Erneut Tote bei Protesten gegen Kolumbiens Regierung

In Kolumbien sind gestern vier Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen die Regierung getötet worden. In Cali, dem Zentrum der Proteste, bestätigte der Bürgermeister Jorge Ospina drei Tote. Zwei Personen wurden getötet, als ein Polizist in die Menge feuerte, bevor dieser selbst getötet wurde, sagte Generalstaatsanwalt Francisco Barbosa im Fernsehen. Der vierte Todesfall trug sich laut Berichten auf der Straße zwischen Cali und Candelaria zu. Präsident Ivan Duque setzt auf Härte.

Demonstration in Bogota
Reuters

Die Demonstrationen in anderen Städten verliefen größtenteils friedlich, obwohl es Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstrierenden gab. Der für die Staatsanwaltschaft tätige Polizist in Cali sei zum Zeitpunkt der Tötungen nicht im Dienst gewesen, sagte Barbosa.

Präsident: „Maximaler Einsatz“ von Militär und Polizei

Nach rund einem Monat mit Protesten verschärfte Präsident Duque den Einsatzbefehl für die Sicherheitskräfte erneut. „Von diesem Abend an beginnt der maximale Einsatz des Militärs bei der Unterstützung der Polizei in der Stadt Cali und dem Valle del Cauca“, sagte Duque.

Er entsandte außerdem mehr als 7.000 Personen zur Aufhebung von Straßenblockaden, darunter Mitglieder der Marine. In der Provinz Valle del Cauca verhängte Gouverneurin Clara Luz Roldan eine Ausgangssperre ab 19.00 Uhr.

Offiziell 19 Todesopfer

Seit dem 28. April setzen Zehntausende in allen Großstädten des Landes die Regierung erfolgreich unter Druck gesetzt, die Steuer- und Gesundheitsreformen zurückzunehmen. Finanzminister Alberto Carrasquilla musste zurücktreten.

Insgesamt wurden bisher 17 zivile Todesfälle von der Regierung bestätigt, auch zwei Polizisten wurden getötet. Menschenrechtsgruppen behaupten, dass Dutzende weitere Zivilisten von Sicherheitskräften getötet worden seien.