Gerichtliche Folgen wegen TikTok-Videos über türkischen Pass

Eine Userin und ein User der Social-Media-App TikTok sind aufgrund eines am Sonntag veröffentlichten Videos in der Türkei verhaftet worden, weil sie sich darin über den türkischen Pass lustig gemacht hatten. Wie türkische Medien berichteten, wurden sie anschließend von einem Istanbuler Gericht auf Bewährung wieder freigelassen.

Die beiden müssten sich nun täglich auf einer Polizeistation melden, schreiben türkische Medien. Anschließend sollen sie erneut einem Gericht wegen „offener Beleidigung eines staatlichen Symbols“ vorgeführt werden. Gegen die Frau und den Mann wurde außerdem ein Auslandsreiseverbot verhängt.

Pass als Lesezeichen, Topflappen und Untersetzer

Das Video nimmt die eingeschränkte Nutzung des türkischen Reisepasses auf die Schaufel, da es das CoV-Reiseverbot in der Türkei Bürgerinnen und Bürgern zurzeit nicht gestattet, ohne besondere Erlaubnis frei zu reisen.

Die Userin und der User posteten den Clip auf TikTok mit dem englischen Titel „Best uses for the Turkish passport“ („Wie man einen türkischen Pass am besten nützt“). In dem Video zeigen sie, wie sie neue Verwendungsmöglichkeiten für den Pass finden – zum Beispiel als Lesezeichen, Topflappen und Untersetzer.

Nur wenige Details sind über die Identitäten der jungen Erwachsenen bekannt. Bekannt sei, dass die Frau und der Mann als N. Y. und K. Ö. bezeichnet werden und 23 Jahre alt sind, berichtete die türkische Tageszeitung „Cumhuriyet“ gestern.

Statements: Keine kriminellen Absichten

„Wir haben dieses Video geteilt, weil es während der Coronavirus-Pandemie nicht erlaubt ist, ins Ausland zu reisen“, sagte K. Ö. der Zeitung zufolge in einer Erklärung an das Gericht. „Wir hatten in keiner Weise die Absicht, die Republik Türkei, ihren Pass oder die türkische Flagge zu beleidigen oder zu verunglimpfen.“

„Wir sind Menschen, die ihr Heimatland und ihre Nation lieben“, fügte N. Y. in einer gerichtlichen Erklärung hinzu und merkte an, dass die beiden keine kriminellen Absichten gehabt und das Video als „Pandemie-Scherz“ gedreht hätten.

Die Türkei geht entschieden gegen Menschen vor, die sich kritisch gegenüber dem Staat und dem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan äußern. Bei freier Meinungsäußerung drohen Ausreiseverbote und teils hohe Haftstrafen.