March-5B Y2-Rakete beim Start
Reuters/China Daily
China

Raketentrümmer stürzten ins offene Meer

Die Überreste der bisher größten Weltraumrakete Chinas sind chinesischen Angaben zufolge im Indischen Ozean niedergegangenen. Der Großteil der Raketentrümmer sei am frühen Sonntagmorgen bei dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht, der Rest sei westlich der Malediven ins Meer gestürzt, hieß es.

Den Angaben zufolge verbrannten die meisten Überreste des Flugkörpers beim Eintritt in die Atmosphäre, die restlichen Trümmer seien in den Indischen Ozean gefallen. Die Rakete vom Typ „Langer Marsch 5B“ hatte am 29. April das 22 Tonnen schwere Modul „Tianhe“ (Dt.: „Himmlische Harmonie“) ins All gebracht, das den Hauptteil der chinesischen Raumstation bilden soll.

Im Vorfeld hatte es heftige Kritik an China für den unkontrollierten Absturz der Trümmer gegeben. Bedenken aus den USA und Europa, die herabstürzenden Raketenteile könnten Schaden auf der Erde anrichten, wurden von der chinesischen Zeitung „Global Times“ als „westlicher Hype“ zurückgewiesen.

„Rücksichtlos“

Das Raumfahrtkommando des US-Verteidigungsministeriums bestätigte am Sonntag, dass die Raketenteile über der Arabischen Halbinsel in die Erdatmosphäre eintraten. Der genaue Ort des Einschlags und die Streuweite der Trümmer seien aber unbekannt. Man werde keine Angaben dazu veröffentlichen. Mehrere US-Gruppen zur Beobachtung von Weltraumaktivitäten sprachen ebenfalls von einem Absturz über dem Meer, ebenso die russische Weltraumorganisation Roskomos.

Als „rücksichtslos“ bezeichnete Astrophysiker Jonathan McDowell von der Universität Harvard den Absturz. Ein Wiedereintritt in die Atmosphäre über dem Meer sei statistisch am wahrscheinlichsten gewesen, es sehe so aus, als hätte China seine Wette gewonnen. Ebenfalls herbe Kritik übte Bill Nelson von der US-Raumfahrtbehörde (NASA): China erfülle nicht die Standards für Raumfahrtnationen, die Risiken auf der Erde bei Wiedereintritten von Weltraumobjekten in die Atmosphäre zu minimieren.

Überreste stürzten auf Elfenbeinküste

China hatte sich zuletzt bemüht, die weltweite Sorge vor Schäden in besiedeltem Gebiet zu zerstreuen. Ein Großteil der Trümmer werde in der Atmosphäre verglühen, hatte das chinesische Außenministerium zuletzt erklärt und Kritik etwa aus den USA zurückgewiesen. Es war der zweite Einsatz dieses Raketentyps. Im vergangenen Jahr waren bei einem ersten Einsatz Überreste auf die Elfenbeinküste gestürzt, mehrere Gebäude in dem westafrikanischen Land wurden dabei beschädigt, verletzt wurde niemand.

Die chinesische Rakete vom Typ „Langer Marsch 5B“ vor dem Start
AP/Xinhua/Guo Wenbin
Eine Rakete vom Typ „Langer Marsch 5B“. China prescht derzeit mit seinem Weltraumprogramm voran.

China hatte die unbemannte Rakete namens „Langer Marsch 5B“ am 29. April gestartet. Sie brachte ein Modul für den Aufbau einer Raumstation ins All, die bis 2022 fertiggestellt werden soll. Dazu sind zehn weitere Raketenstarts geplant. Die Raketen vom Typ „Langer Marsch“ sind ein Hauptbestandteil von Chinas Weltraumplänen, die neben einer dauerhaften Raumstation auch Erkundungssonden zum Mond und zum Mars vorsehen.