Italien debattiert über alkoholfreien Wein

Italiens Weinbranche macht Front gegen mögliche EU-Pläne, das Verdünnen von Wein mit Wasser zum Senken des Alkoholgehalts zu fördern. Dabei geht es nach Medienberichten darum, die Produktion von Wein ohne Alkohol oder mit weniger Prozenten als Methode in Europa zu definieren. Hintergrund sei auch der Gesundheitsschutz, hieß es.

Agrarminister Stefano Patuanelli kündigte nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA von gestern Abend den Widerstand Roms an. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti warnte vor „Verbrauchertäuschung“. Von einem „Aufstand in Italien“ sprach die Zeitung „Corriere della Sera“ heute.

„Großes Risiko“

„Das Einführen der teilweisen und vollständigen Alkoholreduktion als neue Weinbaupraxis stellt ein großes Risiko und einen extrem gefährlichen Präzedenzfall dar, der die Identität des italienischen und europäischen Weins ernsthaft gefährden würde“, argumentierte Coldiretti-Präsident Ettore Prandini. Verwässerten Wein als Qualitätsprodukt in Europa zu verkaufen, sei bisher verboten, wetterten auch andere Branchenvertreter.

Der Protest in Italien richtet sich nun gegen Ideen zur Aufnahme des Wasserzusatzes als gute Praxis ins EU-Recht – auch für Barolo, Brunello und andere teure Flaschen mit Qualitätssiegeln.

Verweis auf Potenzial im arabischen Raum

Zwar berichtete das Blatt „Corriere della Sera“, dass erste Stimmen aus Brüssel versucht hätten, den Sturm im Weinglas zu glätten: Wasser komme in den EU-Vorschlägen nicht ausdrücklich vor, hieß es. Sprecher aus Italiens Weinsektor gaben zu bedenken, dass Nullprozentwein in arabischen Ländern gute Geschäfte bedeuten könne und nicht anderen überlassen werden sollte. Italien ist mengenmäßiger Weinweltmeister. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei rund elf Milliarden Euro.