Indien mobilisiert die Armee

Im Kampf gegen eine schneller wachsende CoV-Welle ruft Indien die Armee zu Hilfe. Generalstabschef Bipin Rawat kündigte gestern die Entsendung von militärischem Personal im Ruhestand in die Kliniken an. Zudem würden Sauerstoffvorräte aus den Armeereserven freigegeben.

Es werde „Himmel und Erde“ in Bewegung gesetzt, twitterte Gesundheitsminister Harsh Vardhan. Zuvor gaben die Behörden den fünften Tag in Folge einen Rekord an Neuinfektionen bekannt.

Mehrere Staaten kündigten Hilfe an, darunter auch Österreich. Man befinde sich aktuell im Austausch mit den indischen Behörden bezüglich Hilfsangeboten und Unterstützung bei der Bewältigung der dortigen Epidemie, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

Die Situation in Indien beobachte man „sehr genau“, so Kurz. Das Gesundheitsministerium teilte auf APA-Anfrage mit, dass man verschärfte Einreisebestimmungen für Einreisende aus Indien prüfe.

WHO-Chef: Lage in Indien „jenseits von herzzerreißend“

Indien meldete gestern mit 352.991 Neuinfektionen den fünften Tag in Folge einen weltweiten Höchstwert. Kliniken sind überlastet, und der Sauerstoff zur Behandlung von Covid-19-Patienten wird knapp. Der südindische Bundesstaat Karnataka mit dem Technologie- und Outsourcing-Zentrum Bangalore verhängt heute einen Lockdown, um das Virus einzudämmen. Die Lage in Indien sei „jenseits von herzzerreißend“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Indien mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen hat bisher 17,31 Millionen Infektionen und 195.123 Tote verzeichnet. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer bei den Toten weitaus höher ist. Hintergrund der stark steigenden Infektionszahlen ist unter anderem eine besonders ansteckende Virusmutante, die in Indien entdeckt wurde.