Ranghoher Tory-Politiker geht auf Distanz zu Johnson

Nach den Enthüllungen rund um die Renovierung seiner Londoner Dienstwohnung und angesichts fallender Umfragewerte ist heute ein erster ranghoher Vertreter der britischen Tory-Partei auf Distanz zu Premierminister Boris Johnson gegangen. In einem BBC-Interview sagte der Chef der Konservativen Partei in Schottland, Douglas Ross, Johnson müsse „selbstverständlich“ zurücktreten, falls ihm ein Regelverstoß bei der Finanzierung der Renovierungsarbeiten nachgewiesen werde.

Die Bevölkerung erwarte, dass „diejenigen im höchsten Amt dieses Landes die höchsten Standards einhalten“, so Ross: Daher verfolgten die Menschen die laufenden Ermittlungen zu dem Thema aufmerksam „und warten auf die Antworten“. Der Wahlausschuss prüft derzeit, ob bei der Renovierung von Johnsons Dienstwohnung Parteispenden flossen.

Raab spricht von „Klatsch“

Außenminister Dominic Raab sagte in einem Fernsehinterview, die Partei nehme die Ermittlungen des Wahlausschusses ernst. Bei den Vorwürfen gegen Johnson handle es sich aber lediglich um „Klatsch“. Der Premier habe „kristallklar“ versichert, dass er die Renovierung selbst gezahlt habe. Allerdings ist bisher unklar, ob die Rechnung zunächst von einem Parteispender beglichen und erst später von Johnson zurückgezahlt wurde.

Die „Sunday Times“ berichtete unterdessen, Johnson habe auch zur Finanzierung seines Fitnesstrainers und von Säuglingsausstattung für seinen kleinen Sohn die Unterstützung von Parteispendern gesucht. Die Zeitung zitierte einen Spender mit den Worten: „Ich zahle ja gern für Flugblätter, aber ich nehme es übel, wenn man mich quasi darum bittet, dem Baby des Premierministers den Hintern abzuwischen.“

Die auf Insiderinformationen beruhenden anhaltenden Enthüllungen rücken Johnson und andere Vertreter der Regierung wenige Tage vor der Kommunalwahl am Donnerstag in ein schlechtes Licht. Sie erwecken vor allem den Eindruck einer massiven Verquickung von privaten und politischen Interessen.