RH-Kritik an Ausmaß der Lebensmittelverschwendung

Der Rechnungshof (RH) prangert das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung an und legt dem Umwelt- und Klimaschutzministerium nahe, gemeinsam mit dem Landwirtschafts- und dem Konsumentenschutzministerium eine Gegenstrategie vorzulegen. „Dabei wären alle Sektoren der Lebensmittelkette einzubeziehen“, auch Landwirtschaft und Produktion, heißt es im heute vorgelegten Prüfbericht.

790.790 Tonnen an vermeidbaren Essensabfällen fallen in Österreich jährlich an. Auf diese Zahl kommt der RH mit den Daten, die er für den Bericht „Verringerung der Lebensmittelverschwendung – Umsetzung des Unterziels 12.3 der Agenda 2030“ eruiert hat.

Kritik an fehlenden Zahlen

Die Haushalte tragen laut Rechnungshof mit 206.990 Tonnen am meisten zur Jahresmenge bei. In der Außer-Haus-Verpflegung landen 175.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle im Müll. Der Handel verursache mit 120.000 Tonnen die geringste Menge aller Sektoren.

Das sei jedoch ein „näherungsweiser Überblick“ mit Daten, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhoben wurden. Aktuelle, systematisch und umfassend erhobene Zahlen über das tatsächliche Ausmaß fehlen, lautet eine Kritik Richtung Umwelt- und Klimaschutzministerium. Daher werde es auch nicht möglich sein zu beurteilen, ob das UNO-Ziel für nachhaltige Entwicklung erreicht wird, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf zu halbieren.

Umfassende Strategie gefordert

Im Regierungsprogramm 2020–2024 ist ein Verbot der Entsorgung genusstauglicher Nahrungsmittel im Lebensmitteleinzelhandel verankert. Derzeit gibt es ein auf Freiwilligkeit basierendes Kooperationsmodell. Der Rechnungshof empfiehlt dem Ministerium, im Falle einer gesetzlichen Verpflichtung für die Unternehmen zum Spenden von Lebensmitteln die infrastrukturellen, logistischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu bedenken.

Das Klimaschutzministerium setzt laut RH in Sachen nachhaltige Entwicklungsziele auf das Aktionsprogramm „Lebensmittel sind kostbar!“ sowie das Abfallvermeidungsprogramm, beide würden vor allem auf die Sektoren Handel, Außer-Haus-Verpflegung und privater Konsum abzielen. Was fehle, sei eine umfassende Strategie, monieren die Prüfer.

Ein Umdenken und Wandel im Konsumverhalten „kann nur unter Einbindung von Landwirtschaft und Produktion funktionieren“, sagte NEOS-Konsumentenschutzsprecher Felix Eypeltauer. NEOS-Rechungshofausschuss-Vorsitzender Douglas Hoyos kritisierte „die magere Informations- und Datenlage“.

„Wir müssen gesamtgesellschaftliche Lösungen finden“, sagte die grüne Konsumentenschutzsprecherin Ulrike Fischer. Grünen-Umweltsprecherin Astrid Rössler sah im Rechnungshof-Bericht aber auch eine Bestätigung, „dass wir mit unserem Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung ein ganz wichtiges Maßnahmenpaket erarbeiten, das an den richtigen Hebeln ansetzt“.