Prinzessin Latifa
Screenshot bbc.com
Mysteriöses Foto

Lebenszeichen von vermisster Prinzessin

Seit Monaten fehlt von Prinzessin Latifa jede Spur. Nun ist auf Instagram ein Foto aufgetaucht, auf dem das angeblich gefangen gehaltene Mitglied der königlichen Familie der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zu sehen sein soll. Warum das Bild gerade jetzt öffentlich wurde, ist unklar – einem Aktivisten zufolge gibt es allerdings Bewegung in dem Fall.

„Ich bin eine Geisel, und diese Villa wurde in ein Gefängnis umgewandelt“, sagte Latifa in dem Video, das die BBC im Februar ausstrahlte. Die 35-jährige Scheicha berichtet darin davon, dass sie in einer abgeriegelten Villa festgehalten werden soll. Sie habe Angst um ihr Leben, sagte die Tochter des Emirs von Dubai. Nach der Veröffentlichung des Videos schalteten sich Großbritanniens Regierung und die Vereinten Nationen (UNO) Anfang März in den Fall ein und forderten von der Regierung der VAE ein Lebenszeichen von Latifa. Die Gespräche verliefen ergebnislos, die Prinzessin blieb verschwunden.

Vergangene Woche soll nun auf gleich zwei Instagram-Accounts ein Bild der Verschollenen aufgetaucht sein, meldete die BBC am Samstag. Ein Freund Latifas habe der BBC bestätigt, dass es sich bei der Frau tatsächlich um die vermisste Prinzessin handelt, berichtete der Sender. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht.

„Ein netter Abend mit Freundinnen“

Das Bild scheint die Prinzessin im Kreise zweier Frauen im Einkaufszentrum Mall of the Emirates (MoE) zu zeigen. Die beiden Frauen seien Bekannte Latifas, hieß es aus dem Umfeld der 35-Jährigen gegenüber der BBC. Auf dem Tisch vor den Frauen stehen Kaffeebecher aus Karton, zudem sieht man zwei schwarze Gesichtsmasken.

AP/United Arab Emirates Ministry of Foreign Affairs and International Cooperation
AP/United Arab Emirates Ministry of Foreign Affairs and International Cooperation
Scheicha Latifa (links) im Jahr 2018 mit der früheren UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson

Der genaue Zeitpunkt der Aufnahme sowie der exakte Ort der Aufnahme im Einkaufszentrum sind unbekannt. Einen Hinweis liefert die Werbung für einen Kinofilm, die im Hintergrund zu sehen ist. „Demon Slayer: Mugen Train“ kam am 13. Mai in die Kinos der Vereinigten Arabischen Emirate. Das Foto wurde am Donnerstag auf den Instagram-Accounts der beiden Frauen gepostet. Eine davon schrieb darunter: „Ein netter Abend mit Freundinnen im MoE“.

Veröffentlichung „kein Zufall“

Das Auftauchen der Bilder ist laut BBC weder „zufällig“ noch „unabsichtlich“ erfolgt. Im Hintergrund gebe es „geheim gehaltene“ Entwicklungen, meldete der Sender, ohne weitere Details zu nennen. David Haigh, Mitbegründer der Organisation „Free Latifa“, die sich für die Freilassung der 35-Jährigen einsetzt, verriet dem Sender zumindest, in welche Richtung es geht: „Wir können bestätigen, dass es einige potenziell signifikante und positive Entwicklungen gegeben hat.“

Mehr könne man zu diesem Zeitpunkt nicht sagen, eine weitere Stellungnahme werde es zu einem „angemessenen Zeitpunkt“ geben, so Haigh. Die Botschaft der VAE wollte sich gegenüber der BBC nicht äußern. Auch die UNO gab kein Statement ab, erklärte aber, ein „überzeugendes Lebenszeichen“ im Fall Latifa zu erwarten.

Fluchtversuch per Schlauchboot

Latifa ist eines von 25 Kindern von Mohammed bin Raschid al-Maktum, einem der reichsten Staatsoberhäupter der Welt, Herrscher von Dubai und in Personalunion Vizepräsident, Premierminister und Verteidigungsminister der VAE. Vor zwei Jahren soll sie vergeblich versucht haben, das Emirat am Persischen Golf gegen den Willen ihres Vaters zu verlassen. Eine Menschenrechtsgruppe veröffentlichte ein Video über ihren spektakulären Fluchtversuch.

Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktoum
AP/Amr Nabil
Mohammed bin Raschid al-Maktum ist eines der reichsten Staatsoberhäupter der Welt

Latifa sei verkleidet aus Dubai mit einer Freundin in einem Auto zur Küste und von dort mit einem Schlauchboot und Jetskis zu einem bereitstehenden Boot geflohen. Doch letztlich sei sie von einer Sondereinheit vor der indischen Küste gefasst und gewaltsam zurückgebracht worden – das sagen zumindest Latifas Unterstützer.

Gerichtsurteile des High Court in London

Latifas ältere Schwester Schamsa war bereits im Jahr 2000 in Cambridge entführt und nach Dubai zurückgebracht worden, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Die beiden Schwestern sollen seither gefangen gehalten werden. Im März hatte der High Court in London Scheich Mohammed für die Entführung seiner zwei Töchter und die Einschüchterung einer seiner Ehefrauen, Prinzessin Haja bint al-Hussein, verantwortlich gemacht. In einem Fall stellte das Gericht sogar Folter fest.

Wie britische Medien berichteten, habe Latifa seit 2019 darauf gedrängt, die Entführung ihrer älteren Schwester Schamsa erneut zu untersuchen. Das gehe aus einem von Latifas Freunden an die britische Polizei übermittelten Brief hervor, wie unter anderem die BBC berichtete. Die Anwälte Scheich Mohammeds wiesen die Vorwürfe zurück. Der Vater handle im Interesse der Töchter.