Dutzende Verletzte bei neuen Protesten in Jerusalem

In Ostjerusalem hat es in der Nacht erneut schwere Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Laut Rettungskräften des palästinensischen Roten Halbmonds gab es mehr als 90 Verletzte. Das Hohe Komitee der Araber Israels hatte zu landesweiten Solidaritätskundgebungen mit den Palästinensern aufgerufen.

Zuvor waren bei schweren Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der Polizei in Ostjerusalem und auf dem Tempelberg gestern Abend mehr als 220 Menschen verletzt worden. Die USA, die UNO und die EU riefen zur Deeskalation auf.

Am letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan hatten sich Tausende Gläubige auf dem Tempelberg zum Gebet versammelt. Vor der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg attackierten Palästinenser die Sicherheitskräfte mit Steinen, während die Polizei Gummigeschoße und Blendgranaten abfeuerte. Auch in anderen Teilen der Stadt gab es gewaltsame Zusammenstöße.

Beamte mit Steinen, Flaschen, Feuerwerkskörpern beworfen

205 Palästinenser wurden nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds verletzt, die israelische Polizei verzeichnete nach eigenen Angaben 17 verletzte Beamte. Nach Angaben der israelischen Polizei, die die Zugänge zum Tempelberg bewacht, wurden die Beamten von „Hunderten Randalierern“ mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen.

Über der Altstadt stieg Rauch auf, Dutzende Schüsse waren zu hören. Videoaufnahmen zeigten, wie israelische Sicherheitskräfte Schallgranaten im Inneren der Al-Aksa-Moschee abfeuerten, wo zahlreiche Gläubige beteten, darunter Frauen und Kinder. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die israelische Regierung für die Unruhen verantwortlich und bezeichnete die Demonstranten als „Helden“.

USA „tief beunruhigt“, EU rief zu Deeskalation auf

Die USA äußerten sich „tief beunruhigt“ über die Lage in Jerusalem. Das Außenministerium rief zur Deeskalation auf und warnte vor Schritten, die zur Verschärfung der Situation führen könnten. Das Ministerium bezog sich dabei auf Zwangsräumungen und Israels Siedlungsaktivitäten. Der UNO-Nahost-Koordinator Tor Wennesland rief die Konfliktparteien zur „Verantwortlichkeit“ und Ruhe auf. Auch die EU rief die israelischen Behörden gestern „dringend“ zur Deeskalation auf.

Russland warnte ebenfalls vor einer „Eskalation der Gewalt“. Das Außenministerium in Moskau erklärte, es verurteile „Angriffe auf Zivilisten“. Das Ministerium bekräftigte die russische Kritik an „Zwangsenteignungen“ und am Bau israelischer Siedlungen, der gegen internationales Recht verstoße.

VAE und Emirate übten Kritik

Jordanien, das Ostjerusalem bis 1967 kontrollierte, verurteilte Israels „barbarischen Angriff“ in Jerusalem und rief die internationale Staatengemeinschaft auf, die „Eskalation und die Übergriffe“ in der Al-Aksa-Moschee zu stoppen. Auch Ägypten, die Türkei, Katar und Bahrain übten scharfe Kritik am Vorgehen der israelischen Sicherheitskräfte.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrain übten ebenfalls Kritik. „Die VAE verurteilen nachdrücklich die Erstürmung der heiligen Al-Aksa-Moschee durch die israelischen Behörden“, sagte der Außenminister des Landes, Chalifa al-Marar, laut der staatlichen Nachrichtenagentur WAM am Samstag. Bahrains Außenministerium verlangte von Israel, Provokationen gegen die Menschen aus Jerusalem zu unterlassen, wie die staatliche Nachrichtenagentur BNA berichtete.