Die in Italien nun weitgehend abgeschaffte Quarantänepflicht geht mit der ausdrücklichen Einladung an ausländische Besucherinnen und Besucher einher, die im Sommer des Vorjahres pandemiebedingt großflächig ausgeblieben sind. Geht es nach Italiens Premier Mario Draghi, soll der Tourismus nun zentraler „Baustein für den Neustart“ werden. „Jetzt könnt ihr euren Urlaub in Italien buchen. Wir können es kaum erwarten, euch wieder willkommen zu heißen“, wie Draghi in diesem Zusammenhang Mitte Mai im Rahmen eines G-7-Treffens in London sagte.
Im Zentrum der in Italien landesweit in Kraft getretenen Lockerungsmaßnahmen steht ein etwa auch für Binnenreisen angedachter „Grüner Pass“. Dabei handelt es sich nicht um einen Pass im eigentlichen Sinn – sondern um eine Bescheinigung, mit der man entweder eine Impfung, eine überstandene Covid-19-Erkrankung oder einen negativen CoV-Test nachweisen kann. Erfahrungen damit gibt es bereits in Italiens nördlichster Provinz, wo ein „Corona Pass Südtirol“ bereits seit Ende April etwa als Eintrittskarte für die Gastronomie in Verwendung ist.
Startschuss mit 26.000 Sonnenschirmen
Neben der nun deutlich vereinfachten Einreise aus dem Schengen-Raum, Großbritannien und Israel will Italien auch verstärkt auf „coronavirusfreie Flüge“ setzen, um den Tourismus wieder in Bewegung zu bringen. Neben den Flughäfen in Rom und Mailand werden CoV-freie Flüge auf den Airports von Venedig und Neapel getestet. Davon sollen nach Angaben aus Italiens Gesundheitsministerium Passagiere aus Kanada, Japan, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten profitieren.
Weitere Lockerungen könnten Regierungsangaben zufolge bereits am Mittwoch folgen. Die Tourismusbranche zeigt sich jedenfalls – etwa mit vielen bereits geöffneten Badeanstalten – gerüstet. Als Zeichen des erhofften Neustarts wurden am Freitag knapp 26.000 Sonnenschirme an den friaulischen Stränden Lignano Sabbiadoro, Muggia Grado bis Triest geöffnet. Die Touristikbranche wartet dort nun auch auf die Ankunft österreichischer Gäste – wie viele bereits über Pfingsten Richtung Italien aufbrechen, hängt wohl noch davon ab, ob bis dahin eine bisher noch drohende Quarantäne bei der Rückreise nach Österreich fällt.
Start für Strandsaison in Italien
In Italien hat offiziell die Strandsaison begonnen. Die Einreise aus der EU ist nun auch ohne Quarantäne möglich.
„Die dunklen Wolken der Angst hinter uns“
Mit der Lockerung etlicher Coronavirus-Beschränkungen hat am Freitag auch Griechenland offiziell die Urlaubssaison eröffnet. „Wir lassen die dunklen Wolken der Angst und Unsicherheit hinter uns“, sagte dazu Tourismusminister Harry Theoharis. So wie in Italien war auch in Griechenland im vergangenen Jahr die Reisesaison wegen der Pandemie fast gänzlich ausgefallen.
Nun erwarten Gastronomen, Hoteliers und Geschäftsbesitzer die angelaufene Saison mit Hoffnung und Bangen gleichermaßen. Auch wegen des Saisonstarts wird in den Urlaubszielen kräftig geimpft – um Touristen mit „CoV-freien Inseln“ zu locken. Schließlich können Griechenland-Reisende seit Freitag mit Impfbescheinigung auf Deutsch, Französisch, Spanisch bzw. Russisch ins Land kommen und müssen damit nicht in Quarantäne. Zuvor war das nur mit einer englischen Bestätigung möglich. Eine Einreise ohne anschließende Quarantäne ist auch möglich, wenn die Reisenden einen negativen PCR-Test vorweisen können.
Griechenland wirbt um Urlauber
In Griechenland macht der Tourismus rund 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus. 2020 haben die Verluste 75 Prozent betragen, das kann sich Griechenland nicht nochmals leisten und wirbt jetzt um ausländische Urlauber.
Die griechische Regierung hob bereits Mitte April die Reisebeschränkungen für Geimpfte auf. Im Rahmen der nun umgesetzten Lockerungen sind unter anderem die Reiseverbote zwischen den meisten griechischen Regionen wieder gefallen. Einheimische müssen zudem das Verlassen ihrer Wohnungen nicht mehr per SMS bei den Behörden anmelden. Museen dürfen nach siebenmonatigem Lockdown wieder öffnen. Wer auf eine der griechischen Inseln mit dem Schiff oder Flugzeug reist, muss allerdings einen Impfnachweis bzw. einen negativen Coronavirus-Test vorlegen.
Spanien nach sechs Monaten nicht mehr im Notstand
Mit dem nach rund sechs Monaten am Sonntag beendeten Notstand und den damit einhergehenden Lockerungen in vielen Regionen gibt es auch aus Spanien ein deutliches Zeichen einer Entspannung. Damit ist die Einreise aus allen EU- und schengenassoziierten Staaten möglich. Die Testpflicht für Einreisen aus einem Risikogebiet im Ausland besteht neben etlichen weiteren pandemiebedingten Restriktionen aber nach wie vor.
Nach einer Zeit großer Entbehrungen stehe nun aber wieder Optimismus auf dem Programm, teilte etwa die kanarische Tourismusministerin Yaiza Castilla via Twitter mit. „Unsere Bürgerinnen und Bürger haben in den vergangenen Monaten große Opfer gebracht, um ein niedriges Infektionsgeschehen zu erreichen“, sagte die Regierungschefin der Belearen, Francina Armengol, die nun grundsätzlich eine sichere Sommersaison 2021 erwartet.
Priorität habe laut Armengol nun aber ein verantwortungsvoller Tourismus: „Wir wünschen uns viele Familien, Sport-, Kultur- und Gastronomietouristen.“ Schwierig sei es hingegen mit Partyurlaub. „Das Nachtleben folgt später, wahrscheinlich nicht mehr in diesem Sommer.“ Deutlich wird damit: Ungeachtet der quer durch Europa zuletzt umgesetzten und vor der Umsetzung stehenden Lockerungsschritte ist die Coronavirus-Krise nicht ausgestanden. Daran erinnert auch das Außenministerium, in dessen Reisehinweisen es noch heißt: „Von allen nicht notwendigen Reisen wird weiterhin abgeraten.“