Vor 3.500 Zuseherinnen und Zusehern in der Halle schafften es Norwegen, Israel, Russland, Aserbaidschan, Malta, Litauen, Zypern, Schweden, Belgien und die Ukraine ins Finale. Nicht mehr dabei sind hingegen Australien, Irland, Slowenien, Nordmazedonien, Kroatien und Rumänien.
Eine der Favoritinnen für Samstag ging erst mit der letzten Startnummer ins Rennen: Destiny überzeugte mit der Elektro-Swing-Nummer „Je Me Casse“ für Malta. Mit dem Song über weibliche Selbstbestimmung wandelte sie spätestens jetzt auf den Spuren der Song-Contest-Gewinnerin von 2018, der Israelin Netta.
16 Malta: Destiny „Je Me Casse“
Belgische Überraschung
Doch das Voting hatte auch Überraschungen parat: Die belgischen Triphop-Veteranen Hooverphonic etwa. Der im Vergleich zur Konkurrenz eher melancholische Song „The Wrong Place“ wusste zu überzeugen, obwohl das im Vorfeld bezweifelt worden war. Auch der israelische Beitrag „Set Me Free“ war als zu glatter Dance-Pop kritisiert worden, Sängerin Eden Arlene, der ersten äthiopischstämmigen Teilnehmerin ihres Landes beim Bewerb, schaffte es dennoch ins Finale.
Engelchen und Teufelchen
Der norwegische Sänger Tix, der für seinen Auftritt für „Fallen Angel" tief in die Requisitenlade griff und sogar Engelsflügel anlegte, ist auch weiter. Und wo Engel sind, kann auch der Teufel nicht weit sein: „El Diablo“ der zypriotischen Teilnehmerin Elena Tsagrinou ist ebenfalls am Samstag in Finale zu hören – und das, obwohl es kaum ein Element des Beitrags gibt, das nicht zumindest unter Plagiatsverdacht steht.
Mit einem ähnlichen Auftrittskonzept und relativ viel Textilfreiheit und hautengen Kostümen bei Sängerin und Tänzerinnen ist auch Aserbaidschan weiter. Efendi darf „Mata Hari“ auch im Finale vortragen.
Folklore trifft Techno
Mit einem etwas anderen Frauenbild konnte die tadschikische Sängerin und Aktivistin Manizha für Russland punkten. Bei ihrem Auftritt mit „Russian Woman“ entstieg sie einer Matroschka und verließ damit auch das vorherrschende Frauenbild ihres Landes. Musikalisch verband sie Traditionelles mit elektronischem Sound.
Genau das machte auch die ukrainische Band Go_A, die mit „Shum“ den – geht es nach den Sozialen Netzwerken – kontroversiellsten Beitag des ersten Semifinales beisteuerte: Flötenspiel und sirenenartiger, nennen wir es: Gesang trafen Gemma-Techno.
15 Ukraine: Go_A „Shum“
Kein Finale ohne Schweden
Dass es kein Song-Contest-Finale ohne Schweden geben kann, gilt fast als ungeschriebenes Gesetz. Und tatsächlich schaffte es Sänger Tusse Jurys und Publikum zu überzeugen – auch wenn das erfolgsverwöhnte Land diesmal nicht unter den Topfavoriten gesehen wird.
Die zehn Aufsteiger komplettierten schließlich The Loop aus Litauen, die mit „Discoteque“ die Show eröffneten und mit der Textzeile „It’s okay to dance alone“ quasi auch dem Disco-Motto der Pandemie eine Bühne gaben. Sie zeigten auch, das mutigere Songentwürfe und ein bisschen Selbstironie durchaus gewürdigt werden.
Kein guter Abend für Balladen
Kein erfolgreicher Abend war es für die – ohnehin spärlich vertretenen – Balladen: Ana Soklic aus Slowenien schied mit „Amen“ genauso aus wie Sänger Vasil, der Nordmazedonien vertrat. Auch für die rumänische Sängerin Roxen war mit „Amnesia“ am Dienstag schon Schluss – obwohl der Beitrag eigentlich höher eingeschätzt wurde. Die recht düstere Nummer und der sehr überspielte Ausdruckstanz mögen vielleicht abgeschreckt haben.
Ebenfalls eher überraschend ist die kroatische Sängerin Albina mit „Tick-Tock“ ausgeschieden, sie fischte im Genre „leicht bekleidete Sängerinnen singen trashigen Dance-Pop“ im selben Publikumsteich wie Zypern und Aserbaidschan. In der eigenen Kulisse verirrt und verheddert hat sich Lesley Roy aus Irland, sie war eher beschäftigt, Scherenschnitte aus dem Weg zu räumen, und vergaß ein bisschen aufs Singen. Und zum ersten Mal nicht im Finale ist Dauergast Australien. Sängerin Montaigne, die per Video zugeschaltet war, konnte auch stimmlich nicht überzeugen.
Weiter geht’s am Donnerstag
Die weiteren zehn Endrundenteilnehmer werden im zweiten Halbfinale am Donnerstag gewählt. Da wird es auch für Österreich spannend, wenn Vincent Bueno mit der Ballade „Amen“ um den Einzug in die Endrunde kämpft. Bereits einen sicheren Platz haben die „Big Five“, die fünf großen Länder Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Deutschland, und auch Gastgeber Niederlande ist sicher beim großen Finale am Samstag dabei.