„Poppea“ an der Staatsoper: Neue Netrebko für Wien?

Den Namen Slavka Zamecnikova, das neue Ensemblemitglied an der Wiener Staatsoper, wird man sich merken müssen. Samstagabend feierte sie das Publikum in ihrer ersten Hauptrolle als neuen Stern am Wiener Opernhimmel. Und es wird schon von einer neuen Netrebko geraunt.

Zum Finale einer coronavirusbedingt komplett durcheinandergewürfelten Saison hat sich die Staatsoper noch zwei große Klassiker verordnet: Bevor Barrie Kosky am 10. Juni Verdis „Macbeth“ auf die Bühne wuchtet, entführte man gestern zurück ins Barock und zeigte Claudio Monteverdis „L’Incoronazione di Poppea“ in der Handschrift des belgischen Theatermachers Jan Lauwers und seiner Needcompany, der diese Inszenierung bei den Salzburger Festspielen 2018 erstmals präsentiert hatte.

Slavka Zamecnikova (Poppea) und Ensemble an der Wiener Staatsoper.
Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
Neben Kate Lindsey der große Star des Abends und neuer Stern am Wiener Opernfirmament: Slavka Zamecnikova

Das Wiener Publikum zeigte sich deutlich euphorischer als jenes in Salzburg vor drei Jahren – und dass diese Inszenierung so gut bestehen kann, liegt, wie der Blick in die Kritiken zeigt, an der sängerischen Aufstellung. Mezzosopranistin Kate Lindsey überzeugte wie damals in Salzburg als Nerone – und gab die Rolle des „durchgeknallten“ Nerones, wie APA-Kollegin Maria Scholl befand, noch „durchtriebener“ als in Salzburg. „Mit Slavka Zamecnikova“, so Scholl weiter, „ist ein Stern am Wiener Opernhimmel aufgegangen, der wohl noch große internationale Leuchtkraft entwickeln wird. Ihre erste Hauptrolle am Haus als Poppea geht über vor Spielfreude und Bühnenpräsenz, mit ihrem luxuriösen Sopran, hell, nobel und mühelos, aber auch in ihrem Äußeren, erinnert sie wohl manche an eine junge Netrebko.“

Musikalischer Fingerzeig

Statt der Arts Florissants wie in Salzburg hat man in Wien auf den Concentus Musicus zurückgegriffen und sich unter Pablo Heras-Casado starke Prachtmomente bei der kompletten musikalischen Neueinstudierung geholt. Dass nun auch die Handschrift der Needcompany im Haus am Ring zu sehen ist, zeigt deutlich: Hier sind definitiv in allen Bereichen neue Zeiten angebrochen.

Hintergründe zur „Poppea“ von Jan Lauwers gibt es auch in der Erstkritik zu den Salzburger Festspielen 2018 – mehr dazu in ORF.at/salzburgerfestspiele18.