Auf überschwemmter Straße gestrandete Busse in Mumbai (Indien)
AP/Rafiq Maqbool
Mehrere Todesopfer

Megazyklon erreicht indisches Festland

Der stärkste Zyklon seit Jahrzehnten, „Tauktae“, ist am Montagabend (Ortszeit) auf das indische Festland getroffen. Er erreichte die Küste des westindischen Bundesstaats Gujarat, teilte der zuständige meteorologische Dienst mit. Mehrere Menschen starben seit dem Wochenende, rund 150.000 Personen werden in Sicherheit gebracht. Der Zeitpunkt ist aufgrund der CoV-Pandemie besonders ungünstig, viele Spitäler im Land sind überlastet.

Der Wirbelsturm erreiche Windgeschwindigkeiten von bis zu 165 km/h, schreibt der indische meteorologische Dienst auf Twitter. Mindestens 20 Menschen starben seit der Entstehung des Sturms Ende letzter Woche, hieß es Montagabend.

Der Regierungschef von Gujarat sagte am Montag, dass 150.000 Menschen in temporären Unterkünften in Sicherheit gebracht worden seien. Flughäfen in der Region wurden geschlossen, berichtete die „Times of India“. Der Sturm sei zu einem „extrem starken Zyklon“ geworden, hieß es zuvor vonseiten indischer Meteorologen, wie die BBC berichtete.

Hohe Wellen brechen an der Küste von Mumbai (Indien)
APA/AFP/Sujit Jaiswal
Der Wirbelsturm erreichte am Montag die Westküste Indiens

Spitäler durch Pandemie überfüllt

Gujarat und der benachbarte Bundesstaat Maharashtra sind im Alarmzustand. Der Zyklon kommt für Indien zur Unzeit. Die Spitäler sind durch die CoV-Pandemie überfüllt bzw. die Kapazitäten weit überschritten. So hat man in der Hauptstadt von Maharashtra, der Hafenmetropole Mumbai, bereits 580 Covid-19-Patienten und -Patientinnen verlegt.

Impfkampagne ausgesetzt

Mehr als 150.000 Menschen sollten in den Küstengebieten von Gujarat aus ihren Häusern und Wohnungen in Sicherheit gebracht werden. Fischer wurden aufgefordert, bis Dienstag nicht auf See hinauszufahren. Wegen des Tropensturms sollte die Impfkampagne gegen das Coronavirus in Gujarat am Montag und Dienstag ausgesetzt werden.

„Tauktae“ bewegte sich parallel zur indischen Westküste nach Norden. Im südwestlichen Bundesstaat Karnataka wurden nach Angaben der regionalen Behörden mehrere Städte und Dörfer überflutet, vier Menschen kamen dort ums Leben. Im weiter nördlich gelegenen Bundesstaat Goa kamen zwei Menschen durch die Ausläufer des Zyklons ums Leben. In diesem Bundesstaat kam es zu Störungen in der Stromversorgung. Rund 200 Häuser wurden dort nach Angaben der Behörden beschädigt. Flüge in das bei Touristen beliebte Goa seien abgesagt worden, hieß es in indischen Medien.

Menschen ziehen ein Boot an Land in Veraval im indischen Bundesstaat Gujarat
Reuters/Amit Dave
Fischer ziehen ihr Boot als Vorbereitung auf den Zyklon aus dem Wasser

Spur der Verwüstung

In diesen Bundesstaaten hatten bereits seit Freitag starker Regen und Wind zu Überschwemmungen und schweren Schäden geführt. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder zerstört und Bäume entwurzelt. Hunderttausende Menschen aus diesen Gebieten seien in Sicherheit gebracht worden. Entlang der Küste waren mehr als 75 Rettungsteams des nationalen Katastrophenschutzes im Einsatz. Weitere 22 stünden zudem bereit.

Ein Ast auf einer Straße in Mumbai
APA/AFP/Indranil Mukherjee
Starke Niederschläge und Winde sorgten bereits für Zerstörungen

Experte: CoV-Höhepunkt noch nicht überschritten

Die zweite CoV-Welle hat Indien im Griff. Nach rasanten Anstiegen in den letzten Wochen in dem Land mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern sinkt die Zahl der Neuinfektionen nach offiziellen Angaben erstmals seit dem 21. April wieder unter die Marke von 300.000. Es habe zuletzt 281.386 neue Fälle gegeben, sagte das Gesundheitsministerium am Montag.

Zwischenzeitlich hatte es mehr als 400.000 binnen eines Tages gegeben. Die Zahl der Toten stieg um 4.106 auf knapp 274.390. Der Chefwissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde indes in der Zeitung „Hindu“ mit den Worten zitiert, es gebe große Teile Indiens, in denen der Höhepunkt noch nicht überschritten sein dürfte. Einige Experten sagen, dass die tatsächlichen Zahlen fünf- bis zehnmal höher als die offiziellen sein könnten.​