Die Polizei von El Salvador war von einem Mordfall ausgegangen. Der Ex-Polizist Hugo Ernesto Osorio Chavez war kürzlich für den Mord an einer 57-jährigen Frau und deren Tochter verhaftet worden. Chavez, zuvor bereits sexueller Vergehen verdächtigt, gestand die beiden Tötungen. Er rechnete offenbar nicht damit, dass die Polizei mit einem Forensikteam bei seinem Haus rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt San Salvador anrücken würde. Die Beamten fanden schnell mindestens sieben Gruben im Garten, die Leichenteile enthielten. Manche seien schon vor zwei Jahren vergraben worden, meldete die BBC.
Die Gräber könnten laut Behörden bis zu 40 Leichen enthalten, die meisten weiblich. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass manche der Opfer nicht älter als neun, sieben oder sogar zwei Jahre alt waren. Sie zu exhumieren dürfte Wochen dauern.
In die Falle gelockt
Die Polizei geht nun davon aus, dass sie es mit einer organisierten Gruppe zu tun hat, die womöglich schon seit einem Jahrzehnt Morde begeht. Mindestens zehn Personen stehen nun im Visier der Ermittler, darunter frühere Polizisten, ehemalige Soldaten sowie Menschenschmuggler, wie Polizeichef Mauricio Arriaza Chicas der Zeitung „La Prensa“ sagte. Er verdächtigte Chavez, schon seit mehreren Jahren zu morden.
„Er erzählte uns, die Opfer in den sozialen Netzwerken gefunden zu haben. Er wählte sie aus und lockte sie mit dem amerikanischen Traum“, so Arriaza Chicas. „Die zentrale Achse der Untersuchung ist sexuelle Gewalt“, sagte die Staatsanwältin Graciela Sagastume gegenüber der Presse.
Angehörige hoffen auf Informationen
Am Donnerstag waren die Untersuchungen im Haus des ehemaligen Polizisten noch im Gange. Vor dem Haus hatten sich Dutzende Menschen versammelt, die glaubten, vielleicht etwas über das Schicksal von vermissten Verwandten erfahren zu können. „Ich habe die Hoffnung, ein Familienmitglied unter den Leichen zu erkennen“, sagte Marleny Barrientos gegenüber Reuters. Sie trug ein Foto ihres Sohnes in den Händen, der 2015 verschwunden war. „Deshalb bin ich hier.“
Die Leichenfunde brachten erneut das Thema Femizid in den Fokus der Öffentlichkeit. El Salvador hat eine der höchsten Femizidraten der Region, im vergangenen Jahr gab es 70 Frauenmorde. Laut UNO sterben am Tag zwölf Frauen in Lateinamerika durch Mord.
Ein ähnlicher Fall wie in San Salvador machte zeitgleich in Mexiko Schlagzeilen. Dort wurde ein 72-Jähriger verhaftet, der Serienmorde begangen haben soll. Im Zuge der Ermittlungen in einem Fall fanden Polizeikräfte die Überreste mehrerer Personen in seinem Haus.