Bob Dylan ist 80

Seine Lieder prägten die 1960er Jahre, mit trotzigem Pioniermut erneuerte er Folk, Rock und Blues. Dabei schrieb er große Songliteratur, die ihm 2016 den Literaturnobelpreis einbrachte. Heute wird Bob Dylan 80 Jahre alt – und immer noch ist der „Picasso unter den Songwritern“, wie ihn sein Kollege Leonhard Cohen einmal nannte, hochkreativ.

Erst 2020 hat Dylan es mit „Murder Most Foul“, einem unerwartet veröffentlichten 17-Minuten-Epos auf Platz eins der Charts gebracht und das weltweit gefeierte Album „Rough And Rowdy Ways“ veröffentlicht. Mit dem Verkauf seines Liedkatalogs an den Musikmulti Universal irritierte Dylan letzten Dezember manche Verehrer – 300 Millionen US-Dollar soll ihm der Deal eingetragen haben.

Wechselnde Stile und Images

Seine Karriere strotzt von plötzlichen Wechseln in Stil und Image. Auf ein einzelnes Bild ließ sich Dylan nie festlegen. Vom Folk- und Protestsänger der US-Bürgerrechtsbewegung in den 1960ern über den hitzigen Gitarrenrocker und den sinnsuchenden Christenmenschen bis zum altersweisen Blues-Raben war alles dabei. Diese Wandelbarkeit hat ihm eine Fangemeinde eingebracht, die als „Dylanologen“ mit oft wissenschaftlichen Eifer jedes Wort des Meisters sezieren.

Bob Dylan
AP

Der als Robert Allen Zimmerman am 24. Mai 1941 in Duluth/Minnesota geborene Dylan begann seine Karriere in regionalen Rock ’n’ Roll Bands. Dann entdeckte er 1959 die neue Folk-Bewegung, kombinierte Gitarre und Mundharmonika mit seinem nasalen Gesang. Das führte ihn ins New Yorker Szeneviertel Greenwich Village – bald darauf mit neuem Künstlernamen, den er sich beim walisischen Dichter Dylan Thomas lieh. Seine Vorbilder: der linke Folk-Sänger Woody Guthrie und schwarze Blues-Musiker wie Robert Johnson und Leadbelly.

Zwischen Protest und Folkrock

Der Durchbruch folgte 1963 mit dem Lied „Blowin’ In The Wind“. Wütende Songs wie „Masters Of War“ und „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ machten Dylan zu einer Galionsfigur des gesellschaftlichen Umbruchs in den USA und darüber hinaus. Die Rolle des Akustik-Folk-Idols wollte Dylan aber ebenso wenig annehmen wie die des politischen Vorkämpfers.

Also veränderte er sich, beeindruckt von den Beatles und Rolling Stones, zum ersten Mal in seiner Karriere – zum Rockmusiker mit elektrischer Gitarre und Band. Mit „Bringing It All Back Home“, „Highway 61 Revisited“ und „Blonde On Blonde“ veröffentlichte Dylan 1965/66 Folkrock-Schlüsselwerke, die bis heute in kaum einer Liste der besten Popalben aller Zeiten fehlen. Der Innovator komponierte in Serie große Songs, die auch Anleihen an Country, Blues und Gospel enthielten, mit Texten höchster Qualität.

Die 1970er und 1980er Jahre waren schwierig für Dylan: die Trennung von seiner Frau Sara, eine mühsame Suche nach Religion und Spiritualität und Phasen der künstlerischen Stagnation ließen es still um ihn werden. Auf der Plusseite standen der originelle Musikzirkus „Rolling Thunder Revue“ 1975/76, kommerzielle Erfolge mit der All-Star-Band Traveling Wilburys und der Beginn seiner seither nur durch die Pandemie unterbrochenen „Never Ending Tour“ mit zeitweise rund 100 Konzerten pro Jahr.

Überzeugendes Alterswerk

Mit dem ersten Alterswerk „Time Out Of Mind“ rehabilitierte sich Dylan 1997 im großen Stil und gewann für „das beste Album des Jahres“ einen seiner insgesamt zehn Grammys als Solokünstler. Danach wurde er seinem Ikonenstatus noch alle paar Jahre mit starken Platten gerecht, etwa „Modern Times“ (2006), „Tempest“ (2012) oder „Rough And Rowdy Ways“ (2020). Weit über 100 Millionen Tonträger soll Dylan verkauft haben.

Debatte um Literaturnobelpreis

Eine große Debatte löste der 2016 an Dylan „für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“ vergebene Literaturnobelpreis aus. Dylan weigerte sich, dem Protokoll zu folgen und an der Zeremonie in Stockholm teilzunehmen, stattdessen sang seine Freundin Patti Smith für ihn eines seiner Lieder. Monate später, im April 2017, nahm der US-Amerikaner – quasi ohne Öffentlichkeit – die Ehrung dann doch entgegen.

Zum runden Geburtstag ehrt Ö1 den vielfältigen Musiker mit einem Programmschwerpunkt.

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