Kind bekommt Pflaster nach Impfung
Getty Images/FatCamera
Coronavirus

Impfaktionen auch an Schulen geplant

Nach der Zulassung des CoV-Vakzins von Biontech und Pfizer ab zwölf Jahren soll ein Großteil der Kinder und Jugendlichen aus der entsprechenden Altersgruppe bis Sommerende über die Bundesländer geimpft werden. Zudem wird es im Herbst Impfaktionen an Schulen geben, kündigte ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann an.

Die Impfung soll in den kommenden Wochen über die Impfaktionen der Bundesländer angeboten und in den Impfstraßen oder bei Ärztinnen und Ärzten erhältlich sein. „Für alle, die im Sommer keine Möglichkeit haben werden, sich impfen zu lassen, bereiten wir gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Impfaktionen an den Schulen ab dem Schulbeginn vor“, sagte Faßmann. Größere Schulen würden zu Impfzentren, in denen sich auch Schülerinnen und Schüler aus dem Umkreis impfen lassen können. Zusätzlich würden mobile Teams unterwegs sein, die kleinere Schulen anfahren und die Impfung vor Ort durchführen.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte Freitagnachmittag grünes Licht für die Verwendung des CoV-Impfstoffs von Biontech und Pfizer für die Gruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen gegeben. Am Abend folgte das Nationale Impfgremium (NIG) der Entscheidung. Über 340.000 Personen fallen in die entsprechende Altersgruppe. Das Vakzin von Biontech und Pfizer war bisher ab 16 Jahren zugelassen, die Impfstoffe von AstraZeneca, Moderna und Johnson & Johnson ab 18.

Erst wenige Jugendliche geimpft

Wegen der Altersgrenze sind hierzulande erst wenige Schülerinnen und Schüler geimpft. Immunisiert sein können schon jene Jugendlichen, die mit Risikopatientinnen und -patienten im gleichen Haushalt leben oder Berufsschülerinnen und Berufsschüler, die in ihren Lehrbetrieben mitgeimpft wurden. Gleiches gilt für Jugendliche an Schulen für Gesundheitsberufe, wo es im Rahmen der Ausbildung zu Kontakten mit Patientinnen und Patienten kommen kann.

Derzeit haben geimpfte Schülerinnen und Schüler gegenüber ihren Klassenkameraden vor allem einen Vorteil: Sie müssen sich für eine Teilnahme am Unterricht nicht dreimal pro Woche dem „Nasenbohrertest“ unterziehen, seit der Vorwoche ist die „3-G-Regel“ in Kraft. Ansonsten gelten für Geimpfte in der Schule die gleichen Regeln wie für ungeimpfte Jugendliche – sie müssen also etwa auch eine Maske tragen.

Bildungsminister Faßmann empfahl deutlich eine Teilnahme an der Impfaktion. „Die Impfung ist eine Option und zugleich die wichtigste Maßnahme, die Verbreitung des Virus zu verhindern. Impfen bedeutet Schutz vor einer Erkrankung und die Verhinderung der Ansteckung.“ Zudem ermögliche die Impfung dauerhaften Präsenzunterricht.

Priorisierung nach Risikogruppen auch bei Jungen

Auch Kinder werden entsprechend der Risikogruppenauflistung priorisiert, gesunde Kinder „absteigend nach Alter“, betonte das Nationale Impfgremium. „Bis Covid-19-Impfungen für jüngere Kinder mit erhöhtem Krankheitsrisiko zur Verfügung stehen, muss dem Schutz des Umfelds besonders hohe Wichtigkeit und Vorrang hinsichtlich einer Covid-19-Impfung eingeräumt werden“, so das NIG.

Grünes Licht für Impfung von Kindern ab zwölf

Der CoV-Impfstoff von Biontech und Pfizer kann auch Kindern ab zwölf Jahren verabreicht werden. Das entschied die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) am Freitag. Österreichs Kinder und Jugendliche ab zwölf sollen großteils bis Ende August geimpft werden.

Die Entscheidung der EMA war bereits erwartet worden. Die Daten zeigten, dass der Impfstoff auch in dieser Altersgruppe sicher sei, und die Wirksamkeit sei vergleichbar oder sogar besser als bei Erwachsenen, sagte EMA-Impfstoffexperte Marco Cavaleri bei einer Pressekonferenz. Damit ist das Vakzin von Biontech und Pfizer das erste in der EU für Kinder zugelassene.

Keine Hinweise auf schwere Komplikationen

Der Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter sagte im Ö1-Morgenjournal auf die Frage, ob er seine Kinder impfen lassen würde: „Selbstverständlich, aus einem Grund: weil natürlich auch in dieser Gruppe das Virus weiterhin sehr zirkuliert.“ Somit könne es dort auch mutieren und Probleme für die Gesamtbevölkerung machen. Die Gefahr sei für die Jüngeren selbst zwar vergleichsweise klein, eine Ansteckung könne aber Folgen haben, „die man als Vater oder als Mutter nicht haben möchte“. Das Ziel sei, „eine Bevölkerungsimmunität“ zu erreichen, und da gehöre auch das Impfen in diesen Altersgruppen dazu.

Die häufigsten Impfreaktionen sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfweh und Fieber. Diese würden bei jungen Erwachsenen stärker als bei älteren Erwachsenen ausfallen, „und so muss man auch davon ausgehen, dass durchaus Jugendliche und ältere Kinder da reagieren“, sagte der Kinderarzt und Infektiologe Volker Strenger von der Grazer Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde im Ö1-Morgenjournal. Aber selbst nach der großflächig angelaufenen Impfung für Junge in den USA liege bisher kein Hinweis vor, „dass wirklich schwere Nebenwirkungen, schwere Komplikationen auftreten“, und „vor allem nicht, dass die jetzt bei Kindern häufiger auftreten würden“.

Auch der Salzburger Kinderarzt Holger Förster rät Eltern, ihre Kinder impfen zu lasen: „Es gibt ein spezielles Syndrom, das eines von tausend Kindern auch nach harmlosen Corona-Erkrankungen bekommen kann. Es ist eine immunologische Folge. Diese Kinder kommen dann auf Intensivstationen, weil ihr Herz schwer belastet sein kann“, so Förster – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Mückstein für rasche Impfungen

Bereits vor der Entscheidung am Freitagnachmittag äußerte sich Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zur möglichen Impfung der Jüngeren. Im Falle der Zulassung sollen bis Ende des Sommers Minderjährige geimpft werden, so Mückstein bei einer Pressekonferenz. „Wir haben das Ziel, dass bis Ende August eine möglichst große Anzahl Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 geimpft sein soll.“

SPÖ und NEOS erfreut, FPÖ kritisch

„Ich halte es für die richtige Entscheidung, weil die bisherigen Daten mal sagen, dass die Impfung sicher ist bei Kindern“, sagte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner im Gespräch mit dem TV-Sender Puls 24. Das Allerwichtigste sei „die Impfstoffsicherheit, dass die Kinder hier keinem Risiko ausgesetzt sind“. Erfreut zeigte sich auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker: „Es fällt jedes Argument zur Einschränkung des Schulbetriebs weg. Damit können sich Schulen wieder befreit von Masken, Tests und Schichtbetrieb auf ihre Hauptaufgabe – die Wissensvermittlung – konzentrieren.“

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl sprach sich gegen Impfungen von Kindern aus. „Schule und Freizeitgestaltung müssen wieder ohne jegliche Einschränkungen möglich sein“, forderte er davon unabhängig ebenfalls.