Eine Enkelin begleitet ihre Großmutter
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Slowakei

Impfung für Jung und Alt im Doppelpack

Um die Impfrate gerade bei Älteren zu verbessern, setzt die Slowakei auf einen Kniff: Erwachsene Begleitpersonen von Senioren und Seniorinnen sollen ebenfalls eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Auch in den USA hat man so versucht, Jüngere und gleichzeitig weniger mobile Menschen zum Impfen zu bewegen.

Vergangene Woche kündigte das slowakische Gesundheitsministerium an, dass Personen über 18 Jahre, die Menschen über 70 zur Impfung gegen das Coronavirus begleiten, ebenfalls geimpft werden können. Man gehe davon aus, dass das ein zusätzlicher Anreiz sein könnte, Eltern oder Großeltern bei der Impfanmeldung beziehungsweise der Impfung selbst zu helfen, heißt es etwa auf der Facebook-Seite des Ministeriums.

Auch eine Liste mit Argumenten, um die älteren Angehörigen von der Sinnhaftigkeit einer Impfung zu überzeugen, wird angeboten, etwa dass Covid-19 gerade für Menschen über 60 besonders gefährlich ist, sie dafür aber seltener und mildere Nebenwirkungen bei einer Impfung haben. Der beste Impfstoff sei zudem der verfügbare, und es sei nicht sinnvoll, auf einen bestimmten zu warten. Mit der Impfung könne man zudem Familienmitglieder wieder unbeschwert sehen.

Impfbereitschaft bei Älteren geringer

Die Impfbereitschaft in der älteren Bevölkerung der Slowakei ist offenbar niedriger als in anderen EU-Ländern. Rund 50 Prozent der über 80-Jährigen sind bisher geimpft. In Österreich sind in der Altersgruppe 75 bis 84 über 70 Prozent teilgeimpft, in der Altersklasse darunter (65 bis 74) rund 56 Prozent. Bisher haben rund eine Mio. Menschen in der Slowakei laut offiziellen Angaben die erste Impfung erhalten, rund 436.000 die zweite.

Um das Ziel, 60 Prozent der Bevölkerung zu impfen, zu erreichen, müssten laut slowakischem Gesundheitsministerium noch rund 2,8 Mio. Menschen geimpft werden. Die Slowakei hat rund 5,6 Mio. Einwohner und ist unter den Ländern mit den höchsten Zahlen der Coronavirus-Toten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl weltweit. Die neue Verordnung soll diese Woche in Kraft treten und ab Mai gelten.

Medizinisches Personal und junge Covid-Impfpatienten in Nitra (Slowakei)
Reuters/Radovan Stoklasa
In der Slowakei ist die Impfbereitschaft je nach Region und auch Alter unterschiedlich

Erste Öffnungsschritte

In der Slowakei können sich seit Mitte April auch Menschen ab 40 impfen lassen, ein Grund ist das geringe Interesse an den Impfungen, vor allem im östlichen Teil des Landes, berichtete der „Slovak Spectator“. In den westlichen Regionen des Landes sei die Impfbereitschaft höher. Zudem gibt es in den Regionen offenbar auch verschiedene Präferenzen bei den Impfstoffen.

Nach vier Monaten Lockdown hat die Slowakei vergangene Woche erste Öffnungsschritte gesetzt. Die meisten Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe sind wieder geöffnet, ebenso Hotels, Zoos und Museen, jeweils unter Einhaltung bestimmter Maßnahmen, wie etwa das Tragen einer Maske und das Vorweisen eines negativen Tests.

Ruf nach mehr Impfungen für Jüngere

In Europa wurden zuletzt immer wieder Stimmen laut, auch jüngere Menschen verstärkt zu impfen, auch weil auch jüngere Menschen nun häufiger schwer erkranken und berufsbedingt oft mehr Kontakte haben. Die nationalen Impfpläne in Europa sehen aber die Priorisierung der älteren Bevölkerungsgruppen vor. In Österreich wird ebenfalls nach Alter priorisiert, je nach Fortschritt der Impfungen könnte diese Einteilung aber in absehbarer Zeit fallen. Voraussetzung ist die ausreichende Verfügbarkeit von Impfstoff.

Anreizsysteme auch in den USA

In den USA können sich mittlerweile alle impfen lassen, es gab und gibt aber immer wieder auch dort den Versuch, bestimmte Gruppen gezielt zum Impfen zu bekommen. Massachusetts begann etwa Mitte Februar mit dem Angebot, dass Begleitpersonen von Menschen über 75 ebenfalls geimpft werden, nachdem der Impfstart eher holprig und der Zuspruch gering war. Darauf blühte dort ein Handel mit Impfwilligen, die älteren Personen ihren Fahrdienste anboten. Laut US-Gesundheitsbehörde CDC ist die Impfbereitschaft in Massachusetts sehr hoch.

Covid-Impfungen im Gillette Stadium in Foxborough (US-Bundesstaat Massachusetts)
AP/Steven Senne
In Massachusetts bekommen seit Februar Begleitpersonen von älteren Menschen ebenfalls eine Impfung

Die Kehrseite einer starken Nachfrage: Termine für eine Impfung sind in Massachusetts aktuell laut US-Medienberichten schwieriger zu bekommen, auch weil es offenbar nicht überall genug Impfdosen gibt und sich mittlerweile alle über 16 Jahren impfen lassen können. Laut CDC sind in den USA mit rund 330 Millionen Einwohnern fast 96 Millionen Menschen vollständig geimpft. Rund 37 Prozent der Erwachsenen sind damit vollständig geschützt.

Anders in West Virginia, wo die Impfbereitschaft unter den 1,8 Mio. Einwohnern geringer ist: Wer zwischen 16 und 35 ist, dem wird nun ein Wertpapier im Wert von 100 Dollar (rund 83 Euro) angeboten, gab Gouverneur Jim Justice am Montag am Montag bekannt. Gerade die jüngere Altersgruppe nehme die Impfung nicht so an wie erhofft, um wirklich Fortschritte zu erzielen, müsste aber gerade diese Gruppe geimpft werden. Umfragen zufolge stehen etwa ein Viertel oder ein Fünftel der US-Bürger dem Impfen eher negativ gegenüber.