Explosion nahe Schule in Kabul – mindestens 58 Tote

Bei einer Explosion nahe einer Schule in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind gestern mindestens 58 Menschen getötet worden. Mindestens 150 weitere wurden verletzt, wie ein hoher Beamter der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Der Beamte wollte namentlich nicht genannt werden. Was die Explosion auslöste, ist noch nicht klar.

Rettungskräfte versorgen Verletzte nach einer Explosion in Kabu
Reuters

Viele junge Mädchen unter Opfern

Bei den Opfern soll es sich um Zivilisten handeln, zum großen Teil junge Mädchen. Augenzeugen berichteten von Raketeneinschlägen in einer mehrheitlich von Schiiten bewohnten Gegend im Westen der Stadt. In anderen Berichten war von einer Autobombe die Rede. Der Bereich sei abgesperrt worden, berichtete das Innenministerium, ohne Details zu nennen. Fernsehbilder zeigten auf dem Boden verstreute Rucksäcke, blutbefleckte Schulhefte und Menschen, die verzweifelt ihre Angehörigen suchten.

Die Nichtregierungsorganisation Emergency teilte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, in das von ihr betriebene Spital in Kabul seien eine tote Person und 26 Verletzte eingeliefert worden. Die Opfer seien fast alle Mädchen zwischen zwölf und 20 Jahren.

Stadtteil vorwiegend von schiitischen Hazara bewohnt

In dem Stadtteil, in dem sich der Anschlag ereignete und der vor allem von schiitischen Hazara bewohnt wird, fanden in der Vergangenheit immer wieder schwere Angriffe auf zivile Einrichtungen wie Bildungszentren oder etwa Sportclubs statt. Viele davon reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich. Sunnitische Extremisten wie die Mitglieder der IS-Terrormiliz bekämpfen Schiiten als Abtrünnige.

In der Hauptstadt Kabul gab es lange Zeit keine größeren Bombenanschläge mehr, seitdem die militant-islamistischen Taliban mit den USA im Vorjahr ein Abkommen unterzeichnet hatten. Stattdessen wurden viele Politiker, Geistliche sowie Intellektuelle gezielt getötet.

Taliban bestritten Täterschaft

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff. Die Taliban bestritten eine Involvierung. Ein Sprecher des Innenministeriums schrieb auf Twitter, es gebe keine Zweifel, dass der Anschlag eine Aktion der Taliban gewesen sei.

Auch Präsident Ashraf Ghani beschuldigte die Taliban. Diese hätten erneut gezeigt, dass sie nicht nur nicht bereit seien, die Krise friedlich zu lösen, sondern vielmehr den Friedensprozess so sabotieren würden, hieß es in einer Mitteilung des Präsidentenpalastes.

US-Außenministerium fordert sofortiges Ende der Gewalt

Das US-Außenministerium forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. Die Vereinigten Staaten verurteilten den „barbarischen Angriff“, hieß es in einer Mitteilung. „Wir fordern ein sofortiges Ende der Gewalt und der sinnlosen Angriffe auf unschuldige Zivilisten.“ Washington betonte, man werde das afghanische Volk weiterhin unterstützen und mit ihm zusammenarbeiten, damit die Errungenschaften der letzten zwei Jahrzehnte nicht zunichte gemacht werden.