Ein Kellner serviert Getränke
APA/Georg Hochmuth
Beisl bis Oper

Demonstrativer Optimismus vielerorts

Von vielen sehnlichst erwartet, sind am Mittwoch österreichweit die großen Öffnungsschritte über die Bühne gegangen. Der Gastronomie wurde zwar der Start nach sieben Monaten Zwangspause leicht verregnet. Dennoch gab man sich durch die Bank optimistisch – wie auch in fast allen anderen Branchen, die nun wieder ihre Türen öffnen durften. Medienwirksam zelebrierte auch die Regierung die Öffnungen.

Hätte man den Österreicherinnen und Österreichern vor Beginn der Pandemie gesagt, dass sie einmal sechseinhalb Monate ohne Wirtshäuser, Kaffeehäuser und Beisln auskommen müssten – die meisten hätten wohl ungläubig den Kopf geschüttelt. Entsprechend waren am Mittwoch, dem Tag der Öffnungen, die Blicke auf Schanigärten und Gasträume gerichtet.

Ganz besonders groß war die – mediale – Aufmerksamkeit im Schweizerhaus im Wiener Prater. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer begingen den Öffnungstag dort mit einem Mittagessen. Dass dabei auch mancher dem Aufruf der FPÖ gefolgt war und die Regierungsvertreter mit Pfiffen begrüßte, konnte man vielleicht als Hintergrundrauschen abtun.

Der Lockdown ist zu Ende

Hotellerie, Gastronomie und Freizeitbetriebe öffnen nach monatelangem Lockdown wieder ihre Pforten. Auch Hotellerie, Kultur- und Sporteinrichtungen sind wieder in Betrieb.

„Wir denken positiv“

Dafür war der Gastgarten des Schweizerhauses im Prater aber auch gut gefüllt – ein Bild das sich nicht überall im Land zeigte. Wer wollte, konnte dafür die für Mitte Mai niedrigen Temperaturen und das Regenwetter verantwortlich machen. Und so herrschte trotz teilweise verhaltenen Gästezustroms zumeist der Optimismus. „Wir denken positiv und schauen jetzt nach vorn“, hieß es etwa im Salzburger Traditionskaffeehaus Bazar – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Berichte aus St. Pölten und Graz

Die ORF-Reporter Werner Fetz und Thomas Weber berichten, was sich am ersten Tag der Öffnungen in St. Pölten und in Graz abgespielt hat.

Geradezu überschwänglich äußerte sich am Mittwoch Robert Seeber, Obmann der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer. „Der 19. Mai 2021 wird als Tag der Renaissance in die Geschichte des österreichischen Tourismus eingehen“, meinte er und gab als Motto aus: „Nie wieder Lockdown!“

Testen und Impfen

Dafür, dass es dazu nicht mehr kommt, sollen auch die Regeln in der Gastronomie sorgen: allen voran jene, dass nur bewirtet werden darf, wer getestet, genesen oder geimpft ist. Die Frage, ob die Gäste diese Auflagen auch mittragen würden, wurde am ersten Öffnungstag dann durchgehend positiv beantwortet. Das zeigte sich auch beim Ansturm auf die Testangebote der Länder. Bis 15.00 Uhr waren etwa in Oberösterreich doppelt so viele Testtermine gebucht worden wie am Mittwoch der Vorwoche.

Gast im Studio: Peter Klimek, MedUni Wien

Im Juni könnte die Maskenpflicht fallen, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek von der Meduni Wien gegenüber „Wien heute“. Voraussetzung dafür sei aber, dass 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung voll geimpft sind.

Zwar lag die Zahl der von den Ministerien gemeldeten Neuinfektionen mit 899 am Öffnungstag merklich höher als an den Tagen zuvor. Doch auch von Expertenseite wurde am Mittwoch der Optimismus bemüht. Komplexitätsforscher Peter Klimek stellte gegenüber „Wien heute“ sogar in den Raum, dass im Juni Maßnahmen wie die Maskenpflicht gelockert werden könnten. Voraussetzung dafür sei allerdings, schnell mit dem Impfen voranzukommen und bis dahin 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert zu haben. In der Zwischenzeit sollte man auf jeden Fall weiter auf Tests setzen, so Klimek – mehr dazu in wien.ORF.at.

Dank an Kulturschaffende

Eintrittstests öffnen freilich nicht nur die Türen der Gastronomie. Auch um ins Theater, Kino oder in die Oper zu gehen, braucht es entweder Test, überstandene CoV-Infektion oder Impfung. Auflagen, von denen die Kulturbranche freilich immer wieder bekräftigte, sie gerne mitzutragen. Und so führte der Öffnungstag die Regierungsvertreter nach dem Mittagessen auch noch in eines jener Häuser, die gerne als Flaggschiffe des heimischen Kulturschaffens bezeichnet werden: Auf der Feststiege der Wiener Oper dankten die Regierungspolitikerinnen und -politiker den Kulturschaffenden denn auch vor allem für ihr Verständnis und ihr Durchhaltevermögen. Das Verhältnis von Kultur und Politik war in der Pandemie und den verhängten Lockdowns nicht immer ein einfaches gewesen.

Bundeskanzler Sebastian Kurz, Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Kulturminister Werner Kogler in der Wiener Staatsoper
APA/Herbert Neubauer
Nach dem Schweizerhaus ging es für die Regierungsabordnung in die Staatsoper

Kurz nannte Kunst und Kultur „Bereiche, die wesentlich sind für die österreichische Seele und die österreichische Identität“. „Live is live – das macht den Unterschied. Immer, wenn was fehlt, merkt man, was man zum Leben braucht“, hieß es von Kogler. Köstinger nannte Kunst und Kultur einen wichtigen Faktor für den Städtetourismus. Mayer sprach von „großer Erleichterung“: „Wir bekommen ein großes Stück unserer Lebensqualität wieder zurück. Heute geht es wieder los, und ich bin zuversichtlich, dass es dieses Mal auch so bleiben wird.“

Es sei „ein großer Tag für uns“, versicherte Staatsoperndirektor Bogdan Roscic, der die Regierungsabordnung gemeinsam mit der kaufmännischen Direktorin Petra Bohuslav begrüßte. Kulturstaatssekretärin Mayer verbrachte den ersten Abend nach dem Kultur-Lockdown dann allerdings nicht in der Staatsoper bei der Premiere des „Faust“, sondern im Rabenhof bei „Der Herr Karl“.

Zweigeteiltes Bild in Hotellerie

Keinen Besuch statteten die Regierungsvertreter am Mittwoch der Hotellerie ab. Bis sich die besonders stark von der Pandemie betroffene Stadthotellerie wieder erholt hat, dürfte es auch noch deutlich länger dauern, rechnet die Branche. Während sich die Ferienhotellerie rasch wieder erholen dürfte, stecke die Stadthotellerie nach wie vor tief in der Krise. Die Gäste aus Asien und den USA fehlten, daran werde sich auch in den kommenden Monaten nichts ändern, sagte etwa die Chefin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer.

„In der Ferienhotellerie, zum Beispiel in den Thermen, sieht es im Moment sehr gut aus – die, die im Mai immer viele Gäste hatten, haben auch jetzt viele“, so die ÖHV-Chefin. Auch für die Monate Juli und August ist Reitterer zuversichtlich: „Das wird sich heuer in einen so guten Sommer wie letztes Jahr entwickeln.“ Darauf ließen zuletzt auch die Buchungszahlen der Hotels an den Kärntner Seen schließen – mehr dazu in kärnten.ORF.at.

Auf schnelle Erholung hoffen mit Beginn der Öffnungen auch die Fitnessstudios. Bei vielen Gästen war am Mittwoch jedenfalls die Freude groß, endlich wieder in Gesellschaft am eigenen Körper zu arbeiten. Und auch in den Schwimmbädern freuten sich viele wieder aufs Bahnenziehen – mehr dazu in wien.ORF.at. Wenngleich den Sprung ins Freibecken an diesem Tag – anders als der Wiener Gesundheitslandesrat Peter Hacker – die meisten dann doch sein ließen.