Vincent Bueno (Österreich)
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Song Contest

Semifinale Endstation für Vincent Bueno

Es hat nicht sollen sein: Der österreichische Kandidat Vincent Bueno ist beim Semifinale des Song Contests am Donnerstag gescheitert. Publikum und Jurys wählten für die Finalplätze am Samstag zehn andere Länder, darunter die Mitfavoriten Island, Schweiz und Bulgarien. Bueno zeigte sich in einer ersten Reaktion gefasst – und auch nicht enttäuscht.

In minimalistischem Setting und Schwarz-Weiß-Optik hatte Bueno seinen Song „Amen“ vorgetragen – und an der Performance gab es auch wenig auszusetzen. In einer ersten Reaktion sprach Bueno von einem „unvergesslichen Erlebnis“. „Ich bin gerade erst aus dem Saal herausgekommen – ohne es schönzureden: Ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Ich habe mich sehr gut auf jedes Szenario vorbereitet.“ Jetzt will der Sänger erst einmal mit seinem Team feiern – „einmal so richtig!“

Nach Paenda 2019 ist jetzt schon zum zweiten Mal in Folge kein Platz für Österreich im Song-Contest-Finale. Wie Bueno bei Publikum und Jurys abgeschnitten hat und wie knapp oder auch nicht er den Einzug verpasst hat, wird erst in der Nacht auf Sonntag nach dem Finale verkündet. Wie sich schon im ersten Semifinale zeigte, scheint heuer kein Jahrgang für Balladen zu sein – auch das mag ein Grund für das Ausscheiden gewesen zu sein.

Österreich: Vincent Bueno „Amen“

Nur zwei Balladen weiter

Im zweiten Semifinale schafften es nur zwei langsame Lieder unter die Top Ten: Im Finale vertreten ist die Schweiz mit Gjon’s Tears und der Falsettballade „Tout l’Univers“. Vor allem im Vorjahr war der Sänger hoch gehandelt worden, zumindest einen Teil dieser Vorschusslorbeeren dürften auch heuer noch nachwirken. Der Schweizer trug seinen Song auf so etwas wie Tetrisklötzen balancierend vor.

Ähnlich langsam und dennoch im Finale ist auch die bulgarische Sängerin Victoria, die in „Growing Up Is Getting Old“ gegen Depressionen ansang und für die ein hölzerner Felsen auf die Bühne gestellt wurde, um „ihre Isolation zu illustrieren“, wie es hieß.

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Senhit (San Marino)
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Weiter ist: Senhit aus San Marino mit „Adrenalina“
Stefania (Griechenland)
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Stefania aus Griechenland mit „Last Dance“
Natalia Gordienko (Moldawien)
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Natalia Gordienko mit „Sugar“ aus Moldawien
Dadi og Gagnamagnid (Island)
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Dadi og Gagnamagnid aus Island mit „10 Years“
Hurricane (Serbien)
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Huricane aus Serbien mit „Loco Loco“
Anxhela Peristeri (Albanien)
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Anxhela Peristeri aus Albanien mit „Karma“
The Black Mamba (Portugal)
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The Black Mamba aus Portugal mit „Love Is On My Side“
VICTORIA (Bulgarien)
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Victoria aus Bulgarien mit „Growing Up Is Getting Old“
Blind Channel (Finnland)
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Blind Channel aus Finnland mit „Dark Side“
Gjon’s Tears (Schweiz)
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Gjon’s Tears aus der Schweiz mit „Tout l’Univers“
Fyr Og Flamme (Dänemark)
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Ausgeschieden sind: Fyr Og Flamme aus Dänemark mit „Ove Os Pa Hinanden“
Samanta Tīna (Lettland)
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Samanta Tina aus Lettland mit „The Moon Is Rising“
Benny Cristo (Tschechien)
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Benny Cristo aus Tschechien mit „Omaga“
Tornike Kipiani (Georgien)
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Tornike Kipiani aus Georgien mit „You“
RAFAL (Polen)
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Rafal aus Polen mit „The Ride“
Vincent Bueno (Österreich)
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Vincent Bueno aus Österreich mit „Amen“
Uku Suviste (Estland)
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Uku Suviste aus Estland mit „The Lucky One“

Island begeistert auch vom Band

Unter den zehn Auserwählten für einen Finalplatz am Samstag ist jedenfalls die isländische Band Dadi og Gagnamagnid – und das, obwohl sie am Donnerstag gar nicht singen durften. Nach einem positiven Coronavirustest eines Bandmitglieds am Mittwoch wurden sie von der Bühne verbannt, und eine Aufzeichnung einer Probe vom Song „10 Years“ wurde gezeigt.

Island: Dadi og Gagnamagnid „10 Years“

Dadi Freyr und seine Mitstreiter hatten schon im Vorjahr mit „Think About Things“ mit einer tollen Popnummer und viel Selbstironie viele Fanherzen erobert, die Absage 2020 verhinderte wohl den ersten isländischen Song-Contest-Sieg der Geschichte. Nun steht die Band zwar im Finale, kann aber dort nach derzeitigem Stand wieder nicht auftreten. Was das für die Wertungen von Jurys und Publikum heißt, ist völlig offen. Könnte gar ein Song den Bewerb gewinnen, der nie live vor Publikum gesungen wurde?

Finnische Metaller bleiben im Rennen

Ins Finale geschafft hat es auch Finnland. Auf der Bühne hat sich die Band Blind Channel mit ihrem Song „Dark Side“ wesentlich mehr Mühe gegeben als beim Ausdenken von Bandnamen und Songtitel. Das Genre Nu Metal zu exhumieren hat sich also zumindest am Donnerstag ausgezahlt. Ebenfalls in Bandformation, aber mit süßen Geigenklängen und leicht souligen Anwandlungen, ist auch The Black Mamba aus Portugal am Samstag mit „Love is On My Side“ wieder zu sehen und zu hören.

Ein Wiedersehen gibt es auch mit der für Griechenland antretenden Stefania. Die in den Niederlanden geborene Sängerin ist zwar mit 18 Jahren die jüngste Starterin heuer, kann aber auf reichlich Bühnenerfahrung schon bei diversen Kinder-Contest-Shows zurückgreifen. Auf den obligaten Glitzeroverkill verzichtete sie auch nicht, dafür auf den Körper ihrer Tänzer: Der Effekt unsichtbarer Körper und damit tanzender Kleidung zeigte durchaus Wirkung, vielleicht sogar mehr als der Song „Last Dance“.

Eine Armada an Dancepop-Frauen

Die restlichen Finalplätze gingen allesamt an Sängerinnen flotter Dancepop-Nummern – durchwegs im Glitzermini vorgetragen. Die für San Marino auftretende Senhit betrat die Bühne mit einem überdimensionierten Kopfschmuck, dessen entledigt, ging es bei „Adrenalina“ ordentlich zur Sache – mit Unterstützung des US-Rappers Flo Rida.

Auch das für Serbien antretende Trio Hurricane überzeugte offenbar mit Gesang, Körpereinsatz, wehenden Haaren und sehr, sehr viel Glitzer. „Loco Loco“ heißt es demnach auch am Samstag. Ähnliches Styling gab es bei der Albanerin Anxhela Peristeri, die in Landessprache antrat und wohl erfolgreich ein „Karma“ beschwor. Und einigermaßen überraschend löste auch Natalia Gordienko mit „Sugar“ ihr Finalticket für Moldawien. Die Erfolgsquote für das Tragen eines Silberröckchens liegt dabei bei hundert Prozent – bei beiden Semifinale.

Männer haben das Nachsehen

Bemerkenswert: Unter den sieben am Donnerstag Ausgeschiedenen ist nur eine einzige Frau, Samanta Tina aus Lettland. Ihr „The Moon Is Rising“ mit Dubstep-Elementen konnte offenbar weniger überzeugen als die ähnlich gebauten Nummern ihrer Konkurrentinnen.

Keine Chance auf das Finale hatte der polnische Sänger Rafal. Selbst ein Großaufgebot an Pyrotechnik konnte nicht gegen die Kälte ankommen, die vom Auftritt und der dahinplätschernden 80ies-Synthie-Nummer „The Ride“ ausging. Auch Uku Suviste aus Estland blieb entgegen seiner im Songtitel „The Lucky One“ ausgedrückten Hoffnung glücklos. Zu farblos waren Auftritt und Lied.

Hoffnungslos gut gelaunt schien das dänische Duo Dänemark Fyr og Flamme, doch ihr in Dänisch gesungener Song erinnerte zu sehr an jene Dinge in den 1980er Jahren, die man gerne vergessen hat. Einigermaßen sympathisch ging Benny Cristo für Tschechien ans Werk, sein funkiger Song hinterließ aber wohl zu wenig Spuren. Und wohl zu minimalistisch war „You“, die Ballade des Georgiers Tornike Kipiani, auch er muss am Samstag zuschauen.