Erdogan-„Fluch“: Türkischer Botschafter einbestellt

ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg hat die scharfen Worte des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan heute zurückgewiesen und den türkischen Botschafter ins Außenamt zitiert. „Die Vorwürfe des türkischen Präsidenten richten sich von selbst. Mit Schaum vor dem Mund wird sich der Nahost-Konflikt nicht lösen lassen“, sagte Schallenberg.

Erdogan hatte die Solidarität der österreichischen Bundesregierung mit Israel im Konflikt mit der palästinensischen Hamas gestern mit harten Worten verurteilt. „Ich verfluche den österreichischen Staat. Er will wohl, dass die Muslime den Preis dafür zahlen, dass er die Juden einem Genozid unterzogen hat“, wurde er von internationalen Agenturen zitiert.

Erdogan reagierte auf das Hissen der israelischen Flagge auf dem Bundeskanzleramt und dem Außenministerium in Wien. Der Präsident kritisierte außerdem Innenminister Karl Nehammer (ÖVP), dem er „antitürkische Erklärungen“ aus „rein innenpolitischem Kalkül“ vorwarf.

Schallenberg: „Absurde Aussagen“

„Der türkische Botschafter wurde aufgrund dieser absurden Aussagen von Präsident Erdogan heute Vormittag ins Außenministerium zitiert, um ihm die österreichische Haltung ganz klar zu vermitteln“, so Schallenberg. Der Außenminister verteidigte die Politik Österreichs. „Die Hamas ist eine Terrororganisation. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie uns das Gesetz des Handelns aufzwingen“, sagte Schallenberg.

„Mit dem Rundumschlag gegen Regierungen wie die österreichische, die im Angesicht des Terrors Seite an Seite mit Israel stehen, belegen türkische Politiker einmal mehr ihr erschreckendes Rechtsverständnis. Statt Öl ins Feuer zu gießen, ist die Türkei dringend dazu aufgerufen, zur Deeskalation beizutragen.“

Fahnen wieder abgehängt

FPÖ-Chef Norbert Hofer, der das Hissen der israelischen Fahne kritisiert hatte, warf Erdogan eine „verbale und durchaus gefährliche Entgleisung“ vor. Diese könne „nicht einfach ausgesessen werden“. Hofer gab sich in einer Aussendung überzeugt, dass derart extreme Aussagen bei Zigtausenden Anhängern Erdogans in Österreich auf fruchtbaren Boden fallen werden.

Die israelischen Fahnen mit dem blauen Davidstern wurden unterdessen bereits von den Dächern der österreichischen Regierungsgebäude abgehängt. Laut einer Sprecherin von Schallenberg war das im Fall des Außenministeriums bereits am Freitagabend der Fall. Das Bundeskanzleramt entfernte die Fahne gestern Früh. „Es war immer so geplant, dass es eine zeitlich begrenzte Geste der Solidarität mit der israelischen Bevölkerung gegen Terror ist“, sagte ein Sprecher.