Durch Lebensstiländerung wäre EU schneller klimaneutral

Um das EU-Ziel einer vollständigen Dekarbonisierung bis 2050 zu erreichen, sind definitiv strukturelle Veränderungen notwendig. Doch auch Änderungen im Lebensstil seien entscheidend dafür und könnten dazu beitragen, die EU schon 2040 – und damit zehn Jahre früher als geplant – klimaneutral zu machen.

Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam, darunter Hannes Warmuth von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), in einer im Fachjournal „Environmental Research Letters“ veröffentlichten Arbeit.

„Wir haben nun mit dem ‚EU Calculator‘ untersucht, ob alle Klimahoffnungen auf technologischen Innovationen beruhen oder wie sehr man auch mit Lebensstiländerungen dem Klimawandel entgegenwirken kann“, sagte Warmuth gegenüber der APA.

Die Conclusio: „Wenn man sowohl beim Lifestyle als auch bei der Technologie im Klimamodellrechner an den Stellschrauben ambitioniert – aber durchaus machbar – dreht, dann ist das Erreichen des Klimaziels sogar bis 2040 machbar. Andernfalls nicht.“

20 Prozent der Reduktion

Mit dem Klimamodellrechner konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch den Einfluss von Verhaltensänderungen auf die Zielerreichung im Vergleich zu technologischem Fortschritt und Entwicklung quantifizieren. „Mit rund 20 Prozent der gesamten erforderlichen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen ist das durchaus ein erheblicher Beitrag“, so Warmuth.

Daraus ergebe sich auch der Vorteil, auf den Einsatz von teuren und riskanteren Technologien wie CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS) sowie Atomkraft weitgehend verzichten zu können, um eine Netto-Null bei den Emissionen zu erreichen.

Mobilität mit stärkstem Einfluss

Den stärksten Einfluss unter den klimafreundlichen Verhaltensänderungen hat dem Wissenschaftler zufolge der Bereich der Mobilität, „vor allem wie wir uns fortbewegen“ – also etwa Fahrgemeinschaften im Auto, der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel bzw. auf das Fahrrad bei kurzen Distanzen und weniger Fernreisen.

Auch der Umstieg auf E-Autos, Gebäudesanierungen, ein angepasster Ernährungsplan mit weniger Fleischkonsum und eine klimafreundliche Landwirtschaft mit weniger Einsatz von Pestiziden und synthetischem Dünger sind nur ein paar von zahlreichen Beispielen für Änderungen im Lebensstil – ein Bereich, der laut Warmuth bei der Modellierung von Klimaszenarien lange Zeit vernachlässigt worden sei.