Albanien-Wahl: Regierende Sozialisten weiter auf Siegeskurs

Nach der Parlamentswahl in Albanien vom Sonntag geht die Auszählung in die Endphase. Die seit acht Jahren regierenden Sozialisten (PS) von Regierungschef Edi Rama liegen weiterhin an erster Stelle. Unklar ist aber, ob die Opposition nicht doch genug Stimmen zusammenbekommt, um durch ein gemeinsames Anti-PS-Bündnis an die Macht zu kommen.

4.660 – also knapp 90 Prozent – der insgesamt knapp 5.200 Wahllokale waren laut der Zentralen Wahlkommission heute ausgezählt. Bei diesem Stand bleiben die Sozialisten mit landesweit 48,77 Prozent klar stärkste Kraft. Das würde laut einer Berechnung der „Gazeta Shqip“ in etwa 72 der insgesamt 140 Parlamentssitze entsprechen. Dann könnte die PS mit knapper Mehrheit alleine weiterregieren.

Das Oppositionsbündnis um die Demokraten (PD) von Lulzim Basha liegt derzeit bei 39,47 Prozent (59 Sitze). Die Sozialistische Integrationsbewegung (LSI) der Ehefrau von Staatspräsident Ilir Meta, Monika Kryemadhi, erreichte 6,93 Prozent (sechs Mandate).

Ebenfalls ins Parlament zieht laut den Teilergebnissen die Sozialdemokratische Partei (PSD) des umstrittenen Geschäftsmannes Tom Doshi ein. Sie liegt bei 2,24 Prozent (drei Mandate). In Albanien gilt eine Wahlhürde von einem Prozent. Doshi gehörte früher zur PS, hat sich aber mit Rama überworfen, ebenso wie Meta.

Tief gespaltenes Land

Albanien ist politisch tief gespalten, die verfeindeten Lager sprechen einander die Daseinsberechtigung ab. Die Opposition um Basha wirft Rama Wahlbetrug, Korruption und Verstrickung in die organisierte Kriminalität vor. Sie organisierte in der vorangegangenen Legislaturperiode Massenproteste und boykottierte das Parlament sowie die Kommunalwahlen 2019.

Am Mittwoch vor der Wahl kam bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten beider Lager in der Stadt Elbasan ein Mann ums Leben, vier weitere Personen wurden verletzt.