Theater im Park in Wien
Markus Wache
Gelockerte Maßnahmen

So soll die Kultur öffnen

Am Donnerstag gab es gute Nachrichten für die Wiener Kulturszene: Mit 19. Mai können die Kunst- und Kultureinrichtungen auch in der Bundeshauptstadt nach einer langen Schließzeit wieder öffnen. Damit steht ganz Österreich ein baldiger Kulturneustart bevor. Neben den bereits geöffneten Museen bereiten sich Konzerthäuser, Theater und Filmfestivals intensiv mit strengen Sicherheitskonzepten auf das Publikum vor.

In der gestrigen Pressekonferenz wies der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) darauf hin, dass die Sicherheitskonzepte in den Kulturstätten an die grassierende und aggressivere „britische“ Coronavirus-Mutation angepasst werden müssten. Grundsätzlich gilt aber nun bundesweit für den Kulturbesuch die Bedingung: „geimpft“, „genesen“, „getestet“.

Außerdem werden vonseiten des Bundes indoor maximal 1.500 Besucher, outdoor maximal 3.000 Besucher mit zugewiesenen Sitzplätzen bei Kulturveranstaltungen erlaubt sein. Dabei darf aber in jedem Falle maximal die Hälfte der möglichen Plätze einer Institution besetzt werden. Für Besucher sind FFP2-Masken ebenso Pflicht wie ein Abstand von einem Sitz zwischen Gruppen von bis zu vier Menschen.

Viel Neues auf den Theaterbrettern

Ein Fest von Premieren kann man in Österreichs Theatern sehen. Das Klagenfurter Ensemble ehrt gleich am 19. Mai Gert Jonke zum 75. Geburtstag mit „Jonke Suite“. Am selben Abend feiert Michael Köhlmeiers Stück „Lamm Gottes“ im Schauspielhaus Salzburg als Koproduktion mit dem Bregenzer Theater Kosmos Premiere. In Graz gibt es am ersten Öffnungstag gar eine Uraufführung: Clemens J. Setz’ „Flüstern in stehenden Zügen“ ist im Schauspielhaus Graz zu sehen. Auch im Westen verschreibt man sich der österreichischen Gegenwartsliteratur. In den Innsbrucker Kammerspielen ist die Dramatisierung von Daniel Wissers Gewinnerroman des Österreichischen Buchpreises 2018 „Königin der Berge“ erstmals vor Publikum zu sehen.

Uwe Schmieder und Frank Genser in der Volkstheater-Inszenierung von Samuel Becketts „Endspiel“
Nikolaus Ostermann
Absurdes Theater zur Wiedereröffnung – Becketts „Endspiel“ im Wiener Volkstheater

Im Wiener Volkstheater startet man am 26. Mai. Auf dem Programm stehen dann in der ersten Saison der Intendanz von Kay Voges unter anderem Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ sowie die Wien-Premiere von Samuel Becketts „Endspiel“. „Wir laden im Mai und Juni zu unserem Housewarming ein. Wir freuen uns darauf, endlich das Publikum im neuen Haus begrüßen zu dürfen und einen Einblick auf das kommende Programm und ausgewählte Produktionen präsentieren zu können“, hieß es auf APA-Anfrage.

Das Burgtheater (dessen Haupthaus aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen bleibt) startet am 19. Mai seinen Spielbetrieb mit der Premiere von August Strindbergs „Fräulein Julie“ in der Regie von Mateja Koleznik im Akademietheater. In weiterer Folge stehen auch Premieren auch in den Spielstätten im Kasino und Vestibül an. Insgesamt wartet man mit acht Premieren auf.

Im Theater in der Josefstadt zeigte man sich auf APA-Anfrage „sehr froh, dass wir wieder spielen dürfen“. Eröffnet wird ebenfalls am ersten möglichen Tag mit Ulrich Becher und Peter Preses’ „Der Bockerer“. Mit Freude reagierte man auch beim Theater im Park und der erstmals betriebenen Freiluftversion des Globe-Theaters.

Theater im Park bringt Open-Air-Schauspiel

„Jetzt starten wir unter Wahrung der nach wie vor sinnvollen Sicherheitsmaßnahmen an zwei Open Air Standorten mit einem vielseitigen Programm“, kündigten die Betreiber der beiden Spielstätten, Michael Niavarani und Georg Hoanzl an. Beim Theater im Park geht es bereits am 21. Mai los, wenn Niavarani einen Kapazunder des deutschsprachigen Humors, Harald Schmidt, zum Gespräch auf die Bühne bittet. Den ganzen Sommer über stehen dann vor allem Größen des Kabaretts auf dem Spielplan. Musiklastiger wird das Globe Wien Open Air programmiert, das am 21. Juni startet.

Und auch die Kabarettbranche startet wieder durch, wenn etwa der Wiener Stadtsaal sogleich am 19. Mai mit der Premiere von Lukas Resetarits’ neuem Programm „Das Letzte – Kein Abschied“ nach zwei Verschiebungen eröffnet. Bis zum Ende des Monats sind hiervon zahlreiche Termine für die Fans des Urgesteins angesetzt.

Viel Neues auf der Leinwand

Wann und vor allem mit welchen Filmen die Kinos wieder öffnen werden, wird vor allem von der Verleihsituation abhängen. Erste Kinostarts wurden aber in einer Aussendung des Verleihs Polyfilm bereits mit 20. Mai angekündigt.

Open-Air-Kino im Wiener Augarten
Filmarchiv Austria/Severin Dostal
Ab 19. Mai startet erstmals ein Open-Air-„Frühlingskino“ des Filmarchivs Austria – freilich nicht dicht gedrängt wie in vergangenen Sommern

Erfreuliches gibt es jedenfalls bereits für die Freunde des Freiluftkinos in Wien zu berichten. Laut einer Aussendung des Filmarchivs Austria wird dieses sein Sommerkinoprogramm vorziehen und bereits am 19. Mai in ein „Frühlingskino“ Open-Air am Augartenspitz und indoor im Metro Kinokulturhaus starten. Gezeigt werden heimische Produktionen aus 2020 und 2021, darunter auch zahlreiche für den Österreichischen Filmpreis nominierte Titel wie „Ein bisschen bleiben wir noch“, „Die Dohnal“, „Hochwald“ und „Quo Vadis, Aida?“. Ergänzt wird das Open-Air-Festival des österreichischen Films mit brandneuen Restaurierungen aus der Werkstätte des Archivs, unter anderem die lang erwartete neue Rekonstruktion von „Ekstase“.

Realisiert wird das Frühlingskino mit dem Filmfestival Diagonale 2021. Dieses wird, so hieß es in einer Aussendung, „entlang eines strengen Covid-19-Sicherheitskonzeptes von 8. bis 13. Juni 2021 in Graz stattfinden“. Man darf sich auf 110 aktuelle österreichische Filme und die hierzulande erste Gesamtretrospektive Jessica Hausners freuen. Am 27. Mai wird das internationale Kurzfilmfestival Vienna Shorts mit einem Open Air Programm am Wiener Karmelitermarkt eröffnen. Neben Streamingprogrammen wird das Festival auch die für das Wiener Stadtkino vorgesehenen Programmpunkte indoor verwirklichen. Zu sehen sein werden 90 Filme aus 34 Ländern.

Das Linzer Filmfestival Crossing Europe findet von 1. bis 6. Juni statt. Zu den Highlights des Programms zählt die Österreich-Premiere der Doku „Hinter den Schlagzeilen“ über die Reporter der „Süddeutschen Zeitung“, die die „Ibiza-Affäre“ aufgedeckt haben. Crossing Europe, die Diagonale und Vienna Shorts arbeiten heuer enger zusammen. Das hat die Konsequenz, dass bei Überschneidungen in der Programmauswahl der Premierenstatus parallel geführt wird. Das betrifft zehn Filme, darunter den „dystopischen Slapstick“ – so die Beschreibung von Regisseur Norbert Pfaffenbichler – „2551.01“ und die Detroit-Doku „Motorcity“ von Arthur Summereder.

Freude im Musiktheater

Im Theater an der Wien freut man sich über die Entscheidung der Spielmöglichkeit ab 19. Mai. Hier kann man nun wie geplant in der Dependance Kammeroper mit dem „Tristan Experiment“ von Regiedebütant Günther Groissböck am 26. Mai die letzte Premiere der Saison feiern. „Das ist ein schöner Abschluss dieser Corona-Saison“, unterstrich Intendant Roland Geyer im APA-Gespräch.

Im Haupthaus werden nun im Juni das Kabarett „Reif für die Insel“ in der Hölle und das Kinderprojekt „Figaro und die Detektiv*innen“ sowie die zwei konzertanten Opern „Armida“ und „Cajo Fabricio“ nachgeholt. In jedem Fall sei er nun froh, dass die Phase des steten Auf- und Zusperrens hoffentlich vorbei sei: „Ich glaube, dass es wichtig ist, eine Form zu finden, mit diesem Virus zu leben.“

Gesamtbild der multimedialen Bühne
ORF
Die Staatsoper startet mit Castorfs „Faust“-Inszenierung

Die Staatsoper startet am 19. Mai in den Spielbetrieb und wird den Auftakt zu einer etwas modulierten Anfangswoche mit Frank Castorfs neuer „Faust“-Inszenierung gestalten. Auch die Wiederaufnahme des Balletts „A Suite of Dances“, eine „Tosca“ mit Piotr Beczala und vor allem die Premiere von „L’incoronazione di Poppea“ finden sich in den ersten Tagen. Ab dem 26. Mai wird man dann den ursprünglich präsentierten Spielplan wieder aufnehmen. Zu sehen sind einige Premieren sowie Publikumspremieren der in den Schließmonaten aufgezeichneten Werke.

„Hochbetrieb“ im Wiener Konzerthaus

„Auf Hochbetrieb“ will nun auch das Wiener Konzerthaus schalten. Dessen Türen seien „jedenfalls ab dem ersten Tag für das Publikum und die besten Musikerinnen und Musiker weit geöffnet, und jede und jeder kann darauf vertrauen, dass wir Bedingungen schaffen, die die Gesundheit aller Beteiligten sicherstellen“, kündigte Intendant Matthias Naske an.

Am 19. Mai werde die Camerata Salzburg unter Andrew Manze und mit Andreas Haefliger am Klavier die Unterbrechung des Spielbetriebs im Großen Saal beenden. Im Mozart-Saal sind am gleichen Abend drei „Great Talents“ des Wiener Konzerthauses, Pianist Aaron Pilsan, Geiger Jevgenijs Cepoveckis und Cellistin Julia Hagen, zu erleben. Auch die Volksoper startet am morgigen Freitag mit dem Vorverkauf. Den Auftakt machen die Operettenrarität „Der Teufel auf Erden“ am 19. Mai, gefolgt von Stephen Sondheims Broadway-Highlight „Into the Woods“ am 27. Mai.

Auch das Musikfestival „Wean Hearn“ startet am 19. Mai. Bis 4. Juli sollen gut 80 Musikerinnen und Musiker die Bandbreite des Wienerliedes unter den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen aufzeigen. Angekündigt sind Auftritte von Voodoo Jürgens, den Strottern, dem Trio Lepschi oder den Neuen Wiener Concert Schrammeln.

Musiziert wird nicht nur auf traditionellen Bühnen wie dem Bockkeller des Wiener Volksliedwerks oder der Tschauner-Bühne, sondern auch in den Weinbergen, an der Donau und in der Hofburgkapelle, stellten die Veranstalter am Freitag in Aussicht. „Nachdem wir uns schon über ein Jahr darauf freuen, wieder gemeinsam zu musizieren, spielen wir auf – und das in der ganzen Stadt“, freute sich Festivalproduzentin Susanne Rosenlechner.

Volles Programm im Radiokulturhaus

Noch bis zum 18. Mai bietet das Radiokulturhaus täglich hochkarätiges Onlineprogramm. Am 20. wird man wieder für das Publikum öffnen, und zwar mit einem Beethoven-Abend von und mit Christoph Wagner-Trenkwitz. Tags darauf präsentiert Anna Anderluh ihr aktuelles Album „Leave me Something Stupid“, auf dem sie sich virtuos zwischen Jazz, Performance und Singer-Songwritertum bewegt. Am 26. folgt die Präsentation von „Die Oma hat die Susi so geliebt“, dem ersten Soloalbum der Sängerin, Dichterin und Regisseurin Anna Mabo.

Am letzten Maitag folgt ein Kammer-Konzert des ORF-Radio-Symphonieorchesters Wien mit einem Meisterwerk des jungen Beethoven, des „Quintett für Klavier und Bläser op. 16“. Der Juni eröffnet dann mit dem Staffelfinale der Ö1-Serie „Die Klien-Brüder – Neue Musik im Härtetest“. Kabarettist Peter und Komponist Volkmar Klien unterziehen zentrale Werke Neuer Musik erstmals vor Publikum einem Härtetest. Die Stücke werden live von Musikern und Musikerinnen des Radio-Symphonieorchesters live interpretiert.

Wiener Festwochen in Tranchen ab Juni

Die Wiener Festwochen haben heuer, im 70. Jubiläumsjahr, Festmonate angekündigt. Das Festival findet nun in zwei Etappen im Früh- und Spätsommer – also von 3. Juni bis Mitte Juli und von 24. August bis Mitte September – statt. Gut 30 Projekte stehen auf dem Spielplan. Die traditionelle Eröffnung auf dem Rathausplatz, die schon am 14. Mai stattfindet, muss allerdings ohne Publikum auskommen. Sie wird auf ORF2 und 3sat übertragen und auf ORF.at im Livestream zu sehen sein.

Zuschauer im Regen vor einer Bühne mit dem Logo der Wiener Festwochen
APA/Herbert Pfarrhofer
Ein Bild aus anderen Zeiten – anders als in früheren Jahren findet die Wiener-Festwochen-Eröffnung diesmal ohne Publikum statt

34 Produktionen, davon zwölf Weltpremieren, kündigte Intendant Christophe Slagmuylder an – eine gewohnte Mischung aus den Sparten Theater, Tanz, Musik und Performance. Die Tickets, deren Verkauf für die Frühsommer-Tranche am 14. Mai startet, werden personalisiert sein. Alle Ticketinhaber werden sich in einer eigenen Teststraße im Hof des MuseumsQuartiers – in dessen Halle E und G finden viele Aufführungen statt – testen lassen können.