Unreife Erdbeeren
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Es wird wärmer

Ende eines ungewöhnlich kühlen Frühlings

Ein ungewöhnlich kalter Frühling neigt sich dem Ende zu. März, April und Mai waren zusammen so kalt wie seit mindestens 25 Jahren nicht mehr. Aber im Laufe der nächsten Woche wird es endlich wärmer, und der Sommer startet dann einen Anlauf.

In anderen Jahren konnte man im April und Mai schon baden, heuer war alles anders. Die Seen sind noch eiskalt, auf den Bergen liegt noch viel Schnee, und die Vegetation hinkt hinterher. So startet beispielsweise die Erdbeersaison dieser Tage mit deutlicher Verspätung.

Der Frühling war ungewöhnlich kalt, aber nicht extrem. Noch in den 1960ern und 1970ern wäre er ganz normal gewesen. Seitdem schlug aber der Klimawandel zu, und es wurde von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer wärmer. Verglichen mit den letzten 30 Jahren ist der heurige Frühling aber fast zwei Grad kälter. Ähnlich kalte Frühjahre gab es zuletzt 1991 und 1996, deutlich kälter war der Frühling 1987.

Kühl, aber zu trocken

Auch wenn es in der letzten Zeit häufig regnete und es sich in der subjektiven Wahrnehmung bei vielen um einen nassen Frühling handelte, die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache. Der Frühling bilanziert fast in ganz Österreich zu trocken, es fehlen rund 25 Prozent an Regen, besonders weil der März und der April rekordverdächtig niederschlagsarm waren.

Eine Frau mit Kinderwagen geht bei regnerischem Wetter am einer grünen, teils mit Schnee bedeckten, Wiese vorbei
APA/Barbara Gindl
Teils mit Schnee bedeckte Wiesen waren im Frühling keine Seltenheit

Der Mai machte aber noch einiges wett. In Klagenfurt und auf dem Loiblpass in Kärnten etwa zählt der Mai zu den regenreichsten überhaupt, seit es Messungen gibt.

Auffällig wenige Gewitter

Auffällig ist in diesem Frühling auch, dass es erst sehr wenige Gewitter gab, denn im Mai startet normalerweise die Gewittersaison. 2021 ist das bisher blitzärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn in Österreich. Mit ein Grund: der viele Schnee.

Ausgangspunkt für Gewitter sind die Berge, weil dort die Sonneneinstrahlung die Luft zum Aufsteigen zwingt und Gewittertürme bilden lässt. Weil heuer der Schnee aber noch bis unter der Waldgrenze liegt, wird viel von der Sonnenenenergie vom Schnee zurückreflektiert, und so können sich kaum Gewitter bilden.

Grafik zu warmen Tagen im Frühling
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: ZAMG

Schnee und Wärme im März

Eineinhalb Meter hoch türmte sich Mitte März der Schnee etwa in Schröcken im Bregenzerwald in Vorarlberg. Am 20. März waren sechs der neun Landeshauptstädte weiß, auch Wien war angezuckert, und Salzburg kam auf stolze 23 Zentimeter. Tags darauf, am 21. März, blieb die Temperatur in Salzburg von früh bis spät im Minus. Ein ungewöhnlich später Eistag für die Mozart-Stadt.

In Innsbruck schneite es Mitte März sogar fast täglich, zu Spitzenzeiten lagen knapp 20 Zentimeter Schnee auf dem Flughafen. Zu Weihnachten hätten sich die Tiroler darüber wohl mehr gefreut, da war es in Innsbruck grün.

Birnhorn in den Leoganger Steinbergen
salzburg.ORF.at/Gerald Lehner
Schneebedecktes Birnhorn in den Leoganger Steinbergen

Trotzdem wurde es – für kurze Zeit – Ende März außergewöhnlich warm. Am 30. März erlebte Österreich den ersten Sommertag des Jahres: 25,2 Grad in Wolkersdorf in Niederösterreich. An über 60 Wetterstationen wurden Ende März sogar neue Wärmerekorde aufgestellt. Darunter auch in St. Andrä im Lavanttal in Kärnten mit 25,5 Grad am 31. März.

Kälterekorde im April

Eine Woche nach diesem frühesten Sommertag der Messgeschichte erlebte St. Andrä am 7. April mit minus 6,8 Grad die kälteste April-Nacht der Geschichte. Neue Kälterekorde für April wurden unter anderem auch in Zeltweg in der Steiermark, Kössen in Tirol und Windischgarsten in Oberösterreich aufgestellt.

In Graz-Thalerhof wurden minus sieben Grad gemessen. Selbst im Jänner wäre das ziemlich kalt. Alleine in der steirischen Obstwirtschaft sei durch den Frost im April ein Schaden von 23 Millionen Euro entstanden, so die Österreichische Hagelversicherung.

Wie herausragend der April war, zeigt Salzburg. Hier wurden im April so viele Frostnächte wie noch nie gezählt, nämlich acht an der Zahl in Freisaal. Und auf dem Flughafen Salzburg rutschte die Temperatur sogar in elf Nächten unter den Gefrierpunkt. Auch Schnee war im April ein Thema. Linz war am 7. des Monats weiß, das erste Mal im April seit 24 Jahren. Am 8. April war auch Wien noch einmal angezuckert. Dennoch war der April in ganz Österreich sehr trocken.

Sturm und kurze Hitze im Mai

Der Mai begann mit einem Sturm in Ostösterreich. Mit 112 km/h fegte das Sturmtief „Daniel“ über die Hohe Warte in Wien, auf der Jubiläumswarte wurden sogar 124 km/h erreicht. So eine hohe Windgeschwindigkeit im Mai wurde in Wien noch nie davor gemessen. Rund 700 Feuerwehreinsätze waren die Folge in Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland, hauptsächlich wegen umgeknickter Bäume.

Die Kälte hatte auch im Mai Hochkonjunktur. In Bregenz wurden bisher erst zwei Tage mit über 20 Grad gemessen, ein Negativrekord. Wien kam bisher auf zehn Tage über 20 Grad, auch nur halb so viel wie üblich. Selbst frostige Nächte gab es im Mai, beispielsweise in Linz-Hörsching am 8. Mai und in Horn am 26. Mai. Auch auf den Bergen war es kalt, und der Schnee wurde im Hochgebirge nicht weniger, sondern mehr. Auf der Villacher Alpe lagen Anfang Mai fast zwei Meter Schnee, in der fast 100-jährigen Messreihe belegt 2021 damit den stolzen siebenten Platz.

Dennoch bot der Sommer auch im Mai ein kurzes Gastspiel. Am 10. Mai erlebte Dornbirn durch Föhn eine außergewöhnlich frühe Tropennacht, das heißt, die Temperatur war die ganze Nacht über 20 Grad. Am Nachmittag des 10. Mai wurden dann in Salzburg und St. Wolfgang die ersten 30 Grad des Jahres in Österreich gemessen – ungewöhnlich früh im Jahr. Die folgende Nacht war in Salzburg dann sogar eine Tropennacht, überhaupt erst die zweite in der Salzburger Geschichte.

Licht am Ende des Tunnels

Mit dem 1. Juni beginnt der meteorologische Sommer. Und die Vorzeichen für die nächste Woche sehen recht vielversprechend aus. Zu Beginn der Woche ist es noch kühl und leicht wechselhaft, aber ab der Wochenmitte dürfte es von Westen her nachhaltig wärmer werden und der Sommer dürfte einen Anlauf starten.