Haken in einem Schlachthaus in Argentinien
Reuters/Marcos Brindicci
Argentinien

Protest gegen Exportstopp für Rindfleisch

Ein von der Regierung für 30 Tage angekündigter Exportstopp für Rindfleisch lässt in Argentinien die Wogen hochgehen. Der Agrarverband CRA will aus Protest nun für rund eine Woche den Verkauf von Rindfleisch auch im eigenen Land komplett einstellen.

Hinter dem von der Regierung am Montag verkündeten Exportstopp stecken die zuletzt stark gestiegenen Rindfleischpreise. Präsident Alberto Fernandez sagte am Dienstag im Sender Radio 10, die Regierung könne den Preisanstieg für Rindfleisch nicht hinnehmen – das Land leide bereits unter drei Jahren Rezession und den Folgen der Coronavirus-Einschränkungen.

Argentinien hat aktuell eine der weltweit höchsten Inflationsraten, die Preise stiegen im April im Vorjahresvergleich um 46,3 Prozent. Der Preis für Rindfleisch stieg laut dem Institut für die Förderung von Rindfleisch sogar um 65,3 Prozent im Vergleich zum April 2020. Der Preisanstieg sei laut Fernandez „nicht erklärbar“, es gebe keinen wirklichen Grund dafür, „außer den Anstieg des Konsums im März und April“.

„Maßnahme verwirrt Welt und Produzenten“

Die Fleischindustrie befürchtet durch den nun anstehenden Exportstopp eine neuerliche Verschärfung der Lage. Diese Maßnahme verwirre die Welt und den Produzenten, so der Agrarverband CRA, der am Dienstag via Twitter schließlich auch ankündigte, bis zum 28. Mai den Verkauf von Rind- und Kalbsfleisch komplett einzustellen.

Die für den Export getroffenen Maßnahmen würden weder den Zugang zu Lebensmitteln verbessern, noch die Inflation dämpfen, sondern seien vielmehr ein weiterer Rückschlag für die argentinische Wirtschaft. Dem Staat wirft CRA-Präsident Jorge Chemes schließlich eine „unersättliche Besteuerung“ vor – und diese sei einer der Gründe für die hohen Kosten der Lebensmittel in Argentinien.

Verschärfung von Exportvorschriften befürchtet

Argentiniens Landwirte und Viehzüchter fürchten, dass es sich beim zunächst für 30 Tage angelegten Exportstopp nur um eine erste Restriktion von vielen handeln könnte. Bereits frühere Regierungen hätten immer wieder versucht, die Inflation der Lebensmittelpreise im Land durch die Beschränkung von Exporten einzudämmen. Chemes spricht demnach auch von einem „Deja-vu“.

Rindfleisch ist für die argentinische Exportwirtschaft nach wie vor ein gewichtiger Faktor und macht etwa fünf Prozent der gesamten Ausfuhren des Landes aus. Im März verkauften die argentinischen Bauern Rindfleisch im Wert von rund 225 Millionen US-Dollar (185 Mio. Euro) ins Ausland. Hauptabnehmer sind China, Israel, Chile und Deutschland. Argentinien ist aber auch das Land mit dem weltweit höchsten Rindfleischkonsum. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag dieser 2019 bei rund 37 Kilogramm pro Kopf und Jahr und damit deutlich vor den mit 26 Kilogramm an zweiter Stelle liegenden USA.