Zehntausende demonstrieren in Brasilien gegen Bolsonaro

In Brasilien haben gestern erneut Zehntausende Menschen gegen Staatschef Jair Bolsonaro demonstriert. Die Proteste in Dutzenden Städten bezogen sich vor allem auf den laxen Umgang des rechtsextremen Staatschefs mit der Coronavirus-Pandemie, aber auch auf die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes. Die Demonstrierenden warfen Bolsonaro zudem vor, Rassismus und Gewalt in der brasilianischen Gesellschaft zu befördern. Zu den Protesten hatten linksgerichtete Organisationen und Bewegungen von Studierenden aufgerufen.

Allein in Rio de Janeiro gingen rund 10.000 Menschen gegen Bolsonaro auf die Straße. Proteste gegen den Präsidenten fanden unter anderem auch in den Metropolen Belo Horizonte, Salvador und der Hauptstadt Brasilia statt.

Tausende Demonstranten in Sao Paulo
APA/AFP/Nelson Almeida

Rund 460.000 Todesopfer

Bolsonaro wird vorgeworfen, durch Verharmlosung der Pandemie die rasante Ausbreitung des Coronavirus im größten Land Lateinamerikas befördert zu haben. Bolsonaro hatte die von dem Coronavirus ausgelöste Krankheit Covid-19 als „kleine Grippe“ bezeichnet und Maßnahmen brasilianischer Bundesstaaten und Kommunen zur Eindämmung des Virus wegen ihrer drosselnden Effekte auf die Wirtschaft kritisiert. Auch zog er die Wirksamkeit der Impfstoffe in Zweifel.

In Brasilien finden seit Monaten Proteste gegen den Präsidenten statt, die im Laufe der Zeit an Zulauf gewonnen haben. Bolsonaros Popularität ist stark geschrumpft. Laut einer Umfrage des Instituts Datafolha liegt sie bei nur noch 24 Prozent. An den vergangenen beiden Wochen hatte es aber auch Demonstrationen zur Unterstützung des Präsidenten gegeben – zu diesen Versammlungen hatte allerdings Bolsonaro selbst aufgerufen.

Brasilien gehört zu den am schlimmsten von der Pandemie heimgesuchten Ländern der Welt. Rund 460.000 Todesopfer wurden dort bisher in den offiziellen Statistiken gezählt.