Vorbereitungen in einem Cafe vor der Öffnung
APA/Georg Hochmuth
Gastro, Tourismus

Vorfreude und Sorge vor Öffnung

Österreich öffnet wieder. Am Mittwoch sperren die von vielen herbeigesehnten Gastronomie- und Tourismusbetriebe sowie Kultur- und Sportstätten nach monatelanger coronavirusbedingter Schließung wieder auf. Regierung und Länder feiern das als großen Erfolg, doch einige meinen, die Öffnungsschritte seien mit Vorsicht zu genießen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) zeigten sich am Montag „voller Vorfreude“ auf die bevorstehenden Öffnungen in Tourismus und Gastronomie. Der 19. Mai sei „Startpunkt für unseren Kampf zurück zur Normalität“, sagte Kurz in einer Pressekonferenz im Berghotel Tulbingerkogel in Mauerbach in Niederösterreich. Die Buchungslage sei den Rückmeldungen zufolge gut, hieß es.

Die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen bezeichneten Kurz und Mikl-Leitner als herausfordernd für die Betriebe. „All das ist eine Frage der Zeit“, sagte Kurz: „Wir werden mit entsprechendem Impffortschritt die Sicherheitsvorkehrungen zurückfahren können, sodass wir im Sommer zur Normalität zurückkehren können.“

„In wunderbaren Sommer hineinstarten“

Niederösterreichs Landeshauptfrau sagte, nach einer langen und vor allem harten Zeit sowohl für Betriebe als auch für Besucherinnen und Besucher verspüre man eine „unglaubliche Dynamik und Vorfreude“ der Gastgeberinnen und Gastgeber sowie Hoteliers. Viele Gastronomie- und Tourismusbetriebe seien in den nächsten Tagen und Wochen ausgebucht. „Wir können in einen wunderbaren Sommer hineinstarten“, so Mikl-Leitner. Das Entscheidende sei aber das Thema Sicherheit: „Jeder möchte den Urlaub genießen und sich vor allem auch sicher fühlen.“

Letzte Vorbereitungen in einem Cafe vor der Öffnung
APA/Georg Hochmuth
Die letzten Vorbereitungen sind in vollem Gange

Der niederösterreichische Tourismuslandesrat Jochen Danninger (ÖVP) äußerte die „Hoffnung, dass nun die lange Zeit der Lockdowns endgültig vorbei ist“. Er zeigte sich überzeugt, dass sich Gäste sowie Gastgeberinnen und Gastgeber vorbildlich an die Maßnahmen halten werden: „Allen ist bewusst: Sicherheit ist das oberste Gebot.“

Weiters sagte der Tourismuslandesrat: „Das Wirtshaus ist keine Teststraße. Bitte planen Sie Ihren Besuch beim Wirten und gehen Sie vorher testen.“ Testen an Ort und Stelle solle die Ausnahme bleiben. Gastronominnen und Gastronomen berichteten in Niederösterreich jedenfalls bereits über einen Ansturm auf die Buchungssysteme und von „glühenden Leitungen“ – mehr dazu in noe.ORF.at.

Köstinger warnt vor Leichtsinn

„Ganz entscheidend wird sein, dass uns das Aufsperren gelingt“, sagte unterdessen Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Montag in einer Onlinepressekonferenz. Unter Verweis auf die Sicherheitsregeln Maske, Abstand und Testen mahnte sie vor Leichtsinn. „Israel mit 60 Prozent Impfquote musste nochmals schließen“, so Köstinger. Ein Szenario, das es zu vermeiden gelte. „Wir versuchen alles, um über die nächsten Wochen zu kommen.“ Der „Grüne Pass“ für Getestete, Geimpfte und Genesene soll ein Stück Freiheit und Sicherheit beim Reisen zurückgeben. „Ab Anfang Juni wir es den digitalen QR-Code der EU geben“, so die Ministerin.

„Wir machen sicherer auf als die anderen“, meinte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. „Das Testen hat sehr viel gebracht, aber ohne eine hohe Impfquote werden wir nicht zu den sichersten Tourismusländern der Welt gehören“, räumte der WKÖ-Präsident ein. Eine gute Durchimpfung der Bevölkerung gilt als wichtig – auch für die Außenwirkung bei der Vermarktung Österreichs.

Vorreiter Vorarlberg

Was in acht Bundesländern am Mittwoch neu ist, ist in Vorarlberg schon erprobt. Dennoch ist die Vorfreude in den Branchen auch im westlichsten Bundesland groß. Die seit Mitte März bestehende „Modellregion Vorarlberg“ – sie umfasst neben Öffnungsschritten in der Gastronomie auch solche in Kultur und Sport – gilt im Bundesland als Vorreiter- und Vorzeigeprojekt. Das Erreichte möchte man nun ausbauen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Eine Frau geht an einem Schanigarten vorbei
APA/Dietmar Stiplovsek
Wieder im Gastgarten sitzen – in Vorarlberg schon Realität

Öffnungen für Wirte vorerst „kaum rentabel“

Andernorts besteht die Sorge, dass nicht vom ersten Moment an alles glattgehen könnte. Ob das Öffnen von Beginn an wirtschaftlich rentabel ist, bezweifelte etwa der oberösterreichische Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger. Der Aufwand zur Überprüfung, ob Gäste getestet, geimpft oder genesen seien, sei enorm. Tests im Gasthaus kann auch er sich nur in Ausnahmefällen vorstellen.

Die Personalsituation sei schon vor der Pandemie fordernd gewesen. Viele hätten die Branche verlassen, wie viele zurückkommen, werde sich zeigen. „Im ersten Öffnungsschritt werden noch nicht alle gebraucht“, so der Wirtesprecher, es würden aber händeringend Leute gesucht. Im Tourismus gebe es unterdessen viele Anfragen, bei den Buchungen seien die Gäste aber noch zurückhaltend, so die oberösterreichische Tourismussprecherin Elisabeth Kierner – mehr dazu in ooe.ORF.at.

„Wir sind kein Lazarett“

Die erste Zeit werde schwierig, sorgen sich auch Salzburgs Wirtinnen und Wirte sowie Hoteliers. Die vielen Beschränkungen könnten Gäste nach einem ersten Hoch eher abschrecken, fürchten sie. Und man sei ja ein Restaurant und „kein Lazarett“, sagte Salzburgs Starkoch Karl Obauer. „Wir bieten diese Möglichkeit (des Testens, Anm.) zwar an, aber uns ist es lieber, wenn jeder sein eigenes Testergebnis mitbringt.“ Die Branche hofft darum auf eine baldige weitere Lockerung der Regeln.

Eine Hotelangestellte bei Vorbereitungen vor der Öffnung
APA/Robert Jaeger
Auch die Hotels bereiten sich vor

Gute Aussichten gebe es für die Ferienhotellerie auf dem Land, meldete die APA nach einer Umfrage bei Betrieben. „Wir sind schon relativ voll, aber nicht bis zum Anschlag. Aber bei uns reservieren die Leute recht kurzfristig“, sagte Alexander Weitlaner vom Hammerwirt in Oberalm: „Wir haben viele große Tische im Lokal. Wenn das Wetter nicht mitspielt und die Gäste nicht draußen sitzen können, wird uns die Vierpersonenregel vor Herausforderungen stellen“ – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

„Nicht der Zeitpunkt zu jammern“

Auch wenn man ob der Abstandsregel Tische verlieren werde, „ist jetzt sicher nicht der Zeitpunkt zu jammern, sondern wir sind froh, dass wir wieder aufsperren dürfen“, sagte Matthias Mirth, Sprecher der Gastronomen in der Wirtschaftskammer Burgenland, am Montag auf APA-Anfrage.

Schon am Tag der Öffnung selbst seien die Mittagstische gut reserviert, auch für das darauffolgende Wochenende gebe es viele Reservierungen. Die Hotels seien vor allem im Bereich der Thermen gut gebucht, sagte Helmut Tury, WK-Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Steiermark freut sich auf „fulminanten Start“

In der Steiermark freuen sich die Gastronominnen und Gastronomen sowie die Hoteliers auf den 19. Mai wie auf Weihnachten: „Nur noch zweimal schlafen“, sagte der Bundesspartenobmann der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, Johann Spreitzhofer. „Wir hoffen, dass alles gutgeht und die Gäste alle zufrieden sind. Wir haben uns intensiv vorbereitet – mit Präventionskonzepten, Covid-Beauftragten in den Betrieben sowie den Registrierungsdetails“, so Spritzhofer, der selbst in St. Kathrein am Offenegg ein Landhotel führt.

Die Buchungslage sei jedenfalls ausgezeichnet: „Es war ein fulminanter Start, als klar war, dass wir am 19. Mai aufsperren. Die verlängerten Wochenenden waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht“, so Spreitzhofer. Die Gäste würden großteils schon vor der Anreise darüber informiert, was sie mitbringen müssen, sagte der Spartenobmann – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Und auch Kärntens Wirte gehen hochmotiviert, dennoch mit Sorgen in die Öffnung am Mittwoch. Die Buchungslage zeige die Sehnsucht der Menschen nach Geselligkeit und „normalem Leben“, sagte Gastrospartenobmann Stefan Sternad. Bei den Auflagen hofft die Branche auf baldige Lockerungen, bei den Kontrollen sei Pragmatismus gefragt, so Sternad.

Tiroler optimistisch

In Tirol blickt man der Öffnung am Mittwoch optimistisch entgegen. Mario Gerber, Spartenobmann für Hotellerie in der Tiroler Wirtschaftskammer, und Alois Rainer, Tirols WK-Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, sprachen unisono von einer guten Buchungslage. Die Kontrolle der CoV-Tests trübe Optimismus und Freude zwar, meinte Gerber gegenüber der APA, zudem würde tägliches Testen zu einer „Wettbewerbsverzerrung“ führen.

Obwohl das tägliche Testen der Gäste einen Mehraufwand darstelle, steht für Gerber, auch ÖVP-Landtagsabgeordneter, das Thema „nicht zur Diskussion“. „Ohne Testen wäre eine Öffnung nicht möglich“, sagte Gerber, selbst Hotelier. Den Schlüssel sah er in „dokumentierten Selbsttests“ der Gäste, die online erfasst oder im Beisein einer „Vertrauensperson“ durchgeführt werden und dann für 24 bzw. 48 Stunden gültig sind.

Fahrgeschäfte im Prater verlangen Zutrittstests

Im Wiener Wurstelprater gilt das, was auch überall sonst gilt – und zwar die „3-G-Regel“: getestet, geimpft oder genesen. Auch bei Riesenrad, Autodrom und Co. müssen also negative Tests, Impfzertifikate oder der Nachweis einer überstandenen Covid-19-Erkrankung vorgezeigt werden. Das wird laut Betreibern auch überprüft – mehr dazu in wien.ORF.at.

Außerdem erhalten die Wiener Wirtinnen und Wirte ein digitales Gästeregistrierungstool. Kellnerinnen und Kellner sollen zudem mehrmals pro Woche getestet werden, wenn das nicht möglich ist, müssen sie FFP2-Maske tragen. Ansonsten reicht ein Mund-Nasen-Schutz – mehr dazu in wien.ORF.at. Und im Burgenland wurde unterdessen eine eigene Handy-App für die Eintrittstests entwickelt, die am Mittwoch in Betrieb gehen wird – mehr dazu in burgenland.ORF.at.