Wespe
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Biologie

Wespe ist nicht gleich Wespe

Im Deutschen tragen viele Insekten den Namen, unterscheiden sich aber stark. Jene Wespen, die sich oft in Menschennähe aufhalten, gehören zu den Sozialen Faltenwespen. Die meisten Mitglieder ihres Volks haben ein kurzes und beschwerliches Leben.

„Die Wespe“ zu definieren ist nicht einfach. Es werden viele verschiedene Gruppen dieser Hautflügler als Wespen bezeichnet, wie der Biologe Harald Krenn von der Uni Wien gegenüber ORF.at erklärt. In Österreich gebe es Insektengruppen, oft mit vielen 100 Arten, die im Deutschen den Namen „Wespe“ tragen, aber nicht viel mit jenen Wespen zu tun haben, die den Menschen zuweilen lästig fallen. Als Beispiele nannte er etwa Schlupfwespen und Holzwespen.

Dass so viele der Insekten den Namen tragen, komme vielleicht von ihrem Wehrstachel und der Fähigkeit der meisten Arten, bei Gefahr zu stechen. Der Stachel ist evolutionsbiologisch vom Eiablageorgan ableitbar und daher immer nur bei Weibchen ausgebildet, so Krenn. Deshalb können die Männchen bei allen Wespen, genauso bei Hummeln und Bienen, nicht stechen.

Viele hundert Arten der „Faltenwespe“

Wenn von „der Wespe“ die Rede ist, sei im Allgemeinen die Gruppe der Faltenwespen (Vespidae) gemeint. Viele Arten hätten eine gelb-schwarze oder gelb-braune Körperzeichnung, aber auch in dieser viele 100 Arten umfassenden Gruppe seien die allermeisten unauffällig, selten und suchten nicht die Nähe der Menschen. Nur wenige Arten seien sozial lebend und bauten große Gemeinschaftsnester.

Grafik zu Wespen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Zu diesen gehören aber auch die Sozialen Faltenwespen (Vespinae), die tatsächlich oft in Menschennähe zu finden sind. Relevant sind hier nur zwei Arten: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Sie bauen große Nester mit mehreren tausend Individuen in der Nähe von Häusern und suchen dort auch nach Futter. Sie werden durch Gerüche von Zuckerhaltigem und Fleisch angelockt. Die erwachsenen Tiere sind Vegetarier: Fleischliches, meist andere Insekten, ist allein für den Nachwuchs in den Waben bestimmt. Die Wespe sticht zu, wenn sie sich bedroht fühlt, Ruhe bewahren ist das beste Mittel, um sie nicht aufzuschrecken.

Ein Haus aus Papier

Die Wespensaison beginnt bereits im März oder April, wenn die begatteten Königinnen nach gelungener Überwinterung einen geeigneten Platz für ein Nest suchen. Sie beginnen den Bau und legen einige Eier. Die Larven werden zunächst von der Königin mit Nahrung versorgt und gepflegt. Nach der Verpuppung und dem Schlüpfen dieser immer weiblichen Insekten bleibt die Königin im Nest, und die unfruchtbaren Arbeiterinnen fliegen aus, bauen weiter am Nest und versorgen es. Die Nester werden aus einer papierähnlichen Substanz gebaut, die die Arbeiterinnen aus abgeschabten Holzfasern und Speichel bauen – ein mühsames Arbeiterinnenleben. Das Nest kann Ausmaße von einem halben Meter und mehr annehmen und von mehreren tausend Insekten bevölkert werden. Darin werden horizontale Waben gebaut, in denen die Larven großgezogen werden.

Die Königin konzentriert sich verstärkt auf das Legen von Eiern. Gegen August schlüpfen auch die ersten Männchen und angehende neue Königinnen. Mit Ende Oktober geht die Saison wieder dem Ende zu. Die neuen Königinnen verstecken sich, ehe die Tiere im nächsten Jahr die Nachfolge antreten und ein neues Nest gründen. Der Rest des Staates geht in den ersten Frostnächten im Herbst zugrunde.