NEOS: ÖVP mit „Sudel-Dossiers“ über Ausschussabgeordnete

Der Fraktionschef der ÖVP im „Ibiza“-U-Ausschuss soll unabsichtlich eine E-Mail an NEOS-Fraktionschefin Stephanie Krisper geschickt haben. Darin enthalten seien „Sudel-Dossiers“ über Krisper und über SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer. Das berichtete gestern NEOS-Generalsekretär Nikola Donig heute.

NEOS ortet „Dirty Campaigning“ gegen Mitglieder des U-Ausschusses seitens der ÖVP. Der ÖVP-Klub lege „Sudel-Dossiers“ über Abgeordnete der Opposition an, um die Mandatare und den U-Ausschuss zu „diskreditieren“, so Donig. ÖVP-Fraktionschef Hanger sprach von einer „Faktensammlung“.

Mail zu angeblichen Dossiers erhalten

Heute habe Krisper eine E-Mail von ÖVP-Fraktionsführer Andreas Hanger bekommen, aus der hervorgehe, dass Referenten und Abgeordnete des ÖVP-Klubs mit einer niederösterreichischen PR-Agentur Dossiers über Mitglieder des „Ibiza“-U-Ausschusses anlegten, berichtete Donig.

Dass die Mail an Krisper ging, sei wohl offensichtlich ein Versehen gewesen, meint NEOS. In der Mail finden sich demnach (öffentlich bekannte) Zitate von Krisper sowie von anderen über Krainer und Krisper. Im Anhang war laut Donig aber auch ein rund 50-seitiges Dossier über Krainer.

Hanger bestritt die Zusammenstellung der Unterlagen nicht. Für ihn sind die Dossiers aber eine „reine Faktensammlung, welche die aufgeheizte Stimmung im U-Ausschuss dokumentiert“. Hier von „Dirty Campaigning“ zu sprechen sei ein weiteres Zeugnis der künstlich erzeugten Aufregung und Skandalisierung rund um den U-Ausschuss, so Hanger in einer Aussendung: „Wenn hier jemand ‚diskreditiert‘, so sind es einzelne Oppositionspolitiker – nämlich sich selbst durch ihr Verhalten im U-Ausschuss.“

„Gehört aufgeklärt“

Klubförderung als öffentliches Geld sei nicht dazu da, solche Dossiers zu erstellen, meinte hingegen NEOS-Vizeklubchef Nikolaus Scherak. Außerdem wirke es so, als seien geheime Informationen vom ÖVP-Klub an die PR-Agentur weitergeleitet wurden – man prüfe das nun. So sei es etwa nicht erlaubt, vorläufige Protokolle weiterzuschicken.

„Das gehört aufgeklärt“, betonte Donig jedenfalls. NEOS will nun wissen, gegen wen abgesehen von Krainer es noch Dossiers gebe im ÖVP-Klub und wer genau damit beschäftigt sei. Zudem interessiert Donig, was Klubchef August Wöginger und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka davon wissen, und was ÖVP-Chef Kanzler Sebastian Kurz dazu sage, der sich ja stets gegen „Anpatzen“ ausgesprochen habe.

Scherak kritisierte, dass es immer wieder Angriffe der ÖVP auf den Untersuchungsausschuss, „das wichtigste Aufklärungsinstrument des Parlaments“, gebe. Es sei „gefährlich für die Demokratie“, wenn Dossiers über Abgeordnete erstellt werden, um sie zu diskreditieren. Er erwarte sich, dass sich Sobotka nun endlich „schützend“ vor das Parlament, die Opposition und den Untersuchungsausschuss stellt, forderte Scherak.

Die „nächste Entgleisung gegen das Parlament“ ortete unterdessen der stv. SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried. Es könne „auch nur der ÖVP einfallen, am selben Tag die politische Kultur in Österreich zu beweinen und dann solche Anpatzpapiere zu verschicken“. Die ÖVP sollte sich lieber mit den Ermittlungen gegen Kanzler Sabstian Kurz (ÖVP) auseinandersetzen, so Leichtfried.