Proteste in Warschau und Vilnius gegen Lukaschenko

Die Eltern des nach der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Belarus festgenommenen Regierungskritikers Roman Protassewitsch haben bei einer Demonstration in Warschau die EU und die USA zur Hilfe aufgerufen. Sie appelliere an alle EU-Länder sowie die USA, „uns bei der Befreiung Romans“ und von dessen Partnerin Sofia Sapega zu helfen, sagte Protassewitschs Mutter Natalia gestern bei der Kundgebung.

Demonstranten in Warschau
APA/AFP/Wojtek Radwanski

„Wir wollen in einem freien Land leben, in einem Land, in dem jeder das Recht hat, seine Überzeugungen auszudrücken“, fügte Protassewitschs Vater Dmitri hinzu. An der Solidaritätskundgebung für die belarussische Opposition in der polnischen Hauptstadt nahmen Hunderte Menschen teil. Die Menge rief „Lang lebe Belarus!“ und hielt Fahnen mit den rot-weißen Farben der belarussischen Opposition hoch. Auf Spruchbändern wurde Belarus unter anderem als „Nordkorea in der Mitte Europas“ bezeichnet.

Auch in Vilnius demonstrierten mehrere hundert Menschen gegen den belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko. Angeführt wurde der Protest in der litauischen Hauptstadt von der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, die im Exil in Litauen lebt. Die Demonstranten marschierten zur belarussischen Botschaft.

Millionenkredit von Russland

Unter dem Druck der neuesten Sanktionen flog Lukaschenko, dessen Land ohnehin auf Russland angewiesen ist, unterdessen zu dem russischen Staatschef Wladimir Putin. In einem ersten fünfstündigen Gespräch beklagte er sich über wachsenden Druck des Westens. Putin sicherte seinem Gast Unterstützung zu.

Es wurde vereinbart, dass Russland das Nachbarland in den kommenden Wochen mit einem Kredit in Höhe von 500 Millionen US-Dollar (411,79 Mio. Euro) unterstützen werde, teilte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit. Das Geld werde bis Ende Juni ausgezahlt.