Zyklon vor Indien
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Mitten in CoV-Pandemie

Indien rüstet sich für Megazyklon

Indien rüstet sich mitten in der schweren CoV-Krise des Landes gegen den Zyklon „Tauktae“. Im Mittelpunkt: der westliche Bundesstaat Gujarat. Meteorologen warnten, dass es der stärkste Zyklon seit mehr als 20 Jahren wird. Die Vorboten erreichten indes bereits das Festland. Mindestens 14 Menschen starben infolge der heftigen Regenfälle und Winde am Wochenende, wie die Behörden mitteilten.

Die Meteorologen erwarteten, dass der Zyklon am Dienstag in Gujarat mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Stundenkilometern auf Land prallen wird. Der Sturm sei zu einem „extrem starken Zyklon“ geworden, hieß es vonseiten indischer Meteorologen, wie die BBC berichtete.

Gujarat und der benachbarte Bundesstaat Maharashtra sind im Alarmzustand. Der Zyklon kommt für Indien zur Unzeit. Die Spitäler sind durch die CoV-Pandemie überfüllt bzw. die Kapazitäten weit überschritten. So hat man in der Hauptstadt von Maharashtra, der Hafenmetropole Mumbai, bereits 580 Covid-19-Patienten und -Patientinnen verlegt.

Ein Ast auf einer Straße in Mumbai
APA/AFP/Indranil Mukherjee
Starke Niederschläge und Winde sorgten bereits für Zerstörungen

Impfkampagne ausgesetzt

Mehr als 150.000 Menschen sollten in den Küstengebieten von Gujarat aus ihren Häusern und Wohnungen in Sicherheit gebracht werden. Fischer wurden aufgefordert, bis Dienstag nicht auf See hinauszufahren. Wegen des Tropensturms sollte die Impfkampagne gegen das Coronavirus in Gujarat am Montag und Dienstag ausgesetzt werden.

„Tauktae“ bewegte sich parallel zur indischen Westküste nach Norden. Im südwestlichen Bundesstaat Karnataka wurden nach Angaben der regionalen Behörden mehrere Städte und Dörfer überflutet, vier Menschen kamen dort ums Leben. Im weiter nördlich gelegenen Bundesstaat Goa kamen zwei Menschen durch die Ausläufer des Zyklons ums Leben. In diesem Bundesstaat kam es zu Störungen in der Stromversorgung. Rund 200 Häuser wurden dort nach Angaben der Behörden beschädigt. Flüge in das bei Touristen beliebte Goa seien abgesagt worden, hieß es in indischen Medien.

Menschen ziehen ein Boot an Land in Veraval im indischen Bundesstaat Gujarat
Reuters/Amit Dave
Fischer ziehen ihr Boot als Vorbereitung auf den Zyklon aus dem Wasser

Spur der Verwüstung

In diesen Bundesstaaten hatten bereits seit Freitag starker Regen und Wind zu Überschwemmungen und schweren Schäden geführt. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder zerstört und Bäume entwurzelt. Hunderttausende Menschen aus diesen Gebieten seien in Sicherheit gebracht worden. Entlang der Küste waren mehr als 75 Rettungsteams des nationalen Katastrophenschutzes im Einsatz. Weitere 22 stünden zudem bereit.

Laut einer Prognose der indischen Wetterbehörde sollte der tropische Wirbelsturm, der sich über dem Arabischen Meer gebildet hatte und dann an Kerala und Karnataka vorbeigezogen war, am Dienstag an der Küste Gujarats auf Land treffen.

Experte: CoV-Höhepunkt noch nicht überschritten

Die zweite CoV-Welle hat Indien im Griff. Nach rasanten Anstiegen in den letzten Wochen in dem Land mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern sinkt die Zahl der Neuinfektionen nach offiziellen Angaben erstmals seit dem 21. April wieder unter die Marke von 300.000. Es habe zuletzt 281.386 neue Fälle gegeben, sagte das Gesundheitsministerium am Montag.

Zwischenzeitlich hatte es mehr als 400.000 binnen eines Tages gegeben. Die Zahl der Toten stieg um 4.106 auf knapp 274.390. Der Chefwissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde indes in der Zeitung „Hindu“ mit den Worten zitiert, es gebe große Teile Indiens, in denen der Höhepunkt noch nicht überschritten sein dürfte. Einige Experten sagen, dass die tatsächlichen Zahlen fünf- bis zehnmal höher als die offiziellen sein könnten.