Deutschland will ab Juni Impfreihenfolge aufheben

Die bisherige Priorisierung bei den Impfungen gegen das Coronavirus in Deutschland soll nach Darstellung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) spätestens im Juni fallen. „Das heißt nicht, dass dann jeder sofort geimpft werden kann. Aber dann kann sich jeder um einen Impftermin bemühen, und die werden dann nach Maßgabe der Versorgung auch gegeben“, sagte Merkel gestern in Berlin nach Beratungen mit den Länder-Ministerpräsidentinnen und -Ministerpräsidenten.

In vielen Bundesländern seien bereits die Prioritätengruppen I und II geimpft, sagte Merkel nach der Ministerpräsidentenkonferenz weiter. Die Gruppe III sei geöffnet. Im Großen und Ganzen gehe man davon aus, dass diese Gruppe im Mai die erste Impfung erhalten werde, „sodass wir dann spätestens, je nachdem, wie viele Impfdosen wir bekommen, ab Juni – aber ich sage nochmals: spätestens – die Priorisierung aufheben können“.

Frage nach Sommerurlaub blieb offen

Die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitswesens sei noch nicht gebannt, so Merkel. Keine konkrete Aussage wollte sie auf die Frage machen, ob und wie in diesem Sommer Urlaub möglich sein wird. Das werde von der Höhe der Grundinzidenz abhängen.

Auch bei möglichen Lockerungen für Geimpfte und Genesene blieb Merkel vage. Die Frage sei ausführlich diskutiert worden. Die Ergebnisse würden in einer Verordnung zum Infektionsschutzgesetz niedergelegt. Merkel erläuterte beispielhaft die weiter bestehenden Risiken: Wenn die Hälfte der Bevölkerung geimpft sei und die andere nicht, und es gebe insgesamt eine Inzidenz von 100, dann bedeute das allein für die Nichtgeimpften eine Inzidenz von 200.

Für das Gesundheitssystem gebe es in so einem Fall immer noch erhebliche Risiken. Danach komme eine Phase, in der nur noch diejenigen nicht geimpft seien, die sich nicht impfen lassen wollten. Das sei dann eher eine eigene Entscheidung.

Aussicht auf Erleichterungen

Von zweimal Geimpften gehe nach 14 Tagen keine relevante Infektionsgefahr mehr aus, sagte Merkel unter Berufung auf das Robert-Koch-Institut. Genesene seien Geimpften zudem gleichzustellen, wenn die Erkrankung nicht länger als sechs Monate zurückliege oder die Genesenen eine 14 Tage zurückliegende Impfung hätten. Evident sei insofern, dass Kontaktpersonen mit Impfung keine Quarantäne antreten müssten und beim Zugang etwa zu Geschäften Geimpfte und Genesene keine Schnelltests brauchen sollten.

Ende Mai soll nach Worten von Gesundheitsminister Jens Spahn entschieden sein, inwieweit gegen das Coronavirus Geimpfte weiterhin mit Beschränkungen belegt werden. „Hierzu wird die Bundesregierung nächste Woche einen Vorschlag machen, und der Bundesrat wird dazu am 28. Mai dann final entscheiden. Also, es gibt einen Zeitplan“, sagte Spahn in der ARD-Sendung „Extra“.