Pädagogin mit Kindergartenkind
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Steigende Belastungen

Kindergartenpersonal unter hohem Druck

Mangelndes Personal, fehlende Wertschätzung, geringes Gehalt – Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen kämpfen wohl seit jeher mit hohen Belastungen. Die Pandemie dürfte diese nun noch einmal verstärkt haben, wie aktuelle Studien zeigen. Auch die Politik nahm sich des Themas bereits an.

Die Coronavirus-Pandemie wirke wie ein Brennglas, durch das „bestehende Missstände sichtbar gemacht und verstärkt“ würden: Zu diesem Ergebnis kamen zwei von der Bildungspsychologin Christiane Spiel (Uni Wien) betreute Studien. Laut den Ergebnissen berichteten 90 Prozent der Befragten von stetig steigenden Anforderungen, 79 Prozent von großem Zeitdruck und zwei Drittel von häufigem Stress.

Spiel und ihre Kollegin Julia Reiter betreuten eine von Master-Studierenden durchgeführte Onlinefragebogenstudie, an der rund 600 Elementarpädagoginnen teilnahmen, sowie eine Interviewstudie mit zehn Personen. Durchgeführt wurden die Befragungen im April 2021, die Ergebnisse sind aufgrund der Selbstselektion des teilnehmenden Kindergartenpersonals allerdings nicht repräsentativ.

Pädagoge mit Kindergartenkind
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Vor allem der Personalmangel stellt eine große Belastung dar. Und: Nur rund zwei Prozent der Pädagogen sind männlich.

Schwierige Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung

Unter anderem wurden die Befragten gebeten, ihre Arbeitszufriedenheit anhand unterschiedlicher Aspekte auf einer Skala von eins (überhaupt nicht zufrieden) bis sieben (voll und ganz zufrieden) zu bewerten. Am positivsten wurden dabei die Kollegenschaft (5,74) und die Tätigkeit generell (4,91) eingestuft.

Am negativsten wurden Bezahlung (2,48) und Arbeitsbedingungen (3,05) beurteilt. 64 Prozent gaben an, Schwierigkeiten damit zu haben, am Abend beim Nachhausekommen „abzuschalten“; 72 Prozent sagten, sie dächten abends noch über die Arbeit nach, bei zwei Drittel sei das schon in der Früh direkt nach dem Aufwachen der Fall.

Auffällig für die Forscherinnen: Als große Belastungsfaktoren und Herausforderungen seien bei der Studie keineswegs nur Covid-19-spezifische Faktoren genannt worden. Dazu zählen etwa der administrative Aufwand und die Schwierigkeit, eine gesunde Work-Life-Balance herzustellen. Es kämen noch mangelnde Wertschätzung, Schwierigkeiten in der Elternarbeit und das zu geringe Gehalt hinzu.

Pädagogin in einem Kindergarten
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Die Pandemie macht bestehende Missstände sichtbar und verstärkt diese – auch im Berufsalltag der Kindergartenpädagoginnen

Personalmangel als großes Thema

Vor allem der Personalmangel und die damit verbundene Notwendigkeit der Betreuung zu großer Gruppen stellten eine hohe Belastung dar; ein Problem, mit dem elementarpädagogische Einrichtungen (Kindergarten, Krippe, Kindergruppen, Tageseltern) schon lange kämpfen.

Ab Herbst soll folglich eine neue Ausbildungsschiene für Quereinsteiger an Pädagogischen Hochschulen (PH) starten. Der Hochschullehrgang Elementarpädagogik richtet sich dabei nicht nur an Absolventen der Bildungswissenschaften, sondern auch an Quereinsteiger wie Volks- und Sonderschullehrer.

Die Beschränkung auf diese beiden Schulformen wird im Bildungsministerium damit begründet, dass es dort mit dem Klassenlehrersystem eine ähnliche Struktur gibt und es sich um ähnliche Altersgruppen handelt. Das im Regierungsprogramm vereinbarte Modell für Quereinsteiger sieht je 25 Plätze an insgesamt vier PHs vor. Am Personalmangel dürfte das zwar so schnell nichts ändern, doch die Nachfrage nach dem neuen Angebot ist laut Netzwerk Elementare Bildung (NeBÖ) hoch.

Im Regierungsprogramm ist zudem von einer „Stärkung der elementaren Bildung“ und einer „Attraktivierung des Berufsfeldes Kindergartenpädagogik“ zu lesen. In einem Videogespräch mit Kindergartenpädagoginnen betonte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen Ende April, dass sich die Berufsgruppe „ganz besonderen Herausforderungen stellen musste und stellen muss“.

Verstärkte Teamarbeit „positiv“

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Als positive Aspekte der vergangenen Monate nannten die Kindergartenpädagoginnen unter anderem den Zugewinn an Medienkompetenz aufgrund der erzwungenen Digitalisierung.

Außerdem habe man durch die geänderten Anforderungen die Teamarbeit verstärkt und sich deutlich mehr Flexibilität angeeignet. Viele hätten „an sich auch einen Zugewinn an Selbstständigkeit und Führungskompetenz“ beobachtet. Außerdem verbesserten sich die Kenntnisse zu Hygienemaßnahmen.