Das rassistische Massaker von Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma jährt sich heuer zum 100. Mal. Am 31. Mai 1921 ermordete ein weißer Lynchmob nach Schätzungen bis zu 300 Afroamerikanerinnen und -amerikaner, über 800 Menschen wurden verletzt. Tausende Menschen verloren damals ihr Zuhause.
Zu dem Pogrom kam es, nachdem bewaffnete Schwarze versucht hatten, den Lynchmord an einem Jugendlichen zu verhindern, dem vorgeworfen wurde, eine weiße Frau missbraucht zu haben. Dick Rowland wurde am 31. Mai 1921 festgenommen, vor dem Gerichtsgebäude kam es daraufhin zu Zusammenstößen zwischen Schwarzen und Weißen.

„Schwarze Wall Street“ komplett zerstört
In der Folge bildete sich in der Nacht auf den 1. Juni ein weißer Lynchmob, der letztlich den Stadtteil Greenwood, damals als „Schwarze Wall Street“ bekannt, in Brand steckte. Die Angreifer erschossen zahlreiche Afroamerikaner, bis heute ist unklar, wie viele Menschen durch das Massaker starben.
Das wohlhabende Viertel wurde komplett verwüstet, Geschäfte, Kirchen und Häuser niedergebrannt, 8.000 Menschen wurden obdachlos. Jahrzehntelang war die Tat kein Thema in der Öffentlichkeit, erst 1997 wurde ein Untersuchungsausschuss eingerichtet, mit dem das Ereignis aufgearbeitet werden sollte.
So stellte sich etwa heraus, dass der Lynchmob unter anderem mit Waffen der Polizei ausgestattet wurde. Auch wurde er von Sicherheitskräften unterstützt. Damals gehörten große Teile der Stadtverwaltung und Polizei dem Ku-Klux-Klan an.
Jahrestag inmitten schwieriger Umstände
Der Jahrestag kommt in einer Zeit neuer Unruhen, seit dem Tod von George Floyd und breiten Debatten über Polizeigewalt ist das Verhältnis zwischen Weißen und Schwarzen in den USA neuerlich schwer belastet.

Die zuständigen Behörden warnten vor gezielter Gewalt zum Jahrestag. So finden auch die Gedenkfeiern, allen voran im Bundesstaat Oklahoma, unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Anlässlich des Jahrestages wird morgen auch US-Präsident Joe Biden Tulsa besuchen.
Überlebende vermisst Gerechtigkeit
Erst Anfang des Monats meldete sich eine der drei noch Lebenden, die das Massaker überlebt hatten, vor dem US-Kongress zu Wort: „Ich bin hier, um mein Land zu bitten anzuerkennen, was 1921 in Tulsa geschah“, sagte die 107-jährige Viola Fletcher. „Ich werde nie die Gewalt des weißen Mobs vergessen, als wir unser Haus verließen. Ich sehe immer noch, wie Schwarze erschossen werden und schwarze Körper auf der Straße liegen“, schilderte die Frau ihre Erinnerungen.