Caritas: Humanitäre Lage in Ostukraine „zugespitzt“

Die humanitäre Lage in der Ostukraine hat sich durch zunehmende Spannungen und die CoV-Krise „dramatisch zugespitzt“, berichtete Caritas-Präsident Michael Landau bei einem Besuch in Kramatorsk in der Pufferzone gegenüber der APA. Ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie stehe die Bevölkerung vor großen Herausforderungen. Oft fehle der Zugang zu medizinischen Leistungen, Spitäler seien vielerorts überlastet. „3,4 Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe“, so Landau.

Besonders Ältere unter Druck

Besonders für ältere Menschen, die schon davor an Verarmung und Isolierung gelitten hätten, habe sich die Lage verschlimmert. Wegen der Pandemie seien Übergänge über die Kontaktlinie geschlossen, sodass Bewohner „nicht ihre Rente von drüben abholen können“, so Landau. Die Arbeitslosigkeit habe zugenommen, nicht nur im Land selbst, sondern auch bei den im Ausland lebenden Ukrainerinnen und Ukrainern. Deren Überweisungen sei eine wichtige Einkommensquelle gewesen.

„Junge Menschen ziehen weg, die Alten werden krank“, sagte der Caritas-Präsident. Viele stünden vor der Frage, ob sie Medikamente, die sie brauchen, oder Lebensmittel kaufen sollen. Beides könnten sie sich nicht leisten. Von Mindestpensionen würde etwa die Hälfte für Heizkosten aufgewendet. Aber auch Kinder bräuchten Unterstützung, so Landau.

Sicherheitssituation verschlechtert

Außerdem habe sich die Sicherheitssituation an der Grenze zu den „nicht von der Regierung kontrollierten Gebieten“ verschlechtert, berichtete er. Die russischen Truppenbewegungen nahe der Grenze zur Ukraine und die deutlich brüchiger werdende Waffenruhe hätten „massive Folgen“: die Not habe sich verschärft, die Angst sich verstärkt, alte Traumata seien wieder angefacht worden. 1,5 Millionen Menschen seien intern Vertriebene.

„Österreich und Europa darf das Leid der Menschen in der Ukraine nicht aus den Augen verlieren“, forderte der Caritas-Präsident. Er lobte gleichzeitig das Engagement Österreichs, das durch die staatliche Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (ADA) und die Mittel des Auslandskatastrophenfonds (AKF) „extrem wichtige Hilfe“ leiste.