dramatische Lage könnte die neue Virusvariante B.1.617 sein. B.1.617 wurde bisher in Österreich nicht nachgewiesen, so der Virologe und Immunologe Andreas Bergthaler auf Twitter.

„Ob diese Variante mit Fluchtmutationen infektiöser ist bzw. zu schwererer Krankheit führt, ist unklar. Die Infektionswelle in Indien könnte auch andere Gründe haben“, erläuterte der Experte vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Die Situation in Indien sei wohl vorrangig dem katastrophalen Pandemiemanagement geschuldet und eventuell erhöhter Übertragbarkeit, schrieb auch der Molekularbiologe Martin Moder auf Twitter. Gegen die Mutation aus Indien „dürften die Impfstoffe gut wirksam sein“, betonte er.