Bericht: Biontech verzichtet temporär auf Patentschutz

Das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech will einem Bericht zufolge vorübergehend darauf verzichten, den Patentschutz für seinen Coronavirus-Impfstoff durchzusetzen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ vorab berichtete, wird die Firma nach Auskunft einer Sprecherin bis zum Ende der Coronavirus-Pandemie juristisch nicht gegen etwaige Imitatoren vorgehen. Dasselbe Versprechen hatte das US-Pharmaunternehmen Moderna dem Bericht zufolge schon vor einigen Monaten gegeben.

Die Coronavirus-Impfstoffe von Biontech und seinem US-Partner Pfizer sowie von Moderna beruhen auf der neuartigen mRNA-Technologie und zeigen bisher die höchste Wirksamkeit aller zugelassenen Coronavirus-Vakzine.

Über den Patentschutz für die Impfstoffe war nach einem Vorstoß der USA zum temporären Aussetzen zuletzt eine heftige politische Debatte entbrannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach sich dafür aus, den Patentschutz generell auszusetzen, um die Bevölkerung ärmerer Länder günstig mit Impfstoff versorgen zu können.

EU-Staaten skeptisch

In der EU trifft der Vorschlag aber auf Vorbehalte. Bei einem Abendessen in Porto hätten viele Staats- und Regierungschefs Zweifel geäußert, ob das schnell zu einer besseren Versorgung der Welt mit Impfstoff führen würde, erfuhr die dpa gestern aus EU-Kreisen. Reuters schrieb, dass die Freigabe der Impfstoffpatente „überwiegend kritisch“ gesehen werde.

Der Vorschlag der Regierung von US-Präsident Joe Biden sei wenig konkret und möglicherweise taktisch, berichtete ein EU-Vertreter aus den Gesprächen. Die Initiative solle womöglich verdecken, dass Europa die einzige demokratische Region sei, die große Mengen Coronavirus-Impfstoffe an Drittstaaten liefere. Die USA lassen nach Darstellung der EU nur sehr wenig Vakzine aus dem Land.