UNO sieht „ernstes Risiko“ einer Hungersnot in Tigray

UNO-Nothilfekoordinator Mark Lowcock hat vor einer Hungersnot in der äthiopischen Krisenregion Tigray gewarnt. „Konkrete Maßnahmen sind dringend erforderlich, um den Teufelskreis zwischen bewaffnetem Konflikt, Gewalt und Ernährungsunsicherheit zu durchbrechen“, teilte Lowcock gestern mit.

Er forderte die UNO-Mitgliedsstaaten auf, „alle möglichen Schritte zu unternehmen, um eine Hungersnot zu verhindern“.

Aktuell seien „mindestens 20 Prozent der Bevölkerung in diesem Gebiet von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen“, hieß es in dem Schreiben. Es bestehe ein „ernstes Risiko einer Hungersnot, wenn die Hilfe nicht in den nächsten zwei Monaten aufgestockt wird“.

Zugang für Hilfsorganisationen verschlechtert

Lowcock zufolge seien mehr als 90 Prozent der Ernte und 80 Prozent des Viehbestandes in der Region geplündert oder zerstört worden. Gleichzeitig habe sich der Zugang für Hilfsorganisationen trotz einzelner Fortschritte verschlechtert. In den vergangenen sechs Monaten seien in Tigray acht Mitarbeiter von Hilfsorganisationen getötet worden.

Äthiopische Regierungstruppen hatten im November eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Seither sind die geschätzt sechs Millionen Einwohner der Region großteils vom Rest der Welt abgeschnitten.

Im Zuge des Konfliktes waren auch Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea einmarschiert, denen Massaker an der Zivilbevölkerung und sexuelle Gewalt gegen Frauen vorgeworfen werden.

Kämpfe gehen weiter

Auch mehr als sechs Monate nach dem Einmarsch der äthiopischen Truppen gehen die Kämpfe weiter. Experten warnen vor einer drohenden humanitären Katastrophe. Nach Darstellung von Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed ist die Region jedoch zur Normalität zurückgekehrt. Seinen Angaben zufolge werden Lebensmittel und andere Hilfsgüter an die Bevölkerung geliefert.