Pflaster nach Covid-19-Impfung
APA/Georg Hochmuth
Vor Öffnungen

Große regionale Unterschiede bei Impftempo

Rund zehn Prozent sind in Österreich vollimmunisiert, erhielten also bereits beide Dosen der Coronavirus-Schutzimpfung. Ungefähr ein Drittel der Bevölkerung ist zumindest einmal geimpft. Doch die regionalen Unterschiede bei der Impfrate sind hoch – schließlich wird in jedem Bundesland unterschiedlich schnell geimpft. Für Fachleute ist die bundesweite Impfrate allerdings weit zu niedrig, um großflächig Öffnungen verantworten zu können.

Die höchste Durchimpfungsrate verzeichnet das Burgenland mit 31,1 Prozent. In Tirol, das ein Sonderkontingent von 100.000 Impfdosen der EU erhalten hatte, sind 30,9 Prozent der Bevölkerung geimpft, in Vorarlberg 30,6 Prozent. Nach Kärnten (29,7), Niederösterreich (26,6), Oberösterreich (26,3), Wien (25,1) und der Steiermark (25,1) bildet Salzburg weiterhin das Schlusslicht mit einer Durchimpfungsrate von 24,3 Prozent.

Insgesamt erhielten rund zwei von drei über 65-Jährigen ihre erste Coronavirus-Impfung. Zwischen den Bundesländern gibt es aber noch deutliche Unterschiede – von fast 80 Prozent im Burgenland bis gerade einmal etwas über 60 Prozent in Wien.

Kritik an betrieblichen Impfungen aus Oberösterreich

In Wien werden daher derzeit vor allem noch ältere Menschen geimpft. Am Mittwoch wurden 28.000 Impftermine für Wienerinnen und Wiener freigeschaltet, die älter als 60 Jahre sind – mehr dazu in wien.ORF.at.

Seit Anfang Mai werden in Wien auch in insgesamt 10.000 Betrieben Impfungen verabreicht – mehr dazu in wien.ORF.at. In Vorarlberg hingegen gibt es in den Unternehmen keine eigenen Impfstraßen. Vielmehr gibt es Vorreihungen für Personen mit beruflicher Reisetätigkeit und für Personen mit Kundenkontakt – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Kritik an den betrieblichen Impfungen kam am Mittwoch aus Oberösterreich: Die Bundesregierung habe für ausgewählte Betriebe, deren Zentralen vorwiegend im Osten Österreichs seien, kurzerhand 500.000 Impfdosen reserviert. Das Land Oberösterreich, die Industriellenvereinigung und die Ärztekammer sehen eine Benachteiligung Oberösterreichs beim Impfstoff – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Eingang zum Impfzentrum Austria Center Vienna
APA/Georg Hochmuth
Das Burgenland verzeichnet mit über 31 Prozent die höchste Impfrate, Wien liegt bei rund 25 Prozent, Salzburg knapp dahinter

Impfungen für alle in Niederösterreich

Auf der Website der Stadt Wien heißt es zudem: „Sobald genügend Impfstoff vorhanden ist, können im Laufe des Jahres 2021 alle Wienerinnen und Wiener geimpft werden.“ Im Mai sei das jedoch nur dann der Fall, wenn „unerwartet viel Impfstoff“ eintreffe, wie das Büro von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kürzlich verlautete.

Anders ist die Situation in Niederösterreich: Hier wird die Impfanmeldung ab 10. Mai für alle Gruppen und somit für alle ab 16 freigeschaltet. Die Zweitimpfung findet im Abstand von drei bis sechs Wochen nach dem ersten Termin statt.

Von einer Impfanmeldung für alle wie in Niederösterreich distanzierte man sich in der Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Hier erhielten bisher alle über 65 „zumindest ein Erst-Impfangebot“, so das Land. Im Mai sollen es noch alle über 50-Jährigen sein. Aktuell wurden mehr als 400.000 Dosen an die steirische Bevölkerung verimpft.

Tirol in dritter Phase

In Tirol konnten indes mittlerweile nun auch die acht weiteren dezentralen Impfzentren ihren Betrieb aufnehmen – zuvor gab es lediglich in der Stadt Innsbruck und in der Dolomitenhalle jeweils ein Impfzentrum. Sobald größere Kontingente an Impfstoffen eintreffen, sollen auch die Öffnungszeiten der Impfzentren ausgedehnt werden, wie es seitens des Landes heißt. Derzeit befinde man sich in der dritten Phase des Impfplans – die Impfungen von Personen zwischen 50 und 65 Jahren seien dem Land zufolge bereits gestartet.

Gesundheitsdirektor Thomas Pollak appellierte an die Bevölkerung, pünktlich zum Impftermin zu erscheinen: „Die Impftermine sind zeitlich genau eingetaktet – wir bitten daher alle Personen, pünktlich zum eigenen Impftermin zu erscheinen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten“ – mehr dazu in tirol.ORF.at.

In Kärnten rechnet man mit der Lieferung von mehr als 300.000 Impfungen in den nächsten Wochen. Das erfordert eine neue Impfstrategie. In den Impfstraßen in Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, Spittal und St. Veit sollen 40.000 Impfungen pro Woche stattfinden – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Ausnahmen in Salzburg und Oberösterreich

Salzburg setzte von Beginn an auf eine Kombination von zentralen Impfstraßen und Ordinationen. Rund 70 Prozent der Impfungen werden direkt bei den Hausärztinnen und Hausärzten verabreicht. Bei manchen Hausärzten würden sich allerdings nur wenige Menschen zur Impfung anmelden – damit kein Impfstoff verloren gehe, würden ab und zu auch Personen geimpft werden, die eigentlich laut Prioritätenliste noch nicht an der Reihe wären. Der Impfkoordinator des Landes verteidigte dieses Vorgehen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Flexibler gestalten sich die Impfungen mittlerweile in Oberösterreich. Da Menschen auf dem Land weniger bereit seien, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, als in der Stadt, beschränkt das Land den Ort für eine Impfung nun nicht mehr nur auf den Heimatbezirk – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Experten: „Zu früh“ für Öffnungen

Bundesweit kommen derzeit auch Schwangere ab der 13. Woche zum Zug. Bisher waren sie – mit Ausnahme von Risikopatientinnen – von der Impfkampagne ausgeschlossen. Ende April gab das Nationale Impfgremium grünes Licht für eine Impfung auch für Schwangere und erfüllte damit eine Forderung der Gynäkologen – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Laut Modellen wäre es aufgrund der gelieferten Impfdosen bis Ende Juni rein theoretisch machbar, dass 65 Prozent der Menschen in Österreich durch Impfungen oder durchlebte Infektionen immun gegen das SARS-CoV-2 Virus sind. In der Praxis würde dieses Ziel jedoch an der Impfbereitschaft sowie an der Logistik scheitern, so der Simulationsforscher Niki Popper.

Und: „Rein vom Impfen“ sei es für die nun am 19. Mai vorgesehenen Öffnungsschritte folglich noch zu früh, so Popper. Dem stimmte auch Peter Klimek von der Complexity Science Hub (CSH) zu. Dass die Impfwirksamkeit „ausbreitungsmindernd“ ist, wäre erst ab Juni zu erwarten. „Wir haben also noch ein Fenster, wo ein Anstieg kommen kann“, sagte der Experte.