Forderungen nach besserer Inklusion

Am Mittwoch wird der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung begangen. Schon heute war das Anlass für Interessenvertretungen und Hilfsorganisationen, Maßnahmen für eine bessere Inklusion zu fordern.

Eines der wichtigsten Themen ist aktuell der Nationale Aktionsplan Behinderung, der gerade für die Jahre 2022 bis 2030 finalisiert wird. In Österreich leben laut Behindertenrat rund 1,4 Millionen Menschen mit Behinderungen.

Stärkere Einbindung gefordert

„Menschen mit Behinderungen brauchen oft weniger Hilfe und Betüdelung als ehrliche Inklusion“, sagte die Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB) und frühere Grünen-Abgeordnete Helene Jarmer.

Mit Blick auf den Nationalen Aktionsplan forderte sie, dass die Interessenverbände verstärkt in gesellschaftspolitische Prozesse und Entscheidungen eingebunden werden. „Nichts über uns ohne uns!“ sei auch ein zentrales Prinzip der UNO-Behindertenrechtskonvention, so Jarmer.

Berufliche Hürden

Die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung in Österreich entspreche immer noch nicht den modernen Leitlinien der UNO-Behindertenrechtskonvention, so Samariterbund-Geschäftsführer Reinhard Hundsmüller. Außerdem fehle oft immer noch eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung und eine faire Bezahlung.

„Leider ist es für viele Menschen mit Behinderungen noch immer nicht selbstverständlich, jedem Berufswunsch nachgehen zu können und zu wählen wie, wo und mit wem man wohnen möchte“, sagte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr. Dringend nötig ist aus ihrer Sicht ein bundeseinheitliches Modell für die Persönliche Assistenz. Ein solches müsse in den Nationalen Aktionsplan aufgenommen werden.

Aktionstag seit 1992

Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung wurde 1992 von den Interessenvertretungen „Selbstbestimmt Leben Deutschland“ (ISL) ins Leben gerufen. Den 5. Mai wählte man, weil an diesem Tag auch der Europatag des Europarates stattfindet und aufgezeigt werden soll, dass alle Menschen europaweit gleichgestellt sein sollen.

Davon ist man laut „Selbstbestimmt Leben Bewegung Österreichs – B M I N – Behinderte Menschen INklusiv“ allerdings noch weit entfernt. In der EU leben rund 80 Millionen Menschen mit einer mehr oder minder schweren Behinderung – das sind mehr als 15 Prozent der gesamten europäischen Bevölkerung. In Österreich sind es laut Statistik Austria 18,4 Prozent.